Bauen und Wohnen, Zwingenberg und Rodau

Mit viel Liebe zum Detail hat der Rodauer Steinmetz Horst Flügel das Sandsteinwappen restauriert. Foto: Eva M. Wicht
18. April 2019 

Neue Heimat für altes Steinwappen

Zwingenberger Heimatmuseum erhält restauriertes Exponat als Dauerleihgabe

ZWINGENBERG, April 2019 (erh), Einst schmückte das Steinwappen der Herren von Felsen das Eingangsportal des Turmes des ehemaligen Zwingenberger Schlösschen (heute Rathaus). Nachdem der Zahn der Zeit an dem aus dem frühen 18. Jahrhundert stammenden Hoheitszeichen genagt hatte, wurde das Teil in den Nullerjahren entfernt und durch ein Replikat ersetzt, das seither den nordöstlichen Eingang zum Rathaus ziert. Den Austauschvorgang überstand das Original damals nicht unbeschadet und zerfiel in mehrere Teile. Der Entschluss, das historische Emblem zu restaurieren, wurde umgehend gefasst.

Zu diesem Zweck wurde es zu Horst Flügel nach Rodau transportiert. Der Steinmetzmeister verpackte das von Carl Ludwig von Felsen, Schlossherr von 1701 bis 1707, beauftragte Wappen und lagerte es sachgemäß auf seinem Firmengelände ein. Anschließend wartete Flügel auf weitere Anweisungen aus dem Rathaus. Und wartete.Nach einem guten Jahrzehnt und drei Bürgermeisterwahlen in Zwingenberg wurde die Sache wieder konkreter.

Mitte März präsentierte Horst Flügel auf seinem Betriebshof nun das Steinwappen in restaurierter Pracht der Öffentlichkeit. Etwa 100 Arbeitsstunden hat der Fachmann in die Restauration des über 200 Kilogramm schweren roten Sandsteins investiert. Oberstes Gebot für Flügel bei der Instandsetzung war es, den historischen Charakter des Monuments zu bewahren. „Ich wollte es nicht überrestaurieren“, erklärte Flügel den behutsamen Einsatz der verwendeten Materialien. Die belassenen unterschiedlichen Farbtöne des Gebildes seien gewollte und sichtbare Spuren von Zeit und Geschichte, so Flügel weiter.

Bürgermeister Dr. Holger Habich bedankte sich bei Horst Flügel für die „hervorragende Arbeit“ und beim Landesamt für Denkmalpflege, vertreten durch Dagmar Söder, die die Maßnahme begleitet hatte, für die finanzielle Unterstützung. Auf 4000 Euro beliefen sich die Kosten für die Restaurierung, die das Landesamt mit 1500 Euro bezuschusste.

„Es hat lange gedauert, aber ich freue mich sehr, dass das Projekt jetzt abgeschlossen ist“, sagte Dagmar Söder. Neue Heimat des alten Wappens wird das Zwingenberger Heimatmuseum. Die Stadt hat dem Museum das gute Stück als Dauerleihgabe überlassen. In der Abteilung Stadtgeschichte soll der Sandstein an exponierter Stelle präsentiert werden, wie Berenike Neumeister vom Geschichtsverein mitteilte. Der Geschichtsverein, der das Museum in der Scheuergasse ehrenamtlich betreut, hatte kürzlich ein neues Konzept für seine verschiedenen Sammlungen verabschiedet, das nach der „unerwarteten Spende“ (Berenike Neumeister) nochmals verändert wurde. „Wir waren überrascht, freuen uns aber sehr darüber.“

Für das Steinwappen wurde in circa einem Meter Höhe an einer Wand im Erdgeschoss ein Platz reserviert, das entsprechende Areal wurde bereits markiert. Zu dem neuen Schmuckstück soll es multimediale Erklärungen zu den Herren von Felsen, ihrem Wappen und den einzelnen Insignien geben. Geplant war, die Installation des Exponats durch Horst Flügel mit Unterstützung des kommunalen Bauhofs zeitnah vornehmen zu lassen und bis zur Saisoneröffnung des Museums im April abzuschließen.