Alsbach-Hähnlein

Die beiden Ur-Gesteine Franz-Georg Kern (lli) und Karl-Heinz Heist beendeten 2017 ihre Karriere in der Bütt. Foto: Archiv 2017/ meli
31. März 2017 

„Aufhören, wenn’s am schönsten ist“

Vorhang für den „Großen und den Kleinen“ – Franz-Georg Kern und Karl-Heinz Heist beenden nach 22 Jahren Fastnacht in Alsbach ihre witzige Bühnenshow

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2017 (ede), Aus. Zwei, Franz-Georg Kern und Karl-Heinz Heist wollen nicht mehr. Die beiden Komiker, die als der „Große und der Kleine“ zur Fastnacht die Bühne rockten, hören auf. „22 Jahre waren wir beide aktiv. Da haben wir uns gesagt, die Zahl ist närrisch genug, uns zu verabschieden“, sagt Heist und Kern fügt hinzu: „Man sollte aufhören, wenn’s am schönsten ist“. Heist ergänzt: „Lieber die Leut‘ sagen schade, als ach die schon widder.“ Also verliert die Fastnacht am Melibokus zwei beliebte Bühnen-Clowns, die manchem einen Zwerchfell-Muskelkater bescherten.

„Manchmal kamen wir fürchterlich in die Bredouille, weil wir immer noch einen Witz raushauen mussten“, erzählt Franz Kern beim Gespräch im Keller der Alsbacher Feuerwehr. In Bedrängnis gerieten sie, weil sie auf die Minute genau getaktet bei der nächsten Karneval-Sitzung gebucht waren. Stress mit bis zu vier Auftritten am Abend. „Wenn die Straßen verschneit waren, konnte es eng werden“, erinnert sich das Duo. Von Alsbach nach Balkhausen, von da nach Zwingenberg, abschließend noch schnell nach Gräfenhausen. Das 22 Jahre lang. Da kommt als Lohn der Arbeit einiges an Blechorden zusammen. „Wir haben nach jedem Auftritt neben viel Applaus einen Anhänger bekommen“, klärt Kern. Wie viele? Beide zucken die Achseln. Kern: „Die hängen bei mir daheim im Schrank.“

Franz-Georg Kern, „von Natur aus kein Fastnachter“ und im Außendienst eines Rollen-Herstellers unterwegs, bekennt, dass ihm „Kokolores auf der Bühne viel Spaß macht“. Allerding hatte er sich nach der Zeit beim Christlichen Verein junger Männer (CVJM) der Kerb zugewandt, war Kerwevadder und Verfechter der Straßenkerb. Allein mit dem närrischen Gruß Helau stellten sich bei ihm die Nackenhaare, bekannt er.

Karl-Heinz Heist, „‘n Kopp größer als‘n Dackel“ und damit exakt so klein wie Bruder Hans-Joachim, der in der „Heute-Show“ im Fernsehen als Wutbürger Gernot Hassknecht bekannt wurde, sammelt die Witze das ganze Jahr über, schreibt sie auf – „und dann kommt die Hauptarbeit“. Die Gags werden ausgewählt, auf die beiden Vortragenden zugeschnitten und umgeschrieben, und es müssen elegante, geschmeidige Übergänge formuliert werden. Heists Aufgabe. Zwar habe er mal für die Gemeindevertretung Jugenheim kandidiert, sagt Heist. Das war’s dann aber auch. In den Fastnachtsvorträgen halte man sich aus der Politik heraus. „Die hat auch bei der Feuerwehr nix zu suchen“, bezieht Kern eine klare Haltung. Er ist in Alsbach bekannt, hat bei der Kommunalwahl die zweitmeisten Stimmen erhalten, sich von der CDU ansprechen lassen, sei aber nicht Mitglied geworden, sitze jetzt parteilos im Gemeindevorstand. „Ich unterwerfe mich keinem Fraktionszwang“, sagt er.

Als Busfahrer war Karl-Heinz Heist in der Region unterwegs, fuhr jahrelang den Airliner von Darmstadt zum Flughafen, die Linie 669 von Heppenheim nach Jugenheim oder die „Berglinie“ K50. Vor fünf Jahren hat er seinen Platz getauscht und zieht auf dem Bock eines Traktors den Planwagen mit weinseligen Gesellschaften durch Zwingenberg. „Ich habe als Kind davon geträumt, einen Traktor zu fahren. Im Ruhestand hab‘ ich‘s endlich geschafft“, sagt er und strahlt.

Der Große und der Kleine haben sich im Fanfarenzug der Alsbacher Feuerwehr kennengelernt. Karl-Heinz Heist war in seiner Bundeswehrzeit bei den Fluss-Pionieren, kam als Trommler zum Heeresmusikzug, danach zur Alsbacher Wehr und zum Fanfarenzug. Dort ist Franz-Georg Kern dabei, seit es in Alsbach einen Fanfarenzug gibt, ist ebenfalls Trommler und Stabführer. Er sei zunächst solo auf der Bühne unterwegs gewesen, sagt Kern. Doch als sich die beiden näher kennenlernten, kam ihnen die Idee mit den witzigen Zwiegesprächen. Heist: „Wir haben gut harmoniert“, Kern: „Und konnten uns immer aufeinander verlassen.“ Heist: „Hat immerhin 22 Jahre lang bestens geklappt.“ Vorhang und Applaus.