Alsbach-Hähnlein

Simone Gottmann-Eberleh, Doris Lochmann und Petra Nachbauer (v.li.) sind die Initiatorinnen der „Gaase-Aktion“. Foto: vesa
23. August 2018 

Ziegen beruhigen den Straßenverkehr in Hähnlein

Hejner Kunst-Gaase werben für Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt – Kunstraub: Mittlerweile wurden schon vier der Ziegen gestohlen – Nachschub in Sicht

ALSBACH-HÄHNLEIN, August 2018 (raha), Kreative Ideen hatte Doris Lochmann schon immer, doch mit ihrem jüngsten Einfall traf sie direkt in das Herz der Hähnleiner: Das örtliche Wappentier, die „Gaas“, was soviel wie Geiß oder Ziege im Dialekt bedeutet, wurde jetzt zum Ausstellungsstück in der Ortsdurchfahrt.

Gemeinsam mit der Fraktion der IUHAS (Initiative Umweltschutz für Hähnlein, Alsbach und Sandwiese) startete Doris Lochmann die Aktion „Die Hejner Gaas wird zum Kunstobjekt“. Die Ursache für die Aktion ist das leidige Thema mit einer Tempo 30-Zone in der Hähnleiner Ortsdurchfahrt der L 3112. Seit vielen Jahren rasen Autos und LKW`s mit überhöhtem Tempo durch den Ort und es hat schon mehrere Tote bei Verkehrsunfällen gegeben. Die Gemeinde ist ebenfalls seit Ewigkeiten bemüht, eine Tempo-30-Zone einzurichten, jedoch ist Hessen Mobil für die Geschwindigkeitsbegrenzung der Landesstraße in der Ortsdurchfahrt verantwortlich und dort sieht man leider (noch) keinen Bedarf für Tempo 30 in Hähnlein, was für viele Anwohner ein beispielloser Skandal ist. Auch Bürgermeister Rausch beißt sich seit langem die Zähne an Hessen Mobil aus. Besonders durch den verstärkten LKW-Verkehr der Fa. Intersnack ist die Geduld der Ortsbürger langsam am Ende. Ein geplantes Hochregallager auf dem Firmengelände an der B3 wurde wegen großem Protest von Alsbacher und Bickenbacher Bürgern von der Firmenleitung ad Acta gelegt. Die Hähnleiner dürfen nun die Suppe mit den ständigen LKW-Brezel-Touren von Alsbach nach Worms ins Intersnack-Lager und zurück auslöffeln.

Aber auch durch die explosionsartige Zunahme der Großlager an der B 44 im ganzen Ried hat sich der LKW- Verkehr durch Hähnlein dramatisch verstärkt. Nun also die Idee mit der „Gaas“: Individuell gestaltete Ziegenfiguren sollten vom Bordstein aus für freiwillig Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt werben. Den Rohling der Ziegenfigur hatte Doris Lochmann aus Betonmischmaterialien hergestellt, interessierte Bürger, Gastwirte, Firmen und Vereine konnten die Figur zum Selbstkostenpreis erwerben und nach eigenen Vorstellungen bemalen. Bedingung war, dass ein Bezug zum Thema Tempo 30 erkennbar sein musste. Viele Hähnleiner machten sich sofort ans Werk und es entstanden innerhalb von zwei Wochen 20 bunte Geißlein. Mit einer großen „Gaase-Paadie“ wurden am 1. Juli die Kunst-Ziegen dem geneigten Publikum auf dem Anstaltsplatz vor der alten Bürgermeisterei vorgestellt.

Zur schönsten „Gaas“ wurde das Modell des Hähnleiner Gesangvereins „Sängerlust“ gewählt, gestaltet maßgeblich von Christel Nickel, die auch noch eine weitere Geißen-Figur für ihr Künstleratelier angefertigt hatte.

Etwa 100 Besucher konnten die Kunstobjekte begutachten und mittels Bonbon-Bewertung prämieren. Die Sieger von der „Sängerlust“ und ihren kreativen Damen vom Chor 2000 stimmten zum Gewinn natürlich die Hejner Nationalhymne „Meck Meck Meck“ an und alle Gäste sangen begeistert mit!

Kulinarisch standen neben Flammkuchen und Kochkäse natürlich Köstlichkeiten von der Ziege auf dem Speiseplan. Im Dorfgemeinschaftshaus gab es beim Verein „Mädde drin“ anschließend noch Kaffee und Kuchen. Die Aktion war so erfolgreich, dass noch mehr „Kunst-Gaase“ entstehen sollen.

Wer die ersten 20 Ziegen-Objekte sehen will, kann nun mit Tempo 30 durch Hähnlein fahren und sich alle kunstvoll gestalteten Figuren bei langsamer Fahrt genussvoll ansehen.

Nein! Mittlerweile sind es nur noch 15 Ziegen. Vier wurden gestohlen. Einer wurde der Kopf abgeschlagen. Eine andere bevorzugte es im Baum an der Straßengabelung Kindergarten/Hähnleiner Grundschule in einem Baum zu hängen, wo sie natürlich auch ihren Zweck erfüllte, aber auch sie wurde gestohlen!

Ein kleiner Trost: Es wird bald Ziegennachschub geben. Allerdings könnte das „Ziegenprojekt“ so auch zum Jahrhundertprojekt werden…