Alsbach-Hähnlein, Garten-Natur-Tiere

Die Glucke hat ihren Nistplatz eingenommen und wird nun die nächsten 21 Tage brüten. Foto: Vera Samstag
23. Mai 2019 

Flippi brütet! Schlupftermin im Mai

Neue Serie! Vom Ei zum preisgekrönten Huhn!

ALSBACH-HÄHNLEIN, Mai 2019 (erh), Flippi sitzt. Seit knapp zwei Wochen schon. „Es geht ihr gut“, sagt Martina Nickel. Ungefähr eine Woche muss Flippi noch durchhalten. „Das dürfte klappen, die Glucken bekommen das ziemlich genau hin“, ist Oliver Nickel zuversichtlich, dass der berechnete „Geburtstermin“ im Mai eingehalten werden kann. Und dann dürfte ziemliches Gewimmel herrschen auf dem „Hühnerhof“ der Nickels in Hähnlein.

Oliver und Martina Nickel züchten seit einigen Jahren Chabo-Hühner und haben mit einer natürlichen Brut bereits Erfahrung gesammelt. Die Rasse stammt ursprünglich aus Japan. Ein Chabo-Huhn wiegt zwischen 500 und 600 Gramm. Die Farbschattierung der Eier, die circa 15 bis 20 Gramm schwer sind, reichen von weiß über beige bis braun. Zur freilaufenden Chabo-Hühner-Crew gehören neben 15 Hennen noch die Hähne Sam, Dean und Cinnamon. Mit ihrer Schar verfolgen die Nickels keine kommerzielle Interessen, hin und wieder nehmen sie mit einigen Tieren an Geflügelschauen teil.

Das diesjährige Naturbrut-Projekt hat sich etwas verschoben. Der Grund: Es empfahl sich keine der Hennen für den Job der Glucke. Das typische Verhalten, festes Sitzen auf einem Nest oder typische Glucklaute, zeigten die Kandidatinnen zunächst nicht. Erst Ende April, mit steigenden Temperaturen, wurde Flippi in dieser Hinsicht aktiv. Nachdem sich die Henne im Stall mehrfach laut gluckend abgesetzt hatte, war die Wahl gefallen: Flippi übernimmt das Ausbrüten der Eier. Auch deshalb, weil beim Import aus Ingolstadt die sonstigen Voraussetzungen stimmen: Sie ist jung, sie ist ruhig, sie ist handzahm – ideale Eigenschaften für eine natürliche Brut.

Nach ihrer Qualifikation durfte Flippe zur Probe nisten in dem extra für die 2019er Zucht von Oliver Nickel selbst gebauten Brutstall. Das funktionierte prima, so dass der rund dreiwöchige Prozess gestartet werden konnte. Die Glucke wurde für das Unterlegen des Geleges aus ihrem neuen Heim gelockt. Anschließend wurden die gekennzeichneten und sorgfältig ausgesuchten Eier, die zuvor einige Tage bei 12 Grad im Keller gelagert worden waren, im Nest deponiert. Während dieses Vorgangs war Flippi ausgiebig mit Futtern in ihrem Freilauf beschäftigt.

Martina und Oliver Nickel hatten, unterstützt von ihren dreijährigen Zwillingen Katharina und Philipp, ausreichend Gelegenheit, das Häuschen zu bestücken. Im Anschluss an ihr Mahl sprang Flippi mehrmals auf und ab von der Hühnerleiter, die zur Brutstelle führt. Schließlich verschwand sie im Inneren des Stalls und setzte sich auf den Nistplatz. Mit ihren Füßen schob sie die Eier nun gleichmäßig unter ihr wärmendes Gefieder.Im Verlauf der Brutphase wendet Flippi die Eier in regelmäßigen Abständen, um die gleichmäßige Entwicklung der Brut und damit das Schlüpfen aller Küken im selben Zeitfenster sicherzustellen. Den Nistplatz verlässt sie in dieser Zeit nur kurz zum täglichen Fressen und Trinken sowie zur Erledigung der natürlichen Bedürfnisse. Die erste Woche war nicht einfach für Flippi. Das Wetter hatte umgeschlagen. Es war nass, nachts war es kalt bis frostig. Oliver Nickel hatte den bunten Stall mit Blick auf mögliche Wetterkapriolen transportabel gestaltet. Wenn es ungemütlich draußen war, wurde Flippi samt Hütte zur Übernachtung in die Garage geschoben. „Sie hat die kühlen Temperaturen gut überstanden.“

Innerhalb der dreiwöchigen Brutzeit findet zweimal, in der Regel nach sieben und nach 14 Tagen, das sogenannte Schieren statt. Dabei werden die Eier mit einer speziellen Lampe in einem abgedunkelten Raum durchleuchtet. Mit diesem Prozess lässt sich der Entwicklungstand eines Eis gefahrlos kontrollieren. Erste Blutgefäße und ein dunkler Punkt, der Embryo, lassen sich häufig schon beim ersten Schieren erkennen.

Flippis Brut sah gut aus beim erstmaligen Durchleuchten. Nur zwei Eier wirkten dem Anschein nach unbefruchtet, wurden aber im Gelege belassen. Beim zweiten Schieren war Flippi leicht zickig, wollte ihr Nest nicht räumen. „Sie hat nach mir gepickt“, berichtete Martina Nickel. „Man musste aufpassen, dass sie nicht eins der Eier beschädigt.“

Mit Nüssen und Rosinen im Hühnerfutter-Format, echte Kraftnahrung, ließ sich Flippi von der Brutstelle weglotsen. Ein günstiger Moment zum Schieren. Das Ergebnis: Zwei Eier waren endgültig abgestorben und mussten entnommen werden, damit Flippi nicht unnötig Energie verschwendet. Ein weiteres Ei wies Defizite auf, wurde jedoch zurückgelegt. „Das könnte noch etwas werden“, meinte Oliver Nickel hoffnungsvoll. Alle anderen Eier gedeihen prächtig. „Bei manchen sieht man praktisch schon das Gefieder“, erzählte Martina Nickel schmunzelnd.