26. August 2018 

Fast wie im richtigen Leben

Ferienspiele in Klein-Hähnbach – Jugendförderung der Gemeinde Alsbach-Hähnlein errichtet Spielstadt für Kinder – Museumsverein lud zum „Waschtag wie anno dazumal“ ein

ALSBACH-HÄHNLEIN, August 2018 (erh), Alessio und Lenn machen Pause. Anstrengender Job, den die beiden an diesem Vormittag zu erledigen haben. So ein Casino macht jede Menge Arbeit, schließlich soll der Laden brummen. Die Abläufe der verschiedenen Glücksspiele müssen erklärt, die Einsätze koordiniert, die Gewinne ausbezahlt werden. Und vor allem müssen die achtjährigen Jungs die Einhaltung der Regeln im Blick haben. „Wir passen auf, dass keiner schummelt“, erklärt Alessio eine wichtige Aufgabe der Casino-Betreiber.

Dass Alessio und Lenn schon in jungen Jahren eine derart verantwortungsbewusste Position innehaben, liegt an den Ferienspielen der Gemeinde Alsbach-Hähnlein. Ein bisschen wie im richtigen Leben soll es zugehen während der zwei Wochen, erklärt Herbert Reeg von der Kinder- und Jugendförderung der Gemeinde die Idee hinter dem diesjährigen Programm. Dafür hat Reeg um die „Alte Schule Hähnlein“ die Spielstadt Klein-Hähnbach entstehen lassen.

In Klein-Hähnbach gibt es alles, was auch im wirklichen Leben in einer Stadt vorzufinden ist: Bank, Arbeitsamt, Bistro, Tanzschule, Universität, Beauty-Salon, Kreativwerkstatt, Kino und Theater. Tägliche Bürgerversammlungen stehen ebenfalls auf dem Plan. Der Mikro-Kosmos an der Gernsheimer Straße hat sogar eine eigene Währung, den Hähnbach-Taler. 117 Kinder im Grundschulalter sind in Klein-Hähnbach am Start. Betreut werden sie von Herbert Reeg und seinem 18-köpfigen Team. „Das ist jedes Jahr unser größtes Projekt“, sagt Reeg. Vor dem Vergnügen steht allerdings auch in Klein-Hähnbach: die Arbeit. Den Zaster für Kino, Casino oder Beauty-Salon müssen die Kids verdienen. Freie Stellen vermittelt das Arbeitsamt. Bisweilen sind alle Jobs vergeben, sodass die Jungs und Mädels hin und wieder ihre „Arbeitslosigkeit“ zum Chillen oder freien Spiel nutzen können. Der einheitliche Lohn beträgt fünf Hähnbach-Taler pro Stunde. Gäste bekommen von Herbert Reeg schon mal einen Fünfer unter der Hand zugeschustert, um etwa das kulinarische Angebot testen zu können.

Im Bistro im Erdgeschoss schenkt Linnea frische, selbstgemachte Erdbeerbowle aus. Lecker. Reeg wird während der Führung durch Klein-Hähnbach aus der Küche mit einem Käse-Schinken-Sandwich ohne Schinken – ist alle – versorgt. In der Kreativ-Werkstatt wird Schmuck hergestellt, im Tanzstudio im Obergeschoss, das extra mit großen Wandspiegeln ausgestattet wurde, findet gerade eine Teambesprechung statt. Im Beauty-Palast im Untergeschoss werden Kosmetika hergestellt oder neue Frisuren ausprobiert. Herbert Reeg strahlt beim Rundgang durch das wuselige und lebhafte Klein-Hähnbach. „Toll!“

Neben dem täglichen Leben in Klein-Hähnbach stehen während der Ferienspiele weitere Events außerhalb der „Alten Schule“ an. Zwei BMX-Bikeworkshops mit Philip Cunningham, ein Trip zum Reit und Fahrverein und ein Waschtag beim Museumsverein unter dem Motto „Waschen wie zu Ur-Omas Zeiten“ an. „Wir wollen den Kindern zeigen, wie beschwerlich das Waschen früher war“, erläutert Nicole Rieskamp vom Museumsverein. Früher war das Wäschewaschen eine Arbeit, die ausschließlich von Frauen erledigt wurde. Im Hof der „Anstalt“ ist eine richtige Wäscherei mit alten Gerätschaften aufgebaut: Waschkessel, Waschzuber, Waschbretter, Wäschepresse. Die schmutzige Wäsche, die die Kinder teilweise von Zuhause mitgebracht haben, wird nun per Hand gesäubert und anschließend von Sonne und Wind an der Wäscheleine getrocknet. Arwen, Sara und Johanna macht das mühsame Bearbeiten der Wäsche Spaß. Am besten hat dem Trio das „Dingsda mit dem Drehen“ gefallen. Wäschen aus auswringen vielleicht? „Ja genau“, antwortet Arwen. „Das war lustig.“

Auf der anderen Straßenseite, in Klein-Hähnbach, tobt das Leben. Alessio hat seine Auszeit beendet und läuft mit einem Schild in den Händen über das Gelände, um für einen Besuch des nun wieder geöffneten Casinos zu werben. „Werbung ist wichtig“, sagt er.