Alsbach-Hähnlein

Konrad Hoppe (li.), Bürgermeister Georg Rausch und HelmutBernhard (re.) präsentieren ein Glanzstück des Radsports aus dem Jahr 1928. Foto: soe
02. Juli 2017 

Die Nabe der Radwelt war einst Hähnlein!

Anlässlich des internationalen Museumstags und des Volksradfahrens erinnerte das Alsbach-Hähnleiner Museum an die glanzvolle Geschichte des Radsportvereins „Solidarität“

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juli 2017 (pem), „Frischauf“ heißt die Marke, wie die Offenbacher Firma selber. Auch günstig als Selbstmontagesatz bestellbar. Ebenso widerstandsfähige wie flexible Holzspeichen garantieren robuste Belastbarkeit, die aufgeklebten Gummischläuche erhöhen den Fahrkomfort. Silbern wie Chrom blitzt der Nickelrahmen, Sportgerät einerseits, andererseits Statussymbol einer Gesellschaftsschicht und Stolz so manchen Arbeiters. Das strahlende Exponat aus dem Jahr 1928 verweist auf eine Hoch-Zeit des Fahrrads. In der Schwerpunktausstellung des Alsbach-Hähnleiner Heimatmuseums steht es zugleich für die unglaublich glanzvolle Epoche, in der der Ort Hähnlein Weltbedeutung erlangte.

Doch das Vergessen legte sich so rasch darüber, dass den wenigsten die Bedeutung heute noch im Bewusstsein ist. Obwohl die Pedalistenkultur durchaus lebt. Die tretfreundlich flache Umgebung von Ried und Rheinebene bietet gute Bedingungen. Das Hähnleiner Volksradfahren hat z.B. seine Anziehungskraft nicht verloren, wie die aktuelle Auflage bewies.

Und es gibt ihn immer noch, den Radsportverein. „Wenn einer für den andern steht, das nennt man Solidarität“, so der Vereinsleitspruch. Zahlreiche Objekte und Dokumente veranschaulichen im Museum die Ruhmesära. Sie währte bis 1933 und vereinigte unter „Solidaritäts“-Dach eine viertel Million Mitglieder im „Arbeitersportverband“: Weltweit die größte Vereinigung.

Die körperliche Ertüchtigung als weiterer Aspekt des als Hallensport betriebenen Radtrainings spielte eine wichtige Rolle. Der Wert der „Solidarität“ verlagerte sich nach dem Krieg auf die Bereicherung des lokalen Vereinslebens und erfüllt mit der florierenden Jugendarbeit immer noch eine allerdings gewandelte soziale Aufgabe. Der internationale Museumstag war der passende Anlass, um anhand der Vereinschronik auch weite Teile historischer Prozesse aufzuzeigen.