Bensheim

Für die sichere Begrenzung des Bachlaufes, der über 100 Meter duch die Bensheimer Fußgängerzone geleitet wurde, sorgte Claudio Ferlito (Truppenführer THW Bensheim) und seine Kameraden. Foto: soe
05. November 2019 

Spektakulär: Fluss durch die Innenstadt

Rund 200 junge und alte Aktivisten beim Tag der Hilfsorganisationen in Bensheim

BENSHEIM, November 2019 (pes), „Wir pumpen das Wasser aus der Lauter und führen es unten wieder zurück in den Bach. Da geht unterwegs nix verloren“, meint Frank Kindinger von der FF Wilmshausen. So cool wie er sind die meisten der rund 200 Helfer an diesem Tag. Cool, aber besonnen und jederzeit voll bei der Sache.

Erstmals haben sich vier Bensheimer Einheiten nicht nur gemeinsam der Öffentlichkeit präsentiert, sondern zeitgleich auch eine koordinierte Übung vorgeführt. Der Tag der Hilfs-organisationen war anders. Eine Mischung aus Info und Training, Vorstellung und Darstellung. Die Besucher waren begeistert.

Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk und Deutsche Lebensrettungsgesellschaft ziehen an einem Strang. Nicht nur im Einsatz-Alltag, auch sonst. Und auch, wenn es darum geht, sich offen der Bevölkerung zu präsentieren und auf das breit gefächerte Angebot aufmerksam zu machen. Denn Nachwuchs ist auch in dieser gesellschaftlich wichtigen Nische wichtiger denn je. „Gemeinsam stark für Bensheim“, lautete das Motto, das auch auf den T-Shirts stand, die jeder Beteiligte stolz durch die City trug. Doch die Bensheimer Fußgängerzone sah an diesem sonnigen Oktobertag anders aus als sonst: Vom Bürgerwehrbrunnen bis in die untere Hauptstraße floss ein künstlicher Bach, umrahmt von gut 3000 Sandsäcken à 15 Kilogramm Gewicht. Die wurden von den Teams im Frühjahr am Kieswerk an der Erlache abgefüllt und einige Tage vor dem Aktionstag in die Innenstadt transportiert. Bei strömenden Regen, wie der THW-Ortsbeauftragte Ullrich Michel berichtet. Für seine Leute pure Routine. Aber eine, die an die Substanz geht. „Das war eine ganz schöne Schlepperei.“ Viele Helfer, auch externe, haben die Gastgeber an diesem Samstag unterstützt. Eine kollektive Meisterleistung.

160 Einsatzkräfte, dazu an die 40 Kinder und Jugendliche waren viele Stunden unterwegs, um den Tag mit Leben zu füllen. Überall luden die Helfer Passanten, große und kleine, zu Mitmachaktionen und Gesprächen ein. Reanimation und Erste Hilfe beim DRK, technische Basteleien beim THW. Die DLRG hatte es diesmal nicht mit tiefen Gewässern zu tun und unterstützte die Gäste dabei, über das Wasser zu kommen. Entlang des kleinen Kanals waren mehrere Brücken aufgebaut. Und wer nicht so gut zu Fuß war, der wurde von den Damen und Herren in rot einfach über das Bächlein gehoben.

„Übung und Außendarstellung: das passt“, kommentiert Martin Rech, der beim DLRG Bergstraße und in der Heppenheimer Ortsgruppe als technischer Leiter fungiert. Die Idee stammt vom Runden Tisch der Bensheimer Hilfsorganisationen, der im Verein Bensheim Aktiv schnell einen Partner für diese Veranstaltung gefunden hatte. Das Konzept ging auf: Eine Übung mitten unter den Menschen, an einem Samstag in der stark frequentierten Fußgängerzone. Dieser Ansatz gefiel auch Bürgermeister Rolf Richter. Er lobte das Engagement der Hilfsorganisationen, die sich der Bevölkerung hautnah präsentierten – samt Material und Maschine. Insgesamt 36 Einsatzfahrzeuge waren vor Ort, dazu technisches Equipment und logistisches Know-how vom Feinsten. Der Beauner Platz wurde zum Bereitstellungsraum für den Katastrophenschutz umfunktioniert, die Einsatzzentrale war mitten in der Hauptstraße. Unter der Gesamtleitung von Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn wurden sämtliche Einzelmaßnahmen koordiniert.

Am Ende zog Karn eine positive Bilanz. „Jetzt geht es darum, das Ganze wieder ruhig und kontrolliert zurückzubauen“, meinte er kurz vor Ende der Veranstaltung zu den leitenden Kollegen von DRK, DLRG und THW. Die versierten Pragmatiker der lokalen Hilfsorganisationen haben gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist. Auch bei „Hochwasser“. Und nicht nur den Kindern hat die nasse Ausnahme Freude gemacht. Auch ältere Flaneure äußerten sich positiv über diesen besonderen Bachlauf quer durch die Innenstadt. „Kann man so lassen“, so ein Ur-Bensheimer im nahen Eiscafé.