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Die Pflanzaktion wurde wesentlich durch Dr. Veronika Schlüter von der Stiftung Schloss Heiligenberg angestoßen, hier mit Peter Tränklein und dem Original der alten Liste der historischen Apfelsorten. Foto: ewi
12. März 2019 

Äpfel wie auf Omas Wiese

Alte Sorten bereichern im Garten von Schloss Heiligenberg ein herausgeputztes Denkmal

SEEHEIM-JUGENHEIM, März 2019 (holly), Die Arbeiten zu Sanierung und Umbau von Schloss Heiligenberg über Jugenheim in eine Schönheitsklinik sind auf der Zielgeraden, bald wird das herausgeputzte Denkmal wieder in seiner ganzen Pracht zu sehen sein. Dass sich auch im Umfeld des Gartens etwas getan hat, fällt nicht so sehr ins Auge, ist aber auch von historischer Bedeutung. Alte Apfelsorten sollen dort auf frisch gepflanzten Bäumen reifen, weitere Stämme im nächsten Jahr dazukommen.

Die Pflanzaktion, wesentlich durch Dr. Veronika Schlüter von der Stiftung Schloss Heiligenberg angestoßen, ist nicht nur ein Bekenntnis zum „guten Alten“, sondern setzt auch einen Kontrapunkt zu den vollhygienisch im Zellophan auf Papptellern verpackten, irgendwie immer gleich aussehenden Supermarkt-Züchtungen. Ein wenig wirkt das zudem wie eine ironische Anmerkung der Rheinischen Schafsnase zum künftigen Tun hinter den Mauern des Schlosses, wo der Schönheit mit Skalpell und Botox-Spritzen nachgeholfen wird.

Dann doch lieber Tradition, Wohlgeschmack und ökologische Vielfalt hinter einer vielleicht manchmal etwas fleckigen, schrumpeligen Schale – und in diesem Fall auch noch nach historischem Vorbild: Als der Stiftungsverein vor 11 Jahren im alten Jugenheimer Rathaus aufräumte, hat man unter anderem eine handgeschriebene, Ende des 19. Jahrhunderts verfasste Liste des damaligen Hofgärtners Johannes Gernet gefunden, in der nicht weniger als 46 alte Apfelsorten verzeichnet sind. Viele dieser Apfelsorten standen einst auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe der Gärtnervilla auf dem Heiligenberg.

Im Verein wuchs die Idee, auf der Grundlage der historischen Liste den alten Bestand durch Neupflanzungen wenigstens teilweise zu reproduzieren. Vor zwei Jahren begann dann die praktische Umsetzung. Dafür mussten erst einmal die inzwischen wild gewachsenen Ahornbäume auf der Wiese weichen. Das ließ sich nicht mal eben so mit der Kettensäge erledigen, sondern diverse Ämter hatten da oft mehr als nur ein Wort mitzureden – zum Beispiel auf einem Ortstermin mit Hessen Forst und dem Denkmalschutz.

Beharrlich verfolgten Schlüter und ihre Mitstreiter die Idee weiter. Fachlichen Bio-Rat gab die Pomologin (Apfelkundlerin) Petra Vogler, geschichtliche Zusammenhänge knüpfte der Pädagoge und Historiker Rainer Tiefenthaler. Rolf Heiligenthal organisierte die handgreifliche Seite der Sache, indem er für den Holzfäller sorgte, der dem Ahorn-Gewucher den Garaus machte.
Dann hieß es: Alle Neune. Anfang des Jahres rief der Verein zur Pflanzaktion auf, und mit 15 Helfern war es ein Leichtes, neun Apfelbäumen einen sicheren Stand im Schlossgarten zu verschaffen. Ein jeder Baum hat einen Paten, der für den Kaufpreis aufgekommen ist.

Rheinische Schafsnase, der gelbe Bellefleur und Baumanns Renette werden weitere Gesellschaft bekommen, denn für das nächste Jahr ist bereits der zweite Teil der Pflanzaktion geplant.