Alsbach-Hähnlein, Sport

Seit nunmehr 60 Jahren ist Günther Gerfelder für den FC Alsbach aktiv. Foto: soe
29. März 2015 

Leben für das runde Leder

Im 60. Jahr ist Günther Gerfelder mit Treue zum FC Alsbach im Fußball aktiv

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2015 (pem), „Den Fußball lass ich mir nicht nehmen, solange es nur irgendwie geht!“, stellt Günt­her, Gerfelder mit Enthusiasmus fest. Der Sport ist weit mehr als ein Hobby. Auch ins Renten- und Seniorenalter gekommen, verschwendet er keinen Gedanke daran, den Ball flach zu halten. „Fußball ist nun mal mein Leben“, bekennt er. Zwischen zwei Schwestern aufgewachsen, gab es in der Familie nicht einmal ein Vorbild der Leidenschaft für das runde Leder. Der Bub entdeckte die Faszination alleine und bekam schon dann und wann Mutters Unwillen zu spüren, wenn er gar zu lange ausblieb, um den Großen beim Kicken zuzuschauen.
Mit 18 begann seine Vereinslaufbahn. Günther Gerfelder verwahrt noch das historische Souvenir seines ersten Mitgliedsausweises des FC Alsbach. Das Sportgelände, auf denen die Übungsstunden zweimal wöchentlich abgehalten wurden, befand sich zu dieser Zeit noch auf dem Pfarrtannenterrain. Im Unterschied zur heutigen Praxis bedurfte es sogar einer amtlichen Begutachtung und Genehmigung, um als aktiver Spieler für den FC in Turnieren zu spielen.

„Wir mussten uns beim Gesundheitsamt in Darmstadt vorstellen und eine Belastungsprüfung auf Herz und Lungen über uns ergehen lassen. Erst dann erfolgte für einen Spieler die Freigabe.“ Nach dieser bestens überstandenen Prozedur fand Günther Gerfelder auch in der Mannschaft seine Spielerposition: Verteidiger, bevorzugt linker – das war sein Ort, seine Welt.

Doch neben der unumwundenen jugendlichen Sport- und Bewegungsbegeisterung schlug sein Herz schon immer für den Verein. Deshalb war er auch mit von der Partie, als die „jungen Burschen“ eine „Flutlichtanlage“ konstruierten. Bastler und Tüftler bestückten einen hölzernen Telefonmast mit Scheinwerfern.

Im vertrauten Umgang mit allen Kameraden bekam er auch seinen Spitznamen. Bis heute kennt man ihn im Verein als „Gerry“ und er lässt sich gerne so anreden. Als Spieler der A-Klasse war er mit der Mannschaft nun auch an Wochenenden häufig unterwegs, um auf den Plätzen in der Region Bergstraße und Odenwald ein Kräftemessen mit anderen Vereinen zu suchen. Das denkwürdige und schicksalshafte Spiel in Nieder-Ramstadt wird Günther Gerfelder nicht vergessen. „Ganze fünf Minuten war die Partie alt, als ich und ein anderer Spieler über dem Ball zusammenstießen und stürzten.“ Für Günther Gerfelder blieb die „Begegnung“ nicht folgenlos: ein Wadenbeinbruch zwang ihn ein dreiviertel Jahr auf die Zuschauerbank. Doch die Verletzungspause tat weder der Leidenschaft noch der Einsatzbereitschaft Abbruch.

„Nur wenn der FC spielfrei ist oder die Begegnung freitags stattfindet, geh ich auch gerne mal zur Eintracht“, räumt der Sportsfreund ein, aber Frankfurt steht klar in der zweiten Reihe in der Gunst hinter allem was mit dem Alsbacher Verein zu tun hat.

Die Jahre flogen dahin, der Sportsgeist entwarf neue Ideen. Als „Ü-30“ tritt man dann doch etwas kürzer und fährt die Trainingsintensität auf eine Einheit pro Woche zurück. So wurde er Ende der 70er Jahre zum Gründungsmitglied der „Alten Herren“ des Vereins. „Weil man nicht mehr ganz so lauffreudig ist, landet man eben im Tor“.

Doch mit zunehmendem Alter wurden die Aufgaben eher vielfältig. Die Aktivitäten verlagerten sich vom Rasen an den Schreibtisch, denn inzwischen ist Günther Gerfelder das dienstälteste Vorstandsmitglied. Es gilt organisatorisch im Hintergrund die Fäden zu ziehen und im Team sorgsam über Wohl und Wehe des Vereins zu wachen. Von neuen Kontakten für Freundschaftsspiele über Sponsorensuche bis Festbeteiligungen. Alles will von den Vorstandsmitgliedern bedacht, vorbereitet und ausgeführt sein. Zusammen mit Steffen Dreher und Udo Schäfer plant Günther auch gemeinsame Ausflüge. Dabei ist er „ein Mann für alle Fälle“, wie seine Frau bestätigt. Sie hat sich an seine „Fußballverrücktheit“ gewöhnt, toleriert, dass auch im Fernsehprogramm König Fußball regiert und hat längst verziehen, dass er selbst beim Hausbau die Wochenenden nicht als Bauherr, sondern als Linksaußen verbrachte. Kaum eine Funktion, die Günther Gerfelder für den Verein nicht übernehmen würde.

Fünf Jahre lang war er als „Green­keeper“ oder Platzwart tätig, bis ihm eine Knieoperation den Dienst zu sehr erschwerte. Da er in seinem zweiten Beruf nach einer Laufbahn als Kfz-Schlosser als Busfahrer arbeitete, übernimmt er nun Fahrdienste in Trainingslager oder für die Jugendmannschaft, die mit Auerbach eine Spielgemeinschaft bildet.

Eine weitere verantwortungsvolle Rolle spielt er noch als „Mann mit dem Koffer“. In diesem Koffer befindet sich alles, was die Spieler brauchen: Trikots, Torwarthandschuhe, Massageöl, Eisspray. Aber einmal war der Koffer nicht so recht gepackt und ein Spiel in Darmstadt hätte beinahe unter dem Motto gestanden „ohne Hos´ nix los!“. Tatsächlich befanden sich nur die Hemden im Gepäck. Doch er wäre nicht eine der guten Seelen des Vereins, würde es ihm nicht geglückt sein, in Windeseile mit einer Kurierfahrt das Übel abzuwenden.

Der Fußball ist sein Leben und im 60. Jahr ist der FC Alsbach ihm auch zur Heimat geworden. Von jeher genoss Günther Gerfelder das Zusammensein mit Sportskameraden auch außerhalb des Spielbetriebs. Das Bierchen danach, das Schwätzchen dabei, gemeinsame Unternehmungen… Daran soll sich nichts ändern, das wünscht er sich. Rund geht’s, solange wie der Ball nicht eckig ist!