Garten-Natur-Tiere, Zwingenberg und Rodau

Die Jugendgruppe des VDH Zwingenberg, Alsbach und Umgebung mit Schriftführer Oliver Weirich beseitigten große und kleine Müllsünden an der Bembelbahn. Foto: ewi
16. April 2018 

Alte Platten und Voodoo-Puppen

Merkwürdige Müllfunde beim Frühjahrsputz an der Bembelbahn – 80 freiwillige Müllsammler sorgen für ein sauberes Zwingenberg

ZWINGENBERG, April 2018 (erh), Irgendwas mit Mutti, meint Melvin (11) und dreht die Schallplatte hin und her. Paul und Emil kommen hinzu. Mehr als Mutti können die beiden Neunjährigen auch nicht entziffern. Die Scheibe ist exakt am Mittelloch gebrochen und ziemlich verwittert, so dass außer diesem einen Wort weder der Rest des Songtitels noch der Interpret lesbar sind auf dem Aufdruck. Ein Irgendwas-mit-Mutti-Lied hört sich auf jeden Fall ziemlich nach letztem Jahrhundert an. Allzu lange dürfte die Scheibe allerdings nicht im Stadtpark liegen. Schließlich wischen die Zwingenberger Bürger ihre City regelmäßig zum Frühlingsanfang gründlich durch.

Seit Ende der 1980er Jahre läuft die Großreinemache-Aktion „Sauberes Zwingenberg“ bereits in der ältesten Bergstraßen-Stadt, betont Bürgermeister Dr. Holger Habich. Der Chef der Stadtverwaltung begrüßt die zahlreichen Helfer zur diesjährigen Auflage im Hof des Rathauses – und weist gleich zu Beginn des Putz-Events auf den Abschluss hin: gemeinsames Mittagessen im Alten Amtsgericht. „Wir sehen uns dann.“ Der Bürgermeister hat es eilig, ist allerdings nicht ausgerüstet für einen samstäglichen Outdoor-Trip. „Ich räume mein Büro auf, da ist in letzter Zeit einiges liegen geblieben“, verabschiedet sich Habich mit einem breiten Lachen in seine Amtsstube.

Manfred Rossi vom Ordnungsamt übernimmt die Einweisung der rund 80 Müllsammler, erteilt Sicherheitshinweise („Verschlossene Behälter nicht öffnen.“) und ordnet die Gruppen den einzelnen Einsatzsektoren im Stadtgebiet zu. Die Freiwilligen werden mit Schutzhandschuhen und Müllsäc-ken ausgestattet.

Den Ansturm auf die Ausgabestelle meistert Bruno Kretschmer cool und routiniert. „Ich mach das jetzt seit fast 30 Jahren“, erzählt der Mitarbeiter des Zweckverbands Kommunale Dienste Alsbach-Hähnlein-Zwingenberg, und bringt, während er den Namen seiner Dienststelle in voller Länge ausspricht, circa ein Dutzend gelbe Handschuhe unter die Leute. Kretschmer rechnet damit, dass er die Ladefläche seines LKWs wie üblich zweimal voll beladen wird mit allerlei Kram.Eine Schätzung, die Manfred Rossi später bestätigt. Ein „besonderer Schatz“ ist nicht dabei unter den vielen Fundstücken. Das Ganze geht eher in Richtung Hausmüll. Pappbecher, Flaschen, Papier. Große Müllsünden werden keine entdeckt in der Gemarkung. Rossi hat den Eindruck, die Abfallbeseitigung im öffentlichen Raum ist leicht rückläufig, Sondermüll-pflichtige Dinge und anderes Ausgedientes werden seltener „einfach so“ entsorgt. Fabienne und Laura sind im Stadtpark am Start. Die beiden sechsjährigen Mädchen haben mehr mit den übergroßen Arbeitshandschuhen zu kämpfen als mit dem Unrat. Die Rasenflächen der Grünanlage sind einigermaßen sauber. Ein paar Kippen und das grüne Einwickelpapier eines Eukalyptus-Bonbons sind rasch eingetütet. Da bleibt reichlich Zeit für ein paar Hüpfsprünge zwischendurch. „Das macht Spaß“, flöten die Mädels und springen mit dem Müllsack in ihrer Mitte davon.

Melvin und seine Kollegen, die mit der Mutti-Schallplatte, scheinen ein Händchen zu haben für skurrile Funde. „Guckt mal“, sagt Paul und hält eine kleine Puppe ohne Gesicht hoch. Gruselig. Im Gebüsch gefunden. Sieht irgendwie nach Voodoo aus. Schnell in den Sack damit!