Bickenbach, Fotogalerien

Das 4. Bickenbacher Tattoo bot eine abwechslungreiche Show. Foto: soe
25. Juni 2016 

„Riesen-Rhythmus-Show“ mit Regencape

Das 4. Bickenbacher Tattoo begeisterte trotz ungünstiger Witterung die Zuschauer

BICKENBACH, Juni 2016 (pem), Mit dem Zapfenstreich begann es einst: Das Trompetensignal kündete vom baldigen Schluss der Kasernentore und läutete die letzte Runde am Biertisch ein. „Tap toe“ (niederländisch) „Hahn zu!“ lautete das Kommando. Aus dieser Wurzel spross ein Zweig der Musik, der bald den militärischen Bereich verließ, wobei eine eigene reiche Kultur erblühte.

Brassbands, Bläsercorps, Formationen nach dem Muster der traditionellen „Drums and Pipes“ beließen es nicht beim Repertoire von Marschrhythmen. Adaptation aus verschiedensten Genres belebten den charakteristischen Schmettersound. Aus militärischem Exerzieren wurden publikumswirksame Choreographien. Eine musikalische Showdisziplin etablierte sich, die internationale Begegnungen, Leistungsvergleiche und Wettbewerbe auf den Plan rief. Bei solchen Gelegenheiten hat das Bickenbacher Musikcorps den Namen seiner Heimatgemeinde bereits weltweit bekannt gemacht. Besondere Glanzlichter der Reisetätigkeit stellen die Teilnahme an der New Yorker Steubenparade sowie im vorigen Jahr bei einem Contest in Shanghai dar.

Selber Gastgeber für internationalen Besuch zu sein, begründete die Tradition des „Bickenbach Tattoo“. Nach vierjähriger Pause freuten sich nicht nur die Bickenbacher Fan-Gemeinde der „Lokalmatadoren“ über eine Neuauflage im Jagdschlosshof. Das von allen Teilnehmern eindrucksvoll gemeinsam gestaltete Finale des Tattoo hätte man betiteln können: „So sehen Sieger aus!“ Jedes Ensemble blickt auf erfolgreiche Teilnahmen an bedeutenden internationalen Wettbewerben zurück, so dass das Publikum Unterhaltung auf höchstem Niveau genoss. Schirmherr Bürgermeister Günter Martini bezeichnete das Festival in seinem Grußwort als „kulturelles Highlight“ in Südhessen und der erste Vorsitzende des Musikcorps Jürgen Zeißler versprach nicht zu viel, wenn er eine „abwechslungsreiche Show mit spannenden und emotionalen Momenten“ in Aussicht stellte.

Den Auftakt gab aber die Humorlinie der Darbietungen. Beim Fanfarencorps Groß-Zimmern marschiert man gerne Quadrillenfiguren, doch es tanzt auch eben mal einer aus der Reihe! Grazile Kreuzschritte beherrscht man, gleichfalls Känguruhhopser, der Broadwaybühnenknicks war nur der vorläufige Abschluss, denn der Abgang erfolgte mit Gesang. Zum Publikumsliebling avancierte die niederländische Pfadfinder- Marchingband „Maastrichtse Verkennersband“. Mit einem akustischen Ausflug in die Western-Kinowelt galoppieren die Damen und Herren in vollem Spiel, aber sie legten die Instrumente gerne aus der Hand für eine Meditation im angedeuteten Lotussitz oder für eine Hommage an die alpenländische Kultur. Die Hälfte intonierte die „lustigen Holzhackerbuam“, die andere legte einen zünftigen Schuhplattler aufs Pflaster.

Da die Vielfalt den Reiz ausmacht, begeisterten sich die Zuschauer ebenso für die Formationen, die sich der Traditionspflege verschrieben haben. Paradebeispiel dafür ist die Royal British Legion Band aus Romford. „Odenwald Pipes and Drums “, „Caverhill Guardians“, Schramberg „Count Zeppelin“ Friedrichshafen und „1st Revolution Pipes and Drums“ bewiesen, wie gut auch Nicht-Schotten der Kilt steht und dass Dudelsackspielen eine lernbare Kunst ist. Einen Kontrapunkt zu der kraftvollen Musik setzten die Elevinnen der Elaine-Walker-School Böblingen mit neckischer Leichtfüßigkeit als amtierende Weltmeister-innen im Irish Dance.

Besonders spektakulär war die vom Bickenbacher Stabführer choreographierte Präsentation der Trommler aller Teilnehmer. Die Hausherren selber brillierten mit feinstem Big Band Sound.
Die Formationen schlugen die Zuschauer so in den Bann, dass man den einsetzenden Regen eigentlich ignorierte, denn Dank der guten Organisation der Veranstalter wurden zügig kostenlos Capes ausgegeben. Mit Muße ließen sich da die versprochenen Gänsehautmomente des Finales mit der Präsenz von rund 250 Musikern auskosten.

Fotos: Stefan Oelsner
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