Bickenbach, Sport

Zahlreiche Medaillen, Preise und Pokale hat der 21-jährige Bickenbacher Peter Bitsch mit seiner Leidenschaft, dem Fechtsport, schon gewonnen, u.a. die Goldmedaille bei der Junioren-WM 2015 in Uspekistan. Foto: soe
13. März 2018 

Olympia im Visier

Peter Bitsch aus Bickenbach zählt zu den besten deutschen Fechtern – Olympische Spiele 2024 als Ziel

BICKENBACH, März 2018 (erh), Peter Bitsch ist in seinem Element. Im Sitzen erklärt er mittels einiger Trockenübungen, ohne Waffe, die Feinheiten des Degenfechtens. „Man muss durchziehen“, sagt der Bickenbacher und streckt pfeilschnell seinen rechten Arm nach vorne. Überraschenderweise fällt er nicht vom Stuhl bei dieser äußerst praxisnahen Demonstration.

Mutiges „Durchziehen“ ist wichtig beim Degenfechten ebenso wie Athletik und Technik. Und mentale Stärke, setzt der 21-Jährige seine Erläuterungen fort. Die besten Degenfechter begegnen sich in puncto Körperlichkeit und Technik auf nahezu gleichem Level. „Dann entscheidet der Kopf über Sieg oder Niederlage“, unterstreicht er die Bedeutung dieses Faktors. Wie es ist, wenn sich unter dem Schutzhelm des Fechters Gedanken ausbreiten, die das sportliche Leistungsvermögen einschränken, weiß Peter aus eigener Erfahrung zu berichten.

Nach einer tollen Saison 2015, in der er mit der deutschen U-20-Nationalmannschat bei der WM in Usbekistan den Titel im Team-Wettbewerb und bei der U-20-EM in Slowenien im Einzel die Bronzemedaille gewonnen hatte, lief es im darauffolgenden Jahr nicht mehr so rund für ihn. „Ich hatte plötzlich Angst davor, Treffer zu kassieren und zu verlieren.“ Statt sich auf Können und Intuition zu verlassen, agierte er zögerlich und ohne Selbstvertrauen. Mittlerweile hat der lebhafte, breitschultrige 1,92 Meter-Mann diesen teilweise lähmenden Ballast mit der Hilfe eines Mentaltrainers abgelegt. Er ist seit einiger Zeit zurück auf dem Weg zu seiner 2015er-Form. „Das hat sich alles wieder angefühlt wie damals“, beschreibt er die eigene Wahrnehmung seiner jüngsten Einsätze auf der Planche. „Diese Angst ist weg.“

Peter Bitsch ist bereit für den nächsten Schritt in seiner Entwicklung, die ihn bis zu den Olympischen Spielen führen könnte. Das Potential und den Willen, es ganz nach oben zu schaffen, hat er. „Meine Trainer sind der Meinung, dass es möglich ist und ich sehe auch eine realistische Chance für mich.“ Bis Tokio 2020 dürfte es knapp werden, dafür hat er die Spiele 2024 in Paris auf dem Radar. Ein Zeitplan, der die besonderen Gegebenheiten der Sportart berücksichtigt. Degenfechten, bei dem der ganze Körper Trefferfläche ist, wird zumeist dominiert von routinierten Athleten. „Man braucht ein gewisses Maß an Erfahrung, Geduld und Wettkampfhärte“, beschreibt er die Besonderheiten der Disziplin. „Es dauert einfach, bis man Spitzenniveau erreichen kann.“

Durchziehen ist für Peter nicht nur beim Fechten, sondern ebenso auf beruflicher Ebene angesagt. Sein Bachelor-Studium in Chemie an der Technischen Universität Darmstadt hat der 1,0-Abiturient in der Tasche und ist bereits auf Masters-Kurs, anschließen soll sich die Promotion. Hochleistungssport und Studium unter einen Hut zu bringen, erfordert ein hohes Maß an Zeitaufwand und Organisationstalent. Peter will zu Olympia. Gleichzeitig möchte er sein Studium mit Blick auf seine beruflichen Perspektiven zügig durchziehen und mit einer guten Note abschließen. Zwei Ziele, die bisweilen kompliziert zu koordinieren sind zwischen Bickenbach, Darmstadt, Heidelberg, Tauberbischofsheim und Turnieren im In- und Ausland.

Peter lebt in seinem Elternhaus in Bickenbach, studiert und trainiert in Darmstadt. Als Mitglied des Degen-Bundeskaders absolviert er zudem regelmäßig Trainingslehrgänge in Tauberbischofsheim und Heidelberg. Das Pendeln zwischen Sporthalle und Universität lässt wenig Raum für echte Entspannungsphasen. „Irgendwas steht immer an, entweder beim Fechten oder an der Uni.“

Mit einem veränderten Konzept ließen sich Leistungssport und Berufsausbildung besser verbinden, ist er überzeugt. Das staatliche Sportfördersystem könnte nach seiner Ansicht effizienter gestaltet werden etwa durch die Aufstockung der finanziellen Mittel für Kader-Athleten und die Gründung eines zentralen Leistungszentrums für Fechter in einer Universitätsstadt. Momentan erhält Peter einen überschaubaren staatlichen Zuschuss aus einem Sportförderprogramm und ist darüber hinaus auf den Beistand seiner Eltern und des Darmstädter FC angewiesen. „Ohne meine Eltern und den Verein, denen ich sehr dankbar bin für die Unterstützung, würde das alles nicht funktionieren.“ Trotz der nicht immer einfachen Begleitumstände will Peter Bitsch sein Ding durchziehen – im Sport und im Beruf.