23. Januar 2018 

Auschwitz-Prozess: Vortrag am Gedenktag zur KZ-Befreiung

Mitschnitte von Aussagen der Opfer

LORSCH, Januar 2018 (meli), Wie in jedem Jahr werden die Stadt Lorsch und der Heimat- und Kulturverein am Gedenktag anlässlich der Öffnung und Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 eine eigene Gedenkstunde abhalten, die um 17 Uhr im Alten Rathaus stattfinden wird. Dann gibt es zum ersten Mal einen Vortrag, den Dr. Joachim-Felix Leonhard, früherer Staatssekretär für Wissenschaft und Kunst in Hessen sowie Honorarprofessor für Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin, hält. Titel: „Der erste Auschwitz-Prozess in den Jahren 1963 bis 1965 – Betrachtungen und Erinnerungen.

Leonhard, auf dessen Initiative hin im vergangenen Jahr die Verfahrensprotokolle und die Tonbandmitschnitte des Frankfurter Auschwitz-Prozesses in das Weltdokumentenerbe der Unesco aufgenommen wurden, wird versuchen, die Erinnerung an die Gräueltaten der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und an den damit verbundenen Genozid an Juden und an die Ermordung vieler anderer Menschen einzuordnen.

Leonhard war 1965 live dabei
Im Mittelpunkt seiner Betrachtungen steht dabei die strafrechtliche Aufarbeitung des dunklen Kapitels der Deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert, die auch in den beiden Frankfurter Auschwitz-Prozessen erfolgten. In diesen beiden Prozessen hatten die damals verfolgten Menschen zum ersten Mal in Deutschland die Gelegenheit erhalten, als Zeugen vor Gericht das Grauen aus der Sicht der Opfer zu schildern. Die Gerichtsprotokolle, mehr noch die Tonbandmitschnitte, vermittelten damals, dass die Aufarbeitung der Nazi-Herrschaft nicht nur eine Tätergeschichte ist, sondern eine für jedes Opfer eigene Geschichte hat. Die Tonbandmitschnitte, von denen während des Vortrags einige im Original zu hören sein werden, im Jahr 1998/99 gesichert wurden, können sie als Dokumente des gesprochenen Wortes die Berichte von Zeitzeugen – von denen angesichts des vorgerückten Alters immer weniger erzählen können – ergänzen, nicht jedoch ersetzen.

Außerdem wird Leonhard, der als Schüler mit seiner Klasse am Alten Kurfürstlichen Gymnasium in Bensheim einen Tag lang den Frankfurt er Prozess im Jahre 1965 verfolgen konnte, seine eigenen Erinnerungen daran in seinen Vortrag einfließen lassen.