Seeheim-Jugenheim

Willi aus Bessungen sucht den richtigen Schwung zum Schweinchen.
23. August 2018 

Die Jagd auf das „Schweinchen“

65 Mannschaften beteiligten sich am 32. Betzelbeer-Turnier des 1. Boule-Clubs 1986 Seeheim

SEEHEIM-JUGENHEIM, August 2018 (aho), Jagdfieber sieht eigentlich anders aus. Hier sind die Bewegungen der „Jäger“ eher gemessen, manches wirkt sogar wie in Zeitlupe gefasst. Und das „Schweinchen“ bewegt sich gar nicht – es sei denn, es wird direkt von einer der Kugeln getroffen, die man Boule nennt. Sie haben einem Sport den (französischen) Namen gegeben, dem auch in Deutschland viele Menschen nachgehen – wohl auch deshalb, weil dabei ein wenig von dem „savoir vivre“ aus dem Nachbarland herüberstrahlt.

Sportlich geht es beim 32. Betzelbeer-Turnier des 1. Boule-Clubs 1986 Seeheim dennoch zu. „65 Mannschaften“ vermeldet Turnierleiter Dirk Hillmann stolz. „65 Mannschaften zu zwei Personen. Wir spielen doublette, also jeweils zu zweit. Kommt ja alles aus dem Französischen.“ Auf dem Sportgelände des Schuldorfs tummeln sich die zahlreichen Teilnehmer, treten nahe beieinander gegeneinander an, und beim Rundgang muss man sich vorsehen, um nicht unbeabsichtigt in die Wurflinie zu geraten.

Sportlich geht es zu, aber nicht hektisch, und immer mit Respekt vor dem Gegner, häufig gepaart mit freundschaftlichem Austausch Die aktuelle Hitze tut ein Übriges dazu, dass keine Hektik ausbricht und alle Bewegungen so ausgeführt werden, dass sie möglichst wenig Schweiß provozieren. „Wir spielen hier nach einem KO-System“, erklärt der Turnier-Leiter. „Das heißt, dass es am Ende einen Gesamtsieger in einem A-Turnier gibt, und jede Mannschaft, die ein oder zwei Spiele verliert, spielt dann im B- oder C-Turnier weiter.“

Hillmann erwartet die Siegerehrung etwa für 20 Uhr. „Das zieht sich den ganzen Tag. Boule wird ja nicht mit zeitlichen Beschränkungen gespielt, wie etwa ein Fußball-Turnier. Ein einzelnes Spiel kann schon mal 60 bis 90 Minuten dauern.“ Wie immer ist pünktlich im 10 Uhr gestartet worden. Um die Mittagszeit hat man die zweite Spielrunde erreicht. Die meisten Teilnehmer kommen aus der näheren Umgebung. „Pfungstadt, Crumstadt“, nennt Hillmann exemplarisch.

Die Strahlweite schließt aber auch Ludwigshafen, Mannheim, Wiesbaden und Kriftel ein. Das Turnier ist recht bekannt, „wir spielen das ja auch schon ein paar Jährchen, es treffen sich bei uns viele alte Bekannte, wie man hier wieder einmal sieht. Manchmal sind auch französische Pärchen dabei. Es ist immer sehr locker hier, denn bei uns ist es lizenzfrei. Das heißt, das bei uns auch Spieler starten können, die nicht einem Verein angehören.“

Es dauert tatsächlich bis in den Abend, bis alles entscheiden ist. Dann ist klar: Martin und Michael – man pflegt hier die Kultur des Vornamens – aus Heuchelheim sind die ersten der A-Klasse. Aus der Region hat sich die Wilde 13 – Linda und Phil aus Darmstadt – auf Platz 3 gespielt. In der B-Klasse ist der Landkreis durch Georg und Bernd aus Brandau auf Platz 2 vertreten. Aus der Nachbarschaft kommen auch die Zweitplatzierten der C-Klasse, Willi aus Crumstadt und Simon aus Groß-Gerau. Schließlich sind vier Lokalmatadore vom 1. BC Seeheim platziert: Jürgen und Ingmar auf Platz 3 der C-Klasse sowie Roland und Stephan auf Platz 3 der D-Klasse.

Die Betzelbeere
Die „Betzelbeere“, die dem Turnier den Namen gegeben hat, ist in Wirklichkeit gar keine Beere, sondern eine mundartlich verbogene Birne, eine besondere Sorte, wie sie nur an der Bergstraße und im Odenwald wächst. „Sie ist so verkrutzelt, ehr eine Art Quitte, dass man sie nicht als Speiseobst, sondern nur zum Einkochen oder für Gelee verendet“, verrät Turnierleiter Hillmann.