Alsbach-Hähnlein

Das Theater orientiert sich mit seinen Themen am Zeitgeist - wie hier in diesem Jahr dem Schönheitswahn. Foto: soe
06. März 2020 

Im Zeichen der Ziege

Das Hähnleiner Gaase-Theater ist seit Jahrzehnten auf der Bühne und sorgt mit seinen Stücken jedes Jahr für eine ausverkaufte Radfahrerhalle

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2020 (raha), Seit vielen Jahren begeistert das Gaase-Theater in Hähnlein sein Publikum aus Nah und Fern. Die immer gut gelaunte Schauspieltruppe um Regisseur Thomas Rhein ist eine Abteilung des Radsportvereins „Solidarität“, der auch das Theaterspiel in seiner Satzung verankert hat.

Das Ensemble spielt nicht nur zum Spaß jedes Jahr im November ein Stück mit meistens drei Akten. Der Erlös der Kampagnen wird in die vereinseigene Halle investiert, die so langsam in die Jahre kommt und renovierungsbedürftig ist. Denn die gemütliche Spielstätte ist mit ihrer guten Akustik und dem begrenzten Platzangebot ideal für die Schwänke der Theatergruppe. In der restlichen Zeit vom Jahr ist die Radsporthalle natürlich Heimat der erfolgreichen Hähnleiner Radballer, die sich in Deutschland schon öfters einen Namen in diesem Sport gemacht haben.

Die Anfänge des Gaase-Theaters liegen in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als zu den Weihnachtsfeiern ein Grippenspiel für die Kinder aufgeführt wurde. Damals freilich noch in den Sälen der örtlichen Gasstätten. Mitte der 60er konnte man in die von den eigenen Mitgliedern neu erbaute Halle umziehen und die Grippenspiele wurden durch Weihnachts- Theater- Aufführungen ersetzt. Mit der Zeit wurde man immer professioneller und dehnte die Stücke auf mehrere Akte aus.

Anfang der 90er Jahre ist dann die Haupteinnahmequelle der Radfahrer, nämlich das monatliche Einsammeln von Altpapier durch die Gründung des kreisweiten Abfallverbandes ZAW weggefallen. Dadurch brauchte man neue Ideen, um an Geld für die Hallenunterhaltung und den Kauf der teuren Radballmaschinen zu kommen. Das Theaterspiel wurde darauf hin in den November verlegt und die Stücke gingen dann in Richtung Bauernschwänke. Immer mehr Menschen wollten nun die Aufführungen bei den Radsportlern sehen und so musste man die Zahl der Vorstellungen erhöhen.

Irgendwann hatte jemand eine Kunststoff-„Gaas“ organisiert und der Name für die Truppe war geboren. Jahrelang stand das Wappentier bei den Aufführungen im Eingang der Radsporthalle, bis ein Bein abbrach und die Plastik- Ziege den Requisiten zugeführt wurde.

Zu den treibenden Kräften beim Gaase-Theater gehörte auch immer Dieter Götz, der seit vielen Jahrzehnten beim Ensemble dabei ist. Sei es als Regisseur, als Souffleur oder nun als „Vorhang-Aufzieher“ und als Mädchen für Alles. Eine weitere Ikone der Truppe ist Sabine Dieter, die bis zu ihrem beruflich bedingten Ausscheiden viele Jahre die Regie führte.

Das derzeitige Ensemble besteht aus dem Regisseur Thomas Rhein, RSV-Rechnerin Carmen Schäfer als Souffleuse, RSV-Schriftführer Michael Nickels, der „ehemaligen Vereins-First-Lady“ Rosa Nickel, Miriam Rettig, Timo Wirthwein, Eva Gerhard, Giuliana Reusch, Dirk „Carlo“ Schuchmann, Ruth Merschroth und in ihrer ersten Spielzeit Fabienne Schwab.

Das diesjährige Stück „Jubel, Trubel, Eitelkeit“ von der Mühltaler Autorin Winnie Abel war wieder fünfmal ausverkauft und hat gute Kritiken hinterlassen. Ein Geheimnis der Truppe ist sicherlich der eigene Spaß am Schauspielern und dass man es nicht so ernst nimmt bei den Aufführungen. So ist es in diesem Jahr passiert, dass Michael Nickels mitten im Stück von einem Arbeitskollegen aus Spaß angerufen wurde. Gekonnt wurde der Fauxpas überspielt und die Zuschauer lachten Tränen.

Auch Miriam Rettig ist bekannt dafür, von Zeit zu Zeit, ein paar „Jokes“ einzubauen und in ihrer unvergleichlichen Art die Zuschauer zu begeistern. Außerdem zählt Thomas Rhein zu den geborenen Komödianten im Team. Als Allrounder kann man Timo Wirthwein und Carlo Schuchmann bezeichnen, die vom debilen Bauern über den Dorf-Polizisten bis zum arroganten Schönheitschirurgen einfach alles spielen können.

Rosa Nickel und Eva Gerhard stehen meistens für die mondänen, eitlen Damen im Schwank und die beiden Nachwuchstalente Giuliana Reusch und Fabienne Schwab repräsentieren die Jugend im Team.

Jetzt genießen die „Gaase-Theater“- Leute erst mal die Auszeit bis im Juni/ Juli. Dann werden wieder neue Stücke ausgesucht und einstudiert. Von Autorin Winnie Abel kam schon ein Vorschlag…. Wir dürfen also gespannt sein.