Zwingenberg und Rodau

Mit ihren emotional vorgetragenen Werken von Klassik über Filmmusiken bis zu Titeln aus Pop und Rock begeisterten die Musikerinnen des italienischen Streichertrios „Mariquita Ensemble“ das Publikum. Foto: soe
23. Mai 2017 

„Mariquita´s“ virtuose Klangmagie aus Zwingenbergs Partnerstadt Brisighella

Mit eigenwilliger Stilmischung von Klassik bis Hard-Rock riss das junge Streicherensemble Genres ein

ZWINGENBERG, Mai 2017 (pem), „Sie werden Ihren Ohren kaum trauen“, raunten eingeweihte Kenner ihren Nachbarn zu, als die drei jungen Damen aus Zwingenbergs Partnerstadt Brisighella zum ersten Deutschland Auftritt die Bühne des bis auf den letzten Platz gefüllten Adlersaals betraten. Charme, unglaublich präsente Ausstrahlung und die herzliche Begrüßung mit „Ei Gude“ nahm die Hörerschaft sofort für „Marquita“ ein. Mit dem ersten Stück „Lehars populärer lustige Witwe“ irritierten Guila Costa, Consuelo Castellari und Nicoletta Basseti das Publikum. Der Walzer kam „molto dolce“ und verbreitete mit Schmelz bestes Wiener Cafehausflair. Bestechend die Harmonie des Zusammenspiels in minutiöser Präzision, die sensible Intonation. Wohlgefällige und einschmeichelnde Interpretation, aber eine Sensation? Consuelo entlarvte das brave Entree als einzige, neckende Reminiszenz des Abends an die klassische Ausbildung der Musikerinnen.

„So etwas wie das übrige Programm haben Sie noch nie gehört“, stachelte Andreas Mayer die Spannung erneut an, bevor das Publikum erfuhr, wie das wunderbare Konzert zustande kam. Bei Partnerschaftsbesuchen lernten unabhängig voneinander Abgeordnete der CDU Fraktion 2015 und im Jahr darauf der „Liederkranz 1832“ das faszinierende Repertoire kennen und nahmen die Idee, ein Konzert zu veranstalten, mit nach Hause. Es bot sich die Gelegenheit im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kultur im Adlersaal“ in Kooperation zu treten.

Die Zwingenberger Musikfreunde kamen aus dem Staunen in stetiger Steigerung nicht mehr heraus. Wenn die Streichvirtuosinnen erläutern, ihr Ziel sei, neue Dimensionen zu kreieren, indem sie Stilelemente aus Klassik, Swing Rock und Pop bis hin zum Heavy Metal verschmelzen. Die souveräne Sicherheit, sowie die überbordende Spielfreude sicherten ihnen die Flexibilität, jedes kleine Werk zu einem Charakterstück zu erheben.

Die Violine wurde zur Fiddle für einen irischen Tanz. Mehr als bemerkenswert war das immense vielstimmige Klangvolumen, mit dem die Spielerinnen zu dritt ein ganzes Orchester ersetzten. Der nächste Programmblock brachte eine weitere Facette des Repertoires sowie des tatsächlich unerhörten Könnens von „Mariquita“ hervor: Vertraute Pop-Rock-Klassiker wurden zum gänzlich neuen Hörerlebnis. „Time to say goodbye“ – zerbrechlich und zart, „New York, New York“ im Spannungsfeld zwischen Marschtakt und dem Schweben der großen Freiheit. Jugendliches Herzensungestüm für „La vie est belle“ und Leonard Cohens „Hallelujah“ mit Gänsehaut-Innerlichkeit.

Noch immer erschöpften sich ihre immensen Fähigkeiten nicht, denn Überraschungen sorgten für neue Dimensionen. Aus dem Terzett wurde ein Quartett. Elisa Conti bereicherte die Instrumentalisten mit der Gesangspartie. Bedeutend ausgereifter als ihr Lebensalter; wirkte die stets durch Oktavenspannen sicher geführte Stimme. Rauchzart wo nötig, aber mit nachdrücklicher Kraft. Zum hörbaren Zeichen der lebendigen Kulturpartnerschaft hatte man getrennt voneinander Bon Jovis „It´s my life“ einstudiert. Das Sängerkranzquartett (Anja Wetzel, Elke Ludwig, Andreas Mayer und Volker Jakobi) wuchs bei dieser ungewöhnlichen Aufgabe über sich selbst hinaus.

Die Bewunderung für die Streicherinnen blieb ungebrochen, denn mit Pizzicati oder Glissandi umgarnten sie die Sänger stimmungsvoll. Weitere Überraschungsgäste füllten schließlich die Bühne. Die „Getwinc Singers“ gaben sich die Ehre zum vereinten „Eternal flame“. Der Publikumsgunst nach hätte das Konzert sich noch Stunden fortsetzen können, so forderte der Abschiedsapplaus drei Zugaben.
Als Bilanz des Abends konnte man sich dem letzten Song anschließen und Abba‘s „Mamma mia!“ als Kompliment zurückgeben: „Mamma mia Mariquita!“