Allgemein, Bickenbach

Bunte Osterbilder, lustigen Osterschmuck wie Hasen-Teelichter, Osterküken und farbenfrohe Fensterbilder haben die Jugendlichen beim Osterworkshop der Falken in den Osterferien gebastelt. Foto: S. Oelsner
23. Juni 2014 

Gutes Gruppengefühl bei Entschleunigungsaktivitäten

Die Bickenbacher Ortsgruppe der Falken kümmert sich um naturverbundene, die Persönlichkeit stärkende Freizeitangebote und richtete wieder Osterferienspiele aus

BICKENBACH, Mai 2014 (pem), Hundertundzehn Jahre Geschichte liegen zurück hinter den „Falken“ seit der Erstgründung. Nach der durch das Verbot im Dritten Reich bedingten Unterbrechung erfolgte 1945 eine Neugründung. Der Verein entstand als „sozialistische Jugendorganisation mit gewerkschaftlich orientierter Ausrichtung“ in einem Klima zunehmender Politisierung, in dem es darauf ankam, auch auf die nächste Generation einzuwirken.

Die Zeiten haben sich gewandelt, ebenso pädagogische Prinzipien. Heute stimmt es einen eher skeptisch und misstrauisch, aufgrund der historischen Erfahrungen, von Bemühungen um „Politisierungen“ des Nachwuchses zu hören. Zu schnell sind die Gedanken bei scheuklappenartiger Indoktrination, doch das Gegenteil ist der Fall. Verstehen sollte man darunter „Früherziehung zu mündigen Demokratiebürgern“.

So bezieht sich das Credo, dem man sich durch die „Falken“-Philosophie verpflichtet fühlt, auf überparteiliche Ethik, menschenrechtliche Grundwerte wie Gleichberechtigung und Bildungschancen. Man ist gegen Rassismus, Umweltzerstörung und Diskriminierungen. Anliegen, deren kontinuierliche Weiterverfolgung das Jahrhundert gut überdauert haben. Über die 16 Bundesländer verteilt sind die „Falken“ in 27 Landes- und Bezirksverbänden strukturiert. So unterschiedlich die Arbeit aufgrund der Größe in den einzelnen Ortsgruppen auch ausfallen mag, im Mittelpunkt steht immer das Anliegen Kindern ab dem Alter von 6 Jahren die Möglichkeit zu geben „eine selbstbewusste und kritische Persönlichkeit zu entwickeln, ihre Bedürfnisse zu erkennen und sich in Selbstorganisation zu üben.“

Diese Ideen von Jugendarbeit deckten sich mit den Vorstellungen der Gründungsmitglieder der Ortsgruppe Bickenbach. Auf der Suche nach einem Weg, ihren Zusammenschluss in den Genuss des Gemeinnützigkeitsstatus zu bringen, fanden sie unter dem Dach der „Falken“ den geeigneten Raum. Die augenblickliche Zusammensetzung bringt es mit sich, dass sich die Aktivitäten auf Jüngere konzentrieren. „Zu uns kommen hauptsächlich Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, deshalb beschäftigen wir uns mit spielerisch-kreativen Inhalten, wobei uns die Naturverbundenheit sehr wichtig ist. Ohne technikfeindlich zu sein, setzen wir uns für eine Freizeitgestaltung ohne derlei Hilfsmittel ein“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Bernd Bur.

„Mit politischer Bildung beginnt man auch anderenorts erst im zweiten „Ring“ der über 15-jährigen, früher ist es kaum sinnvoll und findet in unserer Ortsgruppe noch nicht statt. Allerdings wünschen wir uns die entsprechende Klientel für die Zukunft und sind planerisch darauf vorbereitet.“ Kaum ein Verein, der nicht über Mitgliedermangel in dieser Altersstufe klagte. Ursache dafür ist der wachsende Termindruck: nicht zuletzt ist dafür das G8 Schulmodell mitverantwortlich. Da viele aber wieder zur Rückkehr zu G9 neigen, erhofft man sich dadurch auch einen Anstieg des Interesses und einen weiteren Anstieg der Mitgliederzahl.

„Die Kinder stehen einfach schon sehr früh unter kolossalem Stress. Darum sollen alle unsere Angebote ganz bewusst der Entschleunigung dienen. Wir haben uns gewissermaßen das Motto „Zurück-zur-Natur“ auf die Fahnen geschrieben,“ betont Bernd Bur. An Entwicklungsperspektiven mangelt es dem Verein nicht und ebenso an Initiative zur Mitgliederwerbung. In den Wintermonaten bietet das „Falkencafé“ an jedem zweiten Freitag des Monats jedermann die Gelegenheit, bei einem gemütlichen Kaffee- und-Kuchen-Plausch im Vereinsheim die „Falken“ ein wenig näher kennen zu lernen. Sehr beliebt wird hoffentlich auch der „Feierabendgrill“ in den Sommermonaten, der dann das Falkencafé bis zum nächsten Herbst ablöst. Jeder bringt etwas mit, alle genießen gemeinsam!

Diese offenen Zusammenkünfte zählen zu den festen Bestandteilen des Vereinsprogramms. Altersmäßig gestaffelt sieht das Programm noch andere Gruppenstunden und regelmäßige Kreise vor. In der Mutter-und-Kind-Gruppe ist für die 0 bis 3-jährigen munteres Krabbeln nach Herzenslust angesagt. In der „Purzelgruppe“ stehen Bewegungs, Feinmotorik-, Koordinations- und Konzentrationsübungen im Mittelpunkt. Die „Sonnenscheinkinder“ sind natürlich freiluftorientiert. Beste Betreuung ist bei allen Unternehmungen garantiert. Jeder, der Kinder beaufsichtigt, hat die Möglichkeit sich durch die „JULEIKA“ (Jugendleiterkarte) nach einem entsprechenden Kurs zu qualifizieren.

„Ruhe, Geduld, Souveränität, Durchsetzungskraft und Sensibilität zugleich braucht man. Auf Ausnahmesituationen muss man vorbereitet sein. Deswegen sind immer zwei Betreuer mit von der Partie. „Eigentlich nennt man sie nur „Helfer“, denn die Kinder selbst sind es, die sich möglichst selbst untereinander die Aufgaben zuteilen, sich gewisse Spielregeln geben und für deren Beachtung sorgen sollen. Kommunikation, Konflikt-, Kritik- und Teamfähigkeit wird ständig dabei trainiert. Das Gruppengefühl bewirkt nicht nur, sich gegenseitig zu erziehen, sondern stärkt auch den Einzelnen mit vielen positiven Erfahrungen.“ Da wollen wir Erwachsene eben nur hilfreich unterstützend zur Seite stehen, ohne Bevormundung und vorschnelle Einschränkung.“

Besonders gut übt sich das Zusammenleben in Zeltfreizeiten. Die „Falken“ betreiben eigene Plätze und für das nächste Jahr planen die Bickenbacher eine Fahrt ins oberhessische Flörsbachtal in der Nähe von Gelnhausen. Sogar für den Brückenschlag zwischen den Generationen tut man etwas in Bickenbach: wer sich in Sachen Handarbeiten von erfahrenen Frauen ein paar Anregungen und Tipps holen möchte, ist von 9 bis 99 Jahren den „Klappernden Stricknadeln“ herzlich willkommen. Zur musischen Bildung, hat eine Elterninitiative Andreas Stein als Lehrer engagiert, der im Vereinsheim derzeit noch seinen Instrumentalunterricht abhält.

Die Glanzpunkte des Veranstaltungskalenders markiert Ramona Jährling. Sie sorgt für die Organisation der Ferienspiele. Zu Ostern hatte sie sich unter dem Motto „Eins-zwei-drei noch ein Osterei“ jede Menge Bastelideen für Frühlingsdekorationen einfallen lassen. Der Sommer wird farbenfreudig, denn in den großen Ferien heißt es „Wir malen uns die Welt kunterbunt“. Bei den „Falken“ ist Langeweile unbekannt.