Garten-Natur-Tiere, Seeheim-Jugenheim

Für 2019 wählten die Wühlmäuse „arten- und strukturreichen Naturwald“zu dem Biotop 2019.
07. Januar 2019 

Biotop des Jahres 2019

Arten- und strukturreicher Naturwald

SEEHEIM-JUGENHEIM, Januar 2019 (meli), Die Seeheim-Jugenheimer Naturschutzverbände NABU, BUND, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Wühlmäuse wählen jedes Jahr ein Tier, eine Pflanze oder ein Biotop des Jahres, um auf ein Stück Natur in unserer Gemeinde hin zu weisen, das besonderen Schutz und besondere Förderung verdient. Für 2019 wählten sie den „arten- und strukturreichen Naturwald“. Strukturreich meint eine Altersmischung bei Bäumen und Sträuchern, so wie das Vorhandensein kleinerer und größerer Freiflächen im Wald.

Derzeit sterben weltweit tausendmal mehr Arten aus, als es ohne menschlichen Einfluss der Fall wäre. Das betraf bisher vor allem den tropischen Regenwald. Jetzt trifft es immer stärker unsere Kleintiere: Insekten, Spinnen, Tausendfüßler, …Da sie schwer zu bestimmen sind und es nur wenige Fachleute für die kleinen Tierarten gibt, wird das ganze Ausmaß dieser Katastrophe erst in Jahrzehnten bekannt sein. Hauptursache sind die in der Landwirtschaft flächendeckend eingesetzten Gifte, welche die Insekten und deren Futterpflanzen, die Wildkräuter vernichten. Der zweite Hauptgrund ist das Ausräumen der Landschaft, die mit riesigen Mais- und Rapsfeldern immer eintöniger wird.

Gegen die Artenarmut kann an vielen Stellen etwas getan werden, auch im Wald. Der nacheiszeitliche Urwald war artenreich. Wenn ein Baumriese umfiel, entstand eine Lichtung, die lange erhalten blieb. Dafür sorgten die großen Weidetiere: Wisent, Auerochse, Wildpferd, Elch und Rothirsch. Statt derer gibt es bei uns sehr viele Rehe und ein Reh verbeißt in einem Jahr bis zu 160 000 Triebspitzen, vor allem der seltenen Baum- und Straucharten. Wenn man in unseren Bergwald nicht eingreift, entwickelt er sich deshalb zu einem reinen oder fast reinen Buchenwald. Unter den Kiefern zwischen Seeheim, Malchen und Pfungstadt bilden sich riesige Brombeerflächen. Gegen die Brombeeren setzt der Schäfer Reiner Stürz Esel und Schafe ein, welche die großen Weidetiere ersetzen und den Artenreichtum in den Pflegegebieten erhöhen. Außerdem gibt es Schutzmaßnahmen für einzelne seltene Arten.

In unseren Bergwäldern ist die finanziell wichtigste Baumart die Buche. Aber an einzelnen Stellen kann die Artenvielfalt gefördert werden. Das macht die Naturgruppe „Die Wühlmäuse“ recht erfolgreich in der letzten großen Kurve vor dem Frankenstein. Im Mai wird das Projekt eingeweiht. Das Gleiche planen sie, unterstützt vom NABU, auf einem halben Hektar an der Galgenbuche. Das wird aber immer noch von CDU und SPD blockiert, obwohl es die Gemeinde keinen Cent kosten würde.

Weiterhin suchen Naturschützer im Wald nach „Inselbiotopen“. Das sind Lebensräume, in deren Umgebung andere Bedingungen herrschen, so dass kaum Pflanzen einwandern können. In 2 feuchten Talstücken wurden Bärlauch und Märzenbecher gepflanzt, die sich prächtig vermehrt haben.

95% unserer Landesfläche werden genutzt für Siedlungen, Straßen, Landwirtschaft und den Nutzholzanbau. Auf den verbleibenden 5% müssen alle unsere Tier- und Pflanzenarten Lebensräume finden. Weil die Landwirtschaft nicht zur Kleinfelderwirtschaft zurückkehren wird, muss auch im Wald Artenvielfalt gefördert werden. Je mehr Menschen das unterstützen, umso mehr Arten wird es bei uns geben und umso abwechslungsreicher und schöner wird unsere Landschaft.