Kreis Bergstrasse

Rezitatorin Magdalena Bössen zu Gast am 17. UNESCO Welttag der Poesie in Lorsch.
08. März 2017 

Gedichte auf zwei Rädern

Zum Welttag der Poesie berichtet Magdalena Bössen von ihrer lyrischen Deutschlandreise

LORSCH, März 2017 (meli), Sie nahm einen gelben Koffer und zwei Mal sechs Monate Auszeit. Sie packte Gedichte ein und Landkarten. Sie bestieg ein Fahrrad und fuhr los. Von Hamburg aus erstmal südwärts. Als es Abend wurde und sie müde, hielt sie irgendwo im Nirgendwo an. Sie suchte ein Bett und Logis. Und bot dafür: kostenlose Lyrik-Rezitationen für jedermann. Und so ging das zwölf Monate lang.

Die Rede ist von Magdalena Bössen und ihrem Projekt „Deutschland – ein Wandermärchen“. Die diplomierte Rezitatorin mit Ausbildung an der Musikakademie Stuttgart, gewann mit ihrer ungewöhnlichen Idee den Titel der bundesweit ausgeschriebenen „Kultur- und Kreativpilotin“ und wurde ebenfalls dafür ausgezeichnet beim Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“. Heute ist sie Dozentin an der Musikhochschule Frankfurt.

Doch ihr 2014 und 2015 durchgeführtes Lyrik-Projekt hat sie mittlerweile sowohl als Buch festgehalten als auch in Form eines „Literaturschauspiels“ verarbeitet. Und mit diesem kommt sie am UNESCO Welttag der Poesie, am 21. März um 19.30 Uhr, nach Lorsch. Dabei rezitiert sie Gedichte, zeigt Bilder ihrer poetischen Radreise, sie nutzt das Medium Musik und – erzählt natürlich von ihrem Vagabundenleben zwischen Lyrik und Landstraße. „Keine Angst vor Gedichten – das ist mein Anliegen“, so die ungewöhnliche Frau. Und trifft damit den Nerv des Lorscher Bienen- und Dichterprojektes, wo es mit Leseschwarm, Hoftorgedichten, Stundengedichten, Gourmetschwarm und eben auch am UNESCO Welttag der Poesie genau darum geht. Am 21. März wird er auf Initiative der UNESCO weltweit zum 17. Mal begangen.

„Wie die alten Geschichtenerzähler trat ich gegen Kost und Logis auf. Und sammelte dabei Meinungen, Stimmungsbilder, Lebensläufe und Träume aus ganz Deutschland“, sagt Bössen. Diese trug sie zusammen auf über 8000 Kilometern und bei über einhundert Auftritten in Kuhställen und Dorfkirchen, auf Marktplätze und Wiese, in Kneipen und in Wohnzimmern. Ihr Lieblingszitat sei von George Bernard Shaw, sagt sie und es laute: „Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die normalen gebracht haben.“ Doch am Ende ihrer Deutschlandradwanderung erkennt sie: „Auf der Reise habe ich erlebt, dass ‚normal‘ einfach nicht existiert. Es ist eine Illusion, zu sagen man sei „normal“. Was bitte soll das sein?“

Auch ansonsten habe das Projekt keine ihrer Fragen beantwortet. Aber den Wunsch nach Austausch mit den Leuten über eben diese und andere Fragen enorm vergrößert. Deshalb ist ihre „Literarische Vortragsshow“ auch weniger ein bunter Bilder-, wie ein lebhafter Fragebogen an die Zuhörer und Zuschauerinnen, die sich von Reimen, Reiseberichten und Radl-Erlebnissen anregen lassen sollen zu einer inneren Rundreise. Am Schluss kann man Magdalena Bössens Buch kaufen, um zuhause die literarische Weltbetrachtung selbst fortzusetzen.

Der 17. UNESCO Welttag der Poesie findet am 21. März statt. Die Stadt Lorsch beteiligt sich zum fünften Mal an dieser weltweiten Initiative. Um 19.30 Uhr ist die Bevölkerung deshalb in den Paul Schnitzer-Saal eingeladen. Hier berichtet die Rezitatorin Magdalena Bössen über „Deutschland – ein Wandermärchen“, ihre lyrische Deutschlandreise mit dem Fahrrad. Der Eintritt ist frei.