Laufen, um zu helfen
Der Hähnleiner Marathonläufer Oliver Nickel hat eine Spendenaktion gestartet
ALSBACH-HÄHNLEIN, September 2018 (erh), Vor ziemlich genau drei Jahren hat sich einiges verändert im Leben von Oliver Nickel. Er wurde Vater. Die Zwillinge – ein Junge und ein Mädchen – kamen einige Zeit vor dem errechneten Termin zur Welt. Eines der Kinder musste die ersten Lebenswochen auf der Intensivstation verbringen. Oliver Nickel hielt sich damals viele Stunden auf der Neugeborenen-Intensivstation der Universitätsklinik Heidelberg auf und beobachtete dabei die Arbeit der Mediziner und des Pflegepersonals.
„Es ist unglaublich, was diese Menschen leisten und welche Verantwortung sie tragen.“ Eine Erfahrung, die seinen Blick auf das Leben nachhaltig veränderte. Stress und Notfall bekamen für ihn eine völlig neue Bedeutung. Vor diesen Erlebnissen geriet der Informatiker durch eine nicht funktionierende Anwendung in den Stress- bzw. Notfall-Modus. Inzwischen sieht er das anders: „Das ist kein Stress, das ist kein Notfall – das ist ein Problem, das gelöst werden kann.“
Nachdem Oliver Nickel mit seiner Frau und den gesunden Zwillingen die Klinik verlassen hatte, bewegte ihn die Erinnerung an die Intensivstation weiter. Er suchte nach einer Möglichkeit, eine medizinische Einrichtung finanziell zu unterstützen. Bei seiner Recherche landete er bei dem „I run for Life“-Projekt der Deutschen Palliativ Stiftung (DPS).
Die DPS hatte einige Jahre zuvor eine Spenden-Initiative an den Start gebracht, bei der Hobby- und Profiläufer ihre offiziellen Wettkampfkilometer zur Verfügung stellen können. Die gespendeten Kilometer werden von Sponsoren mit einem Geldbetrag honoriert, der von der DPS an hospizlich-palliative Einrichtungen weitergeleitet wird.
Oliver Nickel, der 2012 130 Kilogramm wog, verlor mittels einer radikalen Ernährungsumstellung reichlich Gewicht und begann nebenbei mit dem Laufen. Heute wiegt der 42-Jährige 64 Kilogramm und ist seit einigen Wochen ein Marathon-Mann. Beim Egelsbacher Marathon kam er nach 3:44,07 Stunden ins Ziel. Seine Renn-Kilometer, die er überwiegend bei Veranstaltungen in der Region zusammentrug, stellte er der „I-run-for-Life“-Initiative zur Verfügung. 2018 führt die DPS ihre Spendenaktion mangels Sponsorengelder nicht durch. Sehr zum Bedauern von Nickel, der keine Alternative fand, um mit seinen gelaufenen Kilometer eine medizinisch-soziale Institution unterstützen zu können.
Also startete Nickel, der aus Hähnlein stammt und mit seiner Familie dort lebt, seine eigene Spendenaktion: Sponsoren können jeden gelaufenen Trainings- und Rennkilometer, den er in diesem Jahr absolviert, mit einem bestimmten (Cent-oder Euro-)Betrag belohnen. Zwölf Sponsoren beteiligen sich inzwischen an seiner Kampagne. Das erlaufene Geld gibt Nickel an das Kinder-Palliativ-Team Südhessen mit Sitz in Frankfurt weiter. Die Organisation kümmert sich um die häusliche Versorgung von schwerstkranken Kindern und Jugendlichen und die psycho-soziale Unterstützung der Familien. Da die Krankenkassen nicht alle Kosten übernehmen, ist das Palliativ-Team bei seiner Arbeit auf Spendengelder angewiesen.
Pro Jahr kommen bei Oliver Nickel rund 3000 Trainings- und 150 Wettkampfkilometer zusammen. Sein Ziel ist es, in diesem Jahr einen vierstelligen Betrag nach Frankfurt überweisen zu können – und er hofft auf weitere Förderer. Das Kinder-Palliativ-Team Südhessen leiste eine wichtige Arbeit, die es verdient habe, unterstützt zu werden, betont Nickel. Weitere Informationen unter: www.dehejner.net.
