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Wie viel Teer sich pro gerauchter Zigarette in der Lunge ablagert und welche schädlichen Folgen das für die Gesundheit hat, zeigte Angelika Ament mit dem Taschentuch-Experiment. Foto: soe
23. November 2017 

Coole Fluppe – Gesundheit schnuppe?

Die Deutsche Herzstiftung war mit dem Suchtpräventionsprojekt „Rauchzeichen“ zu Gast in der Jahrgangsstufe 7 des Schuldorfes Bergstraße

SEEHEIM-JUGENHEIM, November 2017 (pem), „Ein rauchender, 39-jähriger erfolgreicher Banker, hatte sich gerade ein Haus im Taunus gebaut, dann: Schlaganfall, Sprachzentrum im Hirn geschädigt! Karriere-Ende, Gehaltseinbußen senken den Lebensstandard der Familie immens. Versteht ihr? Mein Bekannter war 39! Der hatte sein halbes Leben noch vor sich und total andere Pläne damit.“ Betretenes Schweigen herrscht in der Klasse. Aus Betroffenheit über das drastische Beispiel von Jule Thomas. Als Betreuerin des Projekts „Rauchzeichen“ tourt die Heilpraktikerin im Dienst der Suchtprävention und Gesundheitsfürsorge durch Schulen. Buchstäblich am Herzen liegt ihr die Zielgruppe der 13- und 14-Jährigen, die als potentielle „Suchteinsteiger“ am meisten gefährdet sind.

Schon vor 15 Jahren entwickelte die Deutsche Herzstiftung ein mehrteiliges Programm für eine doppelstündige Klassenveranstaltung und verzeichnet seither mit dieser intensiven und sehr direkten Aufklärung ausgezeichnete Erfolge. „Wer einmal „Nein“ sagt und es schafft, durchzuhalten, hat die besten Chancen auf allgemeine Suchtresistenz. Das Rauchen ist eben in der Regel der erste und einfachste Beginn von Abhängigkeiten.“ Ein Teil der Veranstaltung befasst sich mit Suchtgeschehen auf psychischer, vor allem aber auf medizinischer Ebene. „Wir legen großen Wert darauf, Schülern in wesentlichen Grundzügen verständlich zu machen, welche organischen Prozesse ablaufen. Das könnte ja auch ihr eigener Körper sein und Selbstvorsorge ist immer noch die effektivste Gesundheitsförderung.“ Das Krebsrisiko verbindet man zuerst mit dem Rauchen, doch bei dem Projekt stehen Herzerkrankungen im Mittelpunkt, weshalb ein Stab von Kardiologen das Projekt ehrenamtlich und kompetent unterstützt. (Die Stiftung sucht dafür dringend Verstärkung).

Die Schuldorfschüler informierte der Chefarzt der Bad Nauheimer Meridianus-Klinik, Dr. Bernd Friedrichs, in einer Powerpoint-Präsentation über die Funktionen und Erkrankungen an Lunge, Gefäßen und Herz. Ein Experiment zu den kolossalen Teerablagerungen in der Lunge veranschaulichte die ohnehin eindringlichen Worte.

Der systematische Aufbau der Veranstaltung beginnt mit einer Diskussion, was einen trotz des allgemeinen Negativbildes des Rauchen dazu verleiten könnte: Es ist, „cool“ und man gehört vielleicht zu einer Clique. Die (schlechten) Vorbilder spielen die größte Rolle, allem voran die Eltern. Das Wichtigste ist Aufzuräumen mit verharmlosenden Einschätzungen bezüglich der Aggressivität der Gefährdung und deren Umfang. Nikotin ist lediglich die Suchtauslösende Substanz, nur eine neben den 4799 anderen tatsächlichen Giftstoffen! Statt der Zigarette, ebnet eher heute die Shisha den Suchtweg. Umso schlimmer: weil die Temperatur zu gering ist, findet keinerlei Verbrennung der Schadstoffe statt und das gemütliche Blubbern, die Züge mit vielfältigsten Aromen sind siebenmal gefährdender als ein Glimmstengel! Solche Tatsachen verfehlen ihre Schockwirkung bei den Jugendlichen kaum. Ähnlich ebenfalls die Reaktionen auf den Film, in dem Betroffene bzw. Hinterbliebenen authentisch zu Wort kommen. „Dass wir die Schüler bestens erreichen, zeigen immer wieder die interessierten Nachfragen, die Kids denken mit und wollen verstehen, was hier wirklich Sache ist. Bestätigung bekommen wir in einem Nachfolgeprojekt mit 15- und 16-Jährigen, bei denen wir mit „Rauchzeichen“ waren. Einem erfreulich großen Prozentsatz gelingt es, Nichtraucher zu bleiben! Wer richtig informiert ist, entscheidet sich auch richtig“, betont Jule Thomas.

Die Schuldorfschüler sind auf guten Kurs gesetzt, einer zieht mit seinem Kumpel Bilanz aus den letzten beiden Stunden: „Echt, wenn jetzt noch einer mit Kippen und Qualmen anfängt, der muss doch total bescheuert sein!“