Bickenbach

Martinis Amtsnachfolger Markus Hennemann (li) und der scheidende Bürgermeister Günter Martini. Foto: soe
19. Dezember 2017 

Rekordepoche für den Bickenbacher Bürgermeister

Nach 24 Jahren Amtszeit verabschiedet die Gemeinde Bickenbach ihren Bürgermeister Günter Martini in den Ruhestand

BICKENBACH, Dezember 2017 (pem), „Der Lotse geht von Bord“ – mit diesem geflügelten Wort zog sich Otto von Bismarck, zum Epochensymbol gewordener Staatsmann vom Amtsgeschäft zurück. Auch in Bickenbach wird das Steuerruder auf der Führungsbrücke in die nächste Generation übergeben. Nach über zwei Dutzenden Jahren im Dienste der Gemeinde verlässt Günter Martini das Bürgermeisteramt und den Bergstraßenort.

Als einer der jüngsten Gemeindeoberhäupter verlagerte er 1993 seinen Lebensmittelpunkt von Gießen an die südhessische Wirkungsstätte, als Landkreis-Rekordhalter der Dauer einer Bürgermeisterära führt ihn der Weg zurück und in den Ruhestand. Wer die Bürgernähe nicht als Lippenbekenntnis trägt, sondern Kraft seines Amtes täglich lebt, darf bei aller wesenseigenen Bescheidenheit nicht hoffen, ohne großen Aufhebens zu gehen. Die gemischten Gefühle aus Vorfreude auf einen vom Familienleben geprägten Lebensabschnitt und über die zum Lebensinhalt gewordene erfüllende Aufgabe zu beenden, wollten die Bickenbacher mit ihm teilen. Es war ihnen ein Anliegen, Günter Martini mit ihrem Dank gebührend zu würdigen. Namhafte Persönlichkeiten aller Ebenen der Landespolitik, Wegbegleiter, regionale Amtskollegen, Mitarbeiter, Vertreter der Vereine, Organisationen und Einrichtungen fanden sich zum Verabschiedungs- und Ehrungsabend im Feuerwehr-Gerätehaus ein, neben einer enormen Besucherschar aus der Bevölkerung.

Als Martinis Amtsnachfolger moderierte Markus Hennemann und eröffnete den illusteren Reigen der Redner und Überbringer von Grußbotschaften. Er portraitierte Martinis unkonventionelle und doch angenehme Art das Amt mit seiner Persönlichkeit auszufüllen. Nie wollte er „Chef“ sein, sondern schuf sich eine „Mitarbeiterfamilie“ für deren Mitglieder die Dienstwege stets kurz ausfielen. Als „Pater Familias“ zeigte er sich immer zugänglich für die aus der Bevölkerung an ihn herangetragenen Belange. Er gestaltete ein „Rat- und Tathaus“, ein „Servicezentrum für die Bürgerschaft.“ „Das Wichtigste war ihm der Mensch“, hob Hennemann hervor. Dessen Wohlergehen zu befördern, betrachtete er als Sinn seiner Amtsführung. Die Spuren, die er hinterließ, lassen sich auch an den nüchternen Fakten der rechnerischen „Bürgermeisterbilanz“ darstellen: Insgesamt wurde die stolze Summe von über 2,9 Millionen Euro bewegt.

In Beispielen erinnerte Hennemann an wichtige Investitionen: Die Erschließung und Anbindung des neuen Gewerbegebietes, die Zusammenlegung der Kindergärten und die Einrichtung der Kita Sonnenland, die Ansiedlung neuer Seniorenheime sowie den Umzug der Ortsverwaltung und die Neugestaltung des Jagdschloß-Vorplatzes zählen zu den Errungenschaften für Bickenbach. Oft war er Impulsgeber und Initiator, am liebsten betreute er jedoch die Ausführung und Umsetzung der Projekte. Mit dem „Blick aufs Ganze“ standen bei Entscheidungsfindungen immer Sachfragen im Vordergrund unabhängig von Parteipolitik.

So erwies sich der Bürgermeister für die anderen Fraktionen als angenehmer Kooperations– und Verhandlungspartner. In den durchaus von persönlicher Sympathie durchwirkten Beiträgen bestätigten die Fraktionsvorsitzenden die von Hennemann angesprochenen Themen. In Vertretung des Landrates lenkte Christel Fleischmann neben den Verdiensten um Wirtschaft und Soziales die Aufmerksamkeit auf Schul- und Bildungswesen. Viel Herzlichkeit in den von allen formulierten besten Wünschen für die Zukunft, in der er sein Aktivitätspotenzial vornehmlich der Enkelbetreuung widmen will, spiegelte die Qualität von Martinis Beziehungspflege wider.

Weder Amtsmüdigkeit noch etwaige Unzufriedenheit oder schwindender Rückhalt gaben den Ausschlag für Günter Martini Entschluss. Es war keine Entscheidung gegen das so geliebte Amt, sondern für die noch bedeutendere Herzensangelegenheit, sich nun der Familie voll und ganz zu widmen.

Werden seine begonnenen Geschäfte und die Kommunalpolitik auch verantwortungsvoll und umsichtig fortgeführt – Günter Martinis prägende Persönlichkeit hinterlässt eine nicht zu füllende Lücke.