03. April 2017 

Hähnlein in Sorge: AC/DC in der Hochspannungsleitung? – Demnächst Corona-Ionen in der Luft?

Kritischer Vortrag zum geplanten „Ultranet“ in der Stromtrasse bei Hähnlein

ALSBACH-HÄHNLEIN, April 2017 (raha), Der Sprecher des „Aktionsbündnisses Utranet“, Dipl. Ing. Oliver Leuker informierte am 7. März über den geplanten Ausbau der westlich von Hähnlein gelegenen Hochspannungsleitung mit Gleichstrom- Höchstspannung. Auf Einladung der IUHAS (Initiative Umweltschutz für Hähnlein, Alsbach und Sandwiese) waren etwa 30 interessierte Zuhörer im Konferenzraum der Alten Schule anwesend. Der IUHAS-Fraktionsvorsitzende Hans Hermann begrüßte die Gäste unter denen sich auch einige Kommunalpolitiker anderer Parteien befanden.

Oliver Leuker berichtete über die Planungen einer neuen Höchstspannungstrasse von Osterath bei Krefeld nach Philippsburg in Baden, die wahrscheinlich die vorhandene Freileitung durch das hessische Ried nehmen wird. Diese Leitung führt etwa 300 bis 500 Meter westlich der Hähnleiner Randbebauung vorbei. Leuker ist Sprecher des Aktionsbündnisses Ultranet, dem zur Zeit elf Bürgerinitiativen zwischen Koblenz und dem Rhein- Main- Gebiet angehören. Die IUHAS beantragt derzeit im Gemeindeparlament den Beitritt Alsbach-Hähnleins zum Aktionsbündnis. Eine Entscheidung hierüber soll Ende März fallen. Das Aktionsbündnis Ultranet schaut besonders kritisch auf die neu geplanten Stromtrassen, ohne diese zu verdammen. Wie Leuker berichtete, will man Alternativen aufzeigen.

Hierzu ein paar Infos: Im Zuge der Energiewende ist es notwendig, in Zukunft den Strom von Nord nach Süd zu transportieren. Durch die Abschaltung der süddeutschen Atomkraftwerke kommt es zu Engpässen in der Stromproduktion, die durch die Windkraftwerke an der Nordsee ausgeglichen werden sollen. Deshalb sind neue, leistungsfähige Transporttrassen in den Süden notwendig. Da diese neu geplanten Stromtrassen auf der einen Seite aus dem Rheinland und der anderen Seite aus der Lausitz kommen, liegt der Verdacht nahe, dass hier verstärkt Braunkohlestrom statt Windenergie in den Süden transportiert werden soll. Ein weiterer Ausbau vom Ruhrgebiet Richtung Emden ist allerdings als „Leitung A Nord“ im Bundesbedarfsplan als Maßnahme Nr. 1 geführt. Einer der Netzbetreiber ist die Fa. Amprion, die aus der RWE ausgegliedert wurde und ca. 1100 Mitarbeiter hat. Ihre Gesellschafter setzen sich aus verschiedenen Banken und Versicherungen zusammen. Da Netzbetreiber „Amprion“ zum ersten Mal Gleichstrom mit 400.000 Volt nutzen will, wird das Vorhaben interessant: Bei einer Mischbelegung der Stromtrasse mit Gleich- und Wechselstrom befürchten Fachleute, dass es zu Problemen kommen könnte. So kommt es bei Gleichstrom- Höchstspannung zu ionisierten Raumladungswolken, sogenannten Corona-Ionen. Dies sind hochaufgeladene Staubteilchen, die durch den Wind verblasen werden und deren Risiken auf die Gesundheit noch nicht ausreichend erforscht sind. Außerdem hat Gleichstrom die Eigenschaft, bei Trockenheit zu „brummen“, was man von den Wechselstromleitungen bei Feuchtigkeit kennt.

Das Zusammenwirken von beiden Stromarten in Höchstspannung auf einer Trasse, sozusagen an den selben Masten, ist wegen der unterschiedlichen elektrischen und -Magnetfelder bisher noch unerforscht und die Auswirkungen auf die Gesundheit völlig unbekannt. Somit wäre die geplante Gleichstromtrasse an der vorhandenen Wechselstrom- Freileitung ein Versuchsballon der Stromindustrie. Leuker wies in seinem Vortrag auch darauf hin, dass in der Nähe von Hochspannungsleitungen verstärkt Krankheiten wie z. B. Leukämie bei Kindern unter 15 Jahren festgestellt wurde, dafür aber der Zusammenhang noch nicht bewiesen ist. Dadurch fallen diese Studien durch jede Statistik, was die Stromindus­trie freuen dürfte. Ein weiteres Risiko bei der Bündelung von Stromtrassen ist die Gefahr von Anschlägen. Ein Ausfall der wichtigen Trasse, herbeigeführt durch Terroristen, z. B. die Sprengung eines Mastes hätte fatale Folgen für die Bevölkerung. Die Energieversorgung wäre für längere Zeit unterbrochen. Eine Alternative für die umstrittene Leitung gibt es allerdings auch: Ein Erdkabel vom Rheinland durch die Pfalz und Rheinhessen, vorbei an Worms nach Philippsburg. Diese in der Erde verlegte Trasse wäre vielen Menschen lieber, als die Nutzung im vorhandenen Hochspannungs- Netz durch das Ried.

Allerdings ist davon auszugehen, dass Netzbetreiber Amprion den naheliegenden Weg für die Trasse wählen wird, was bei den Anwesenden gemischte Gefühle hinterlassen dürfte. Weitere interessante Infos zum Thema gibt es im Internet unter dem Begriff „Ultranet“.