Alsbach-Hähnlein

Politisch, tagesaktuell und auf den Punkt, dafür stehen die Karikaturen des bekannten Karikaturisten Horst Haitzinger. Schon viele Besucher haben die interessante Ausstellung besucht. Foto: soe
06. März 2020 

Horst Haitzinger zu Gast in Hähnlein

Karikaturist besuchte seine Ausstellung in der Anstalt / Interessante Einblicke

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2020 (erh), Seine Karikaturen sind bereits seit Ende Oktober im Museum in der Anstalt zu sehen, drei Wochen nach Eröffnung der Ausstellung holte Horst Haitzinger seinen ursprünglich zur Vernissage geplanten Besuch in Hähnlein nach. Mit Frau, Tochter und Schwiegersohn war der 80-Jährige aus München, die Wahlheimat des Österreichers, angereist. In lockerer Atmosphäre unterhielt sich Haitzinger mit Konrad Hoppe, dem Vorsitzenden des Museumsvereins Alsbach-Hähnlein. Das knapp einstündige Frage-Antwort-Spiel vor gut 100 Gästen in der proppenvollen Anstalt gab einen interessanten Einblick in die Arbeits- und Gedankenwelt des renommierten Karikaturisten.

Über 15.000 Karikaturen hat Horst Haitzinger nach eigener Schätzung veröffentlicht, in denen er das tagespolitische Geschehen mit spitzer Feder kommentiert. Auch von Tageszeitungen in der Region werden seine Zeichnungen seit vielen Jahren regelmäßig publiziert. Haitzinger betätigt sich zudem als Maler von Aquarellen und Ölgemälden. Die Schau in Hähnlein mit 70 Werken aus den vergangenen drei Jahren mit Trump, Johnson, Merkel und weiteren politischen Akteuren als Protagonisten läuft bis noch zum 19. Januar. Nach einem Studium der Gebrauchsgrafik an der Kunstgewerbeschule in Linz begann Haitzinger als 19-Jähriger ein Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München. Eine Initialzündung für seinen Weg zum politischen Karikaturisten gab es nicht, erzählte er in der Anstalt. Er erinnert sich allerdings daran, wie er als junger Student „tonnenweise“ Entwürfe in die Redaktion der satirischen Zeitschrift ‘Simplicissimus‘, schleppte. Mit Erfolg – es war der Einstieg in seine berufliche Karriere. Im damaligen Simplicissimus-Chefredakteur Otto Iffland fand er einen großen Förderer, der ersten Arbeiten von ihm bereits 1958 veröffentlichte. „Otto Iffland habe ich viel zu verdanken. Er hat mir zum Beispiel beigebracht, wie man eine Pointe konstruiert.“

Seine tägliche Arbeit startet Horst Haitzinger nach einem ausgiebigen Frühstück gegen 9 Uhr morgens. Zunächst stehen Radio hören und Zeitung lesen auf dem Programm. Nach der Informationsbeschaffung und der Festlegung auf ein Thema entwirft er mit Bleistift eine Skizze. Anschließend folgt die Textarbeit, die häufig einer plötzlichen Eingebung folgt. Dieser erste Textentwurf, meist auf einem losen Zettel oder herumliegenden Briefumschlag niedergeschrieben, verschwindet zunächst in den Weiten seines Schreibtisches. Die Verfeinerung der Zeichnung mit Tusche und Feder ist der nächste Produktionsschritt, korrigiert wird mit Deckweiß. Ist dieser Prozess abgeschlossen, bringt er einen weiteren Text zu Papier. Diesen vergleicht er mit seiner ersten Idee.

„Meistens sind die beiden Texte identisch.“ Bevor die Karikatur an den Auftraggeber geht, wirft seine Frau einen letzten kritischen Blick auf das Werk.
Um mit Zeichnung und Text den Inhalt der Karikatur transportieren zu können, ist die Verwendung von Metaphern unerlässlich, erklärte Haitzinger. So ist etwa der Deutsche Michel, ob gezeichnet oder als Textbaustein, nach wir vor die einfachste und kürzeste Personifikation der Bevölkerung. „Es gibt nichts Treffenderes dafür.“

Welche politische Partie bevorzugt der politische Karikaturist? „Ich bin meine eigene Partei.“ In sozialen Fragen ist er der SPD nahe, in der Sicherheitspolitik der CSU, beim Klima- und Umweltschutz positioniert er sich klar bei den Grünen. Vom BUND Naturschutz bekam er vor kurzem „für seine treffenden Darstellungen zahlreicher umweltpolitischer Themen“ die Bayerische Naturschutzmedaille verliehen. „Das hat mich sehr gefreut.“