Bickenbach

Andreas Daniel ist nicht nur Gemeindebrandinspektor, sondern auch Vorsitzender des Feuerwehrvereins Bickenbach. Foto: soe
12. März 2019 

Die Familie mit dem Feuerwehr-Gen

Landesehrenbrief für Bickenbachs Gemeindebrandinspektor Andreas Daniel

BICKENBACH, März 2019 (erh), Seit 25 Jahren ist Andreas Daniel Gemeindebrand-inspektor der Gemeinde Bickenbach. Im Landkreis Darmstadt-Dieburg macht keiner den Job an der Spitze einer Feuerwehr länger als der 54-Jährige.Für seine Verdienste in diesem Ehrenamt erhielt Daniel aus den Händen von Landrat Klaus Peter Schellhaas den Ehrenbrief des Landes Hessen. Mit Andreas Daniel, der als Servicetechniker bei einem Heizungs- und Sanitärbetrieb arbeitet und außerdem Vorsitzender des Feuerwehrvereins Bickenbach ist, führten wir folgendes Interview.

Melibokus Rundblick: Herr Daniel, was bedeutet der Landesehrenbrief für Sie?
Andreas Daniel: Ich habe mich sehr über die Ehrung gefreut. Ich verstehe es als Anerkennung und Dankeschön für meine ehrenamtliche Arbeit und als Auszeichnung für meine Familie, die mich immer unterstützt hat.
MR: Wie wichtig ist die Unterstützung der Familie, um die ehrenamtliche Tätigkeit des Gemeindebrandinspektors ausfüllen zu können?
Andreas Daniel: Sehr, sehr wichtig. Wenn die Familie nicht hundertprozentig mitzieht, lässt sich ein Ehrenamt mit diesem zeitlichen Aufwand nicht ausüben. Man benötigt den Rückhalt von zu Hause. Also geht der Landesehrenbrief auch an meine Frau Petra und meine beiden Töchter.
MR: Der Arbeitgeber muss ebenfalls Verständnis für eine Tätigkeit im Ehrenamt haben.
Andreas Daniel: Das gehört dazu. Mein Arbeitgeber hat dieses Verständnis. Das ist für beiden Seiten ein Geben und Nehmen. Mein Arbeitgeber stellt mich frei, wenn es nötig ist, ich übernehme dafür Notfalldienste am Abend oder am Wochenende.
MR: Haben Sie schon als Kind davon geträumt, zur Feuerwehr zu gehen?
Andreas Daniel: Bei mir war es eher die Polizei. Ich habe die Aufnahmeprüfung zur Polizei gemacht und bestanden, mich dann aber doch anders entschieden. Dass ich bei der Feuerwehr gelandet bin, lag eher an den Feuerwehr-Genen in der Familie. Mein Großvater Ludwig war Gründungsmitglied der Feuerwehr in Ober-Beerbach, mein Vater Helmut zunächst in Ober-Beerbach und dann in Bickenbach in der Einsatzabteilung. Mein Vater hat mich als Kind immer mitgenommen, dadurch war die Feuerwehr schon früh Teil meines Lebens.
MR: Und Sie haben dieses Feuerwehr-Gen an Ihre Kinder weiter gegeben.
Andreas Daniel: Ja genau, meine Töchter Sandra (27) und Jennifer (30) sind ebenfalls in der Einsatzabteilung aktiv. Und mein Enkel Finn (3) wurde Mitglied im Feuerwehrverein noch bevor er beim Einwohnermeldeamt eingetragen war.
MR: Was ist Ihre Motivation, sich bei der Feuerwehr zu engagieren?
Andreas Daniel: Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen tut man etwas für die Allgemeinheit, hilft anderen in schwierigen Situationen. Zum anderen schätze ich den spezielle Teamgeist bei der Feuerwehr. Ein Einsatz ist immer Teamwork, man ist auf die Unterstützung seiner Kameraden angewiesen. Außerdem trage ich gerne Verantwortung. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, absolviere ich regelmäßig die Prüfung mit Atemschutzausrüstung. Ich muss am eigenen Körper spüren, welchen Belastungen die Kameraden im Einsatz ausgesetzt sind. Und die Feuerwehr bietet ein vielfältiges Aufgabengebiet. Ich bilde zum Beispiel Kameraden an der Kettensäge aus und bin Experte für Hautflügler aller Art wie Bienen, Wespen oder Hummeln.
MR: Was zeichnet einen guten Feuerwehrmann aus?
Andreas Daniel: Ein guter Feuerwehrmann muss Teamplayer sein und sich der Verantwortung bewusst sein, die er für seine Kameraden und sich selbst trägt. Er muss Gefahren und Risiken einschätzen können und jeden Schritt gut überdenken.
MR: Was sind für Sie die schwierigsten Einsätze?
Andresa Daniel: Besonders schwierig ist es, wenn Kinder betroffen sind oder Personen, die man kennt. Das Wichtigste ist, über die Erlebnisse zu sprechen, entweder mit den Kameraden oder mit der Notfallseelsorge, das hilft. Aber ganz vergessen kann man die Bilder von solchen Einsätzen nie.
MR: Vor welchen Herausforderungen steht die Freiwillige Feuerwehr heute?
Andreas Daniel: Die Gegebenheiten haben sich für die Freiwilligen Feuerwehren verändert. Früher haben die Mitglieder der Einsatzabteilung auch im Ort gearbeitet und waren dadurch schnell zur Stelle. Heute sind viele außerhalb beruflich tätig, so dass es bei einer Alarmierung je nach Tageszeit nicht immer leicht ist, die nötige Mannschaftsstärke zusammen zu bekommen. Daher ist es sinnvoll, dass Feuerwehren aus benachbarten Orten eng kooperieren. Wir machen das mit den Alsbacher Kameraden. Ein weitere Herausforderung ist die zunehmende Technisierung. Die Technik erleichtert der Feuerwehr viele Dinge, es sollte dennoch immer abgewogen werden, wo und wie man das Ganze einsetzt. Überspitzt gesagt: Man muss jederzeit in der Lage sein, zu löschen, selbst wenn der Computer streikt.
MR: Anerkennung und Respekt für Rettungskräfte nehmen ab, immer häufiger werden Sanitäter oder Feuerwehrleute verbal oder körperlich angegangen, wie beurteilen Sie das?
Andreas Daniel: Die Wertschätzung für unsere Arbeit hat auch nach meinem Empfinden abgenommen, das ist bedauerlich. In anderen Ländern, zum Beispiel in den USA, sind Feuerwehrleute hoch geachtet. Man darf nicht vergessen, dass wir das freiwillig und in unserer Freizeit machen und uns dabei in Gefahr begeben. Wir absolvieren genau die gleiche Ausbildung wie die Kameraden von der Berufsfeuerwehr. Ich denke, das alles hätte insgesamt mehr Anerkennung verdient. Die zunehmende Aggressivität gegenüber Rettungskräften ist nicht zu akzeptieren. Wir sind davon bislang verschont geblieben. Hin und wieder gibt es bei einem Einsatz ein paar laute Worte oder abfällige Handbewegungen von Passanten, aber mehr nicht.
MR: Ihre Amtszeit läuft noch ein Jahr, können Sie sich vorstellten, eine weitere Periode an der Spitze der Bickenbacher Feuerwehr zu stehen?
Andreas Daniel: Der Gemeindebrandinspektor wird ja von den Feuerwehr-Kameraden gewählt, also liegt diese Entscheidung nicht bei mir. Aber ich kann mir grundsätzlich vorstellen, weiterzumachen.