Alsbach-Hähnlein, Bauen und Wohnen

Auf das triste Grau der 26 qm großen Mauer malte Künstler Harald Böhm die Ansichten zweier Alsbacher Villen: Villa Hirschpark und Villa Geiersberg. Foto: Vera Samstag
30. August 2018 

Triste Mauer wird zum Kunstwerk

Künstler Harald Böhm bemalt Betonmauer – Ein Projekt des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Alsbach

ALSBACH-HÄHNLEIN, August 2018 (erh), Die jüngste Aktion des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Alsbach war ganz im Sinne des Vereinszwecks, findet Charles Beideler (1. Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Alsbach). „Wir haben Alsbach schöner gemacht“, erzählt der Vereins-Vorsitzende schmunzelnd. Wo vorher eine „unschöne Betonmauer“ (Beideler) den Übergang von der Haupt- in die Lindenstraße optisch prägte, ist seit Mitte Juli auf einer Fläche von rund 26 Quadratmetern ein Kunstwerk zu bewundern. Auf das triste Grau zauberte der Künstler Harald Böhm die Ansichten zweier Alsbacher Villen: Villa Hirschpark, erbaut von Paul van Hoboken, und Villa Geiersberg, erbaut von Ernst Pasqué. Die Resonanz der Bevölkerung auf das Mauer-Opus sei durchweg positiv, berichtet Beideler. „Das freut uns natürlich sehr.“

Gut ein Jahr hat es gedauert von der Idee bis zur Realisierung des Projekts. Auf der Jahreshauptversammlung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins im Vorjahr hatte Vereinsmitglied Werner Schneider den Stein ins Rollen gebracht. Ursprüngliches Ansinnen Schneiders war es, das Mauerstück mittels Graffitis zu einem Erinnerungsort für Alsbacher (Bau-)Geschichte werden zu lassen.
Der Vorschlag wurde begrüßt; statt Graffitis entschied man sich im Verein allerdings für eine klassische Mauer-Bemalung. Über Benno Wölfel, den Vorsitzenden der Kunstfreunde Bergstraße, kam der Kontakt zu Harald Böhm zustande. Der freischaffende Künstler mit eigenem Atelier in Brandau hat in der Region bereits verschiedene Outdoor-Gemälde auf Mauerwerk realisiert. Eine Betonmauer hatte Böhm zuvor allerdings noch nicht bearbeitet. „Das war eine echte Herausforderung.“

Für den Verschönerungsverein, der bei der Umsetzung vom örtlichen Karnevalverein unterstützt wurde, bestand die Herausforderung darin, das Projekt zu finanzieren. Die benötigte mittlere vierstellige Summe kam durch Spenden von Unternehmen und Privatpersonen zusammen. Nachdem die Geschäftsführung der Asklepios Hirschpark Klinik (auch sie beteiligte sich an der Finanzierung mit einer Spende) ihre Einwilligung erteilt hatte, machte sich Böhm Ende Juni an die manuelle Ausführung. Bereits Wochen vor dem Start hatte sich der Künstler gedanklich mit der Aufgabe beschäftigt. Zwei alte Postkarten, auf denen die Villen abgebildet sind, dienten als Vorlage. Unter anderem musste er sich mit Fragen des Maßstabs, der Perspektive, der räumlichen Tiefe und der Wahl des Materials auseinandersetzen.

Vor allem aber trieb Böhm der seitliche Abschluss seiner Kreation um, die an beiden Flanken von Natursteinen begrenzt wird. Er entschloss sich für einen fließenden Übergang, bei dem die Grenzen zwischen echter und gemalter Natursteinmauer kaum zu erkennen sind. Diese Art der Gestaltung sei ein gewisses Wagnis gewesen, räumt Böhm im Rückblick ein. „Aber es ist gelungen.“ Begleitet wurde der Maler während seines mehrwöchigen Schaffensprozess immer wieder von Alsbacher Passanten, die sich mit ihm unterhielten, mehr über das Mauer-Gemälde erfahren wollten und ihm ein durchweg positives Feedback gaben. „Das war sehr schön.“

Eine zweite Schutzschicht muss noch aufgetragen werden, dann ist die Acryl-Arbeit fertig. Fertig? Beendet sei das passendere Wort, meint Böhm. Ein Kunstwerk sei eigentlich niemals ganz fertig. Auch in der Lindenstraße könne durchaus noch an Details gewerkelt werden. Aber irgendwann müsse man aufhören, sich von einer Arbeit handwerklich als auch gedanklich lösen. Dieser Zeitpunkt fürs Aufhören ist bei diesem Projekt erreicht. Harald Böhm: „So wie es ist, ist es gut.“