Alsbach-Hähnlein

„Wir haben den Saal gerockt.“ Sassa (Michaela Hartnagel-Keil, re.) und Sossi (Ulla Freudenberger, li.) trafen mit ihrer Nummer genau ins Schwarze. Foto: hr/ Norbert Klöppel
04. März 2020 

Sassa und Sossi rocken die Weiberfastnacht des HR

Michaela Hartnagel-Keil aus Hähnlein glänzt bei TV-Auftritt

ALSBACH-HÄHNLEIN, März 2020 (erh), Gesehen hat Michaela Hartnagel-Keil die Welle der Begeisterung kaum, aber gehört. „Der ganze Saal war aus dem Häuschen“, erzählt die Hähnleinerin entzückt von ihrem Premierenauftritt bei der traditionellen TV-Weiberfastnacht des Hessischen Rundfunk. Dass ihr Sehvermögen bei der Sitzung eingeschränkt war, lag an einer Brille mit sehr, sehr dicken Gläsern, die ihre Kunstfigur „Sassa“ bei der Darbietung vor 600 Zuschauern trug. „Viel habe ich nicht erkannt.“ Aber immerhin genug, um sich unfallfrei auf der Bühne bewegen zu können. „Ich war erleichtert, dass nichts passiert ist“, berichtet Hartnagel-Keil schmunzelnd.

An Sassas Seite auf dem Podium stand wie immer „Sossi“ alias Ulla Freudenberger. Sassa und Sossi sind Bauchrednerin und ihre weibliche Puppe. Thema der beiden Frauen: Männer. Für die Weiberfastnacht ein durchaus passendes Fachgebiet. Sossi, die Puppe, sucht seit längerem vergeblich einen Typen und glaubt, als Domina Erfolg haben zu können – auch wenn sie gar nicht richtig weiß, was eine Domina überhaupt so macht. Sassa sieht das ganze Domina-Ding eher kritisch. Entlang dieses Plots entwickelt sich ein Dialog im Comedy-Stil. Mit ihrer 15-Minuten-Nummer trafen Hartnagel-Keil (50) und Freudenberger (57) genau ins Schwarze. „Wir haben wirklich den Saal gerockt.“ Donnernden Applaus gab es von den Rängen, großes Lob vom HR-Team und Sitzungspräsidentin Woody Feldmann.

„Das Feedback war super.“ Die tolle Stimmung auf den Rängen machte die Angelegenheit für das Duo zu einem Vergnügen. „Es war ein unglaubliches Gefühl und hat wahnsinnig viel Spaß gemacht“, blickt Hartnagel-Keil zurück. Als Mädels verkleidet mischten sich auch die Partner von Hartnagel-Keil und Freudenberger unter die Zuschauerinnen. Aufgezeichnet wurde die Veranstaltung Anfang Februar in Frankfurt, ausgestrahlt wurde das Ganze an Weiberfastnacht (20. Februar) zur besten Sendezeit im HR.

Für Sassa und Sossi war es die erste Vorstellung vor großer Kulisse. Dennoch hielt sich die Nervosität in Grenzen. „Vorher ein bisschen, auf der Bühne überhaupt nicht“, beschreibt Hartnagel-Keil einen relativ entspannten Pulsschlag. „Wir haben natürlich gemerkt, dass wir beim Publikum ankommen, das hat es leichter gemacht.“

Erfahrungen als Performerinnen hatten die Frauen, die beide ursprünglich aus Einhausen stammen, zuvor in kleinem Kreis gesammelt bei privaten Geburtstags- oder Weihnachtsfeiern oder als Ensemble-Mitglieder der Faschings-Tanzgruppe „Scherwe“. Während der Kampagne 2019 hatten Sassa und Sossi bei den Sitzungen der Bürstädter „Sackschdoahogger“ ihr Debüt gegeben. Beflügelt von diesem gefeierten Gig schickte Hartnagel-Keil, die mit ihrem Ehemann Frank Keil und drei Jungs in Hähnlein lebt, alsbald die Bewerbung an den HR los. „Ich habe mir gedacht: jetzt oder nie.“

Sassa und Sossi überstanden das Casting, das über mehrere Runde ging, und wurden schließlich unter insgesamt 900 Bewerbern für die Sendung ausgewählt. Damit stieg der Stresspegel für die zwei Frauen. Die Texte, die aus eigener Feder stammen, wurden überarbeitet, auswendig gelernt, die Familie zum Abfragen und Zuhören verdonnert.

Wenn Michaela Hartnagel-Keil mit ihrer Enkelin Nele im Kinderwagen spazieren war, kam die Einjährige in den Genuss des Vortrags. „Ich glaube, es hat ihr gefallen“, berichtet Oma Hartnagel-Keil mit einem Augenzwinkern. Neben der Unterstützung ihrer Familie trug ein „sehr verständnisvoller Chef“, Michael Hartnagel-Keil arbeitet als Sekretärin bei einer Firma in Biebesheim, zum Gelingen des Projekts bei. Je näher der Termin der Aufzeichnung rückte, umso größer wurde der Zeitaufwand. Kostümanprobe, die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt spendierte ein neues Outfit, Schminken und Bühnenproben standen auf dem Programm. „Es hat alles funktioniert, der HR hat alles prima organisiert.“ Welche Auswirkungen der TV-Auftritt für Sassa und Sossi nach sich zieht, wird sich zeigen. Hartnagel-Keil würde es gefallen, wenn das Duo zukünftig häufiger angefragt werden würde. „Wir sind nach allen Seiten offen.“

Bei aller Freude über den Erfolg von Sassa und Sossi schwingt bei Michael Hartnagel-Keil ein wenig Traurigkeit mit. „Meine Mutter ist im letzten März gestorben, sie war mein größter Fan“, erzählt sie tief bewegt. „Ich hoffe, sie schaut von oben zu.“