Kreis Bergstrasse

Gonca Karagöz, Christian Schönung, Wasihun Bekele, Mussie Nugusse Kidane, Marzia Surie, Jeanette Schröder (v.li.) bekamen letzte Woche ihre Zertifikate überreicht. Foto: Stadt Lorsch
04. Februar 2019 

„Drei Top-Integrationslotsen für Lorsch“

Zertifikatsverleihung im Schöffensaal

LORSCH, Februar 2019 (meli), Stolz waren sie. Und ein bisschen mehr angekommen: Als drei frischgebackenen Lorscher Integrationslotsen ihre Zertifikate am vergangenen Mittwoch überreicht bekamen, war nicht nur der Rahmen besonders. Im Schöffensaal des Stadthauses hatte sich mit dem Magistrat, zahlreichen Vertreterinnen und Vertreter der ökumenischen Flüchtlingshilfe, der Integrationsbeauftragten der Stadt, der Ausbildungsleiterin und dem Bürgermeister eine stattliche Gruppe von Gratulanten eingefunden. Gonca Karagöz vom Lernmobil e.V. Viernheim sprach gar von „drei Top-Intergrationslotsen für Lorsch, auf die ich richtig neidisch bin.“

Kein Wunder: Wasihun Bekele war Verwaltungsleiter in einem äthiopischen Krankenhaus, bevor er flüchten musste. Mussie Nugusse Kidane studierte Chemie, er flüchtete aus Eritrea. Marzia Surie schließlich arbeitet als Krankenschwester. Sie kam aus Afghanistan und ist schon seit ihrer Kindheit hier. „Viele möchten sich intergieren. Aber wie?“, weiß sie. Oftmals ist die unbekannte deutsche Sprache das größte Hindernis. Aber Marzia ist überzeugt: „Hier können alle etwas erreichen und wir wollen dabei helfen.“

36 Unterrichtseinheiten, zwei Workshops, insgesamt sieben Ausbildungsmodule, ein Praktikum und am Ende eine Prüfung und das neben einer beruflichen Tätigkeit – die Ausbildung zum Integrationslotsen ist nicht leicht. Mussie Kidane, der eine Anstellung in Darmstadt hat, bedankte sich deshalb bei dem Kreis der Unterstützer aus Lorsch: „Die Verkehrsverbindungen nach Viernheim sind nicht sehr gut. Ihr habt uns immer wieder hingefahren und immer unterstützt – wie hätten wir es sonst geschafft!“

Das Lernmobil e.v. gibt es seit über 30 Jahren. „Integration durch Bildung“ ist hier das Motto, die Sprache steht im Zentrum. Wer weiß, wie man auch als Deutsche/r auf Ämtern, in Notsituationen oder angesichts von Anträgen und Formularen den Überblick und den Mut verliert, mag sich vorstellen können, wie es Menschen geht, die nicht der deutschen Sprache mächtig sind. Hier helfen die Lotsen, die in Grundlagen der interkulturellen Kommunikation geschult werden, Sachwissen in integrationsspezifischen Themen vermittelt bekommen oder bspw. Kenntnisse über die zentralen Einrichtungen und Beratungsstellen.

Ganz sicherlich ist die Ausbildung und die neue Tätigkeit für diese drei auch ein weiterer Schritt bei einem ganz wichtigen persönlichen Ziel: Selbst eine neue Heimat zu finden und in dem fremden Land anzukommen. Alle drei werden ihre neue ehrenamtliche neben ihrer beruflichen Tätigkeit ausüben. Und neben ihren Hobbys. Zum Beispiel Fußballspielen beim SC Olympia, wie Mussie Kidane, dessen deutscher Vereinskollege prompt auf Facebook gratulierte und sagte: „Freue mich, dich bald wieder Fußball spielen zu sehen!“ Hoffentlich findet der neue Integrationslotse dazu in Zukunft wieder Zeit!