Alsbach-Hähnlein, Garten-Natur-Tiere

Einen naturnahen Vormittag erlebten die Kinder mit ihren Eltern am idyllischen Lernort Natur in Hähnlein. Foto: V. Samstag
04. März 2020 

Dramatischer Rückgang des Vogelbestands

Vogelfreundliche Gärten schaffen / Nistkastenbau beim Lernort Natur an der Fasanenlache e.V. in Hähnlein

ASLBACH-HÄHNLEIN, März 2020 (erh), Der Rückgang heimischer Vögel hält weiter an. Neue Zahlen besagen, dass der Bestand an Brutvögeln seit 1992 insgesamt um acht Prozent abgenommen hat. Belegt vom Dachverband Deutscher Avifaunisten, der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten und dem Bundesamt für Naturschutz. Besonders massiv ist das Minus bei Agrarvögeln wie Rebhuhn oder Kiebitz, deren Anzahl sich nach dieser Erhebung im gleichen Zeitraum um 90 Prozent reduziert hat.

Diese dramatische Entwicklung lässt sich an den Beständen in Südhessen nachverfolgen. „Wir beobachten bei verschiedenen Vogelarten einen deutlichen Rückgang“, bestätigt Stephan Schäfer, Vogelschutzbeauftragter des Kreis Bergstraße und Vorsitzender des NABU-Stadtverbandes Bensheim/Zwingenberg. „Einen Grünfink sieht man hier nur noch ganz selten“, nennt der Fachmann ein Beispiel.

Gründe für die Abnahme der Vogelarten sind der Verlust der natürlichen Lebensräume. Industrielle Landwirtschaft verbunden mit dem Einsatz von Pestiziden sowie intensive Flächenversiegelung sind die Ursache dafür, dass viele Vögel kaum noch Nahrung und Brutplätze finden, erläutert Schäfer. „Das sind die Hauptgründe.“ Als Folge des vom Menschen verursachten Insektensterbens droht nun das Vogelsterben. Insekten sind für Singvögel die wichtigste Nahrungsquelle. Ihren Nachwuchs füttern die Singvögel mit proteinreicher Insektennahrung. „Wenn die Vögel nicht genug Insekten finden, brüten sie gar nicht oder geben einen Brutplatz auf.“

Agrarvögel leiden vor allem unter der intensiven Flächennutzung in der Landwirtschaft und hohen Mähfrequenzen, die einhergehen mit dem Wegfall von Wiesen, Weiden oder Brachflächen, dem Habitat von Rebhuhn und andere Feldbewohnern. Die Herausforderungen auf diesem Gebiet sind riesig, Stephan Schäfer ist dennoch zuversichtlich, dass die Wende gelingen kann, um die Lebensbedingungen für Vögel zu verbessern. Zum einen ist Arten- und Naturschutz inzwischen ganz oben angekommen auf der politischen Ebene. „Es ist enorm wichtig, dass die EU dem Thema hohe Bedeutung beimisst.“ Zum anderen hat eine Bewusstseinsänderung in der Landwirtschaft eingesetzt. „Wir haben in der Region einige Landwirte, die zum Beispiel wieder Blühstreifen zwischen ihren Feldern stehen lassen.“

Städte und Gemeinde können mit einer ökologischen Bewirtschaftung kommunaler Flächen ebenso einen Beitrag zu einer vogelfreundlichen Umwelt leisten wie Privatpersonen bei der Gestaltung ihres heimischen Gartens. „Die Wiese einfach mal wachsen lassen“, sagt Schäfer. Bei der Auswahl von Blumen und Sträuchern sollte auf deren ökologischen Nutzen und Insektenfreundlichkeit geachtet und möglichst auf reine Zierpflanzen verzichtet werden.

Ein Nistkasten im heimischen Garten ist sinnvoll, wenn den Vögeln dort ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. Die Anzahl der Brutstätten sollte entsprechend angepasst sein an die natürlichen Umgebungsressourcen. „An jeden Baum im eigenen Garten eine Nistkasten zu befestigen, bringt nichts.“ Das Aufstellen von Futterstellen außerhalb der Wintermonate ersetzt die natürlichen Nahrungsquellen nicht, betont Schäfer gerade im Hinblick auf Jungvögel. „Die jungen Vögel brauchen die proteinhaltigen Insekten. Körner, Haferflocken oder ähnliche Dinge können sie nicht verwerten.“

Diese Maßgaben berücksichtigt man beim Lernort Natur an der Fasanenlache im Zusammenhang mit dem jährlichen Nistkasten-Bau. Anfang Februar hatte der Förderverein wieder zum Werkeln eingeladen. Rund 30 Personen fanden sich an der Fasanenlache ein, um die von Vereinsmitgliedern vorbereiteten Nistkasten-Bausätze für den Gebrauch im heimischen Garten zusammen zu fügen.

„Wir stellen das immer in einem Gesamtbild dar,“ erklärt Vereinsvorsitzender Christian Haibt die Ausrichtung des Projekts. Dazu gehört es etwa bei einer Einführung die unterschiedlichen Brutarten wie Höhlenbrüter (Meisen, Stare) oder Koloniebrüter (Spatzen) zu erläutern, die jeweils spezielle konstruierte Nistkästen erfordern. Thematisiert wird ebenso, welche naturbelassenen Lebensräume die Vögel benötigen, damit die Nistkästen besiedelt werden.