Auerbach, Fotogalerien

Ausdruckstarke Bilder von Künstler Jürgen Klaban dürfen in der Ausstellung nicht fehlen. Die Ausstellung ist noch bis zum 23. Dezember geöffnet.
15. Dezember 2016 

Wesen und Welten wachsen aus dem Lachen der Farbe

Kunstausstellung zum 20-jährigen Jubiläum von „Kunst kennt keine Behinderung“

AUERBACH, Dezember 2016 (pem), „Normalität“ verweist auf den Begriff „Norm“, etwas ist als Standard definiert und festgelegt. Folglich ist „Behinderung“ eine Frage des Maßstabs. Richtig oder falsch, gelungen oder verfehlt erkennt man nur an Bezugsgrößen. Die Kunst kennt derlei nicht, Normalität existiert nicht, denn es darf und muss sein, was es ist: alles was sich im Inneren befindet, soll jegliche Gestalt annehmen. Kunst ist individuell und als intime persönliche Äußerung immer authentisch. Werke entstammen einer „Produktionswelt“ ohne Vergleichsgrößen. Deshalb gilt „Kunst kennt keine Behinderung!“ Sie würde Verhinderung erfahren, könnte man Menschen mit körperlichen oder mehrfachen Einschränkungen nicht zu Raum und technischen Mitteln verhelfen, ihre eigene Kreativität zu entdecken und entfalten, die Kraft etwas hervorzubringen, zu genießen.

Für das Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, für Selbstbestimmtheit und individuelle Lebensgestaltung ist die Behindertenhilfe Bergstraße seit vier Jahrzehnten im Einsatz. Neben dem Handwerk ist in der Auerbacher Einrichtung die Kunst besonders zu Hause. Seit zwanzig Jahren pflegt man die Tradition einer großen Werkschau der Bewohner unter dem Titel „Kunst kennt keine Behinderung“. Dass sie im Laufe der Zeit an überregionalem Interesse gewann und sich in den Terminkalendern von Sammlern etabliert hat, liegt an der Einzigartigkeit der Bilder. Bei allen Künstler charakteristischen Unterschieden ist den Ausstellungen stets ein Gesamt-Flair eigen: die unglaubliche Farbkraft, ungemischt strahlen energiegeladene Grundtöne. Viele flächige Großformate berauschen und ein seltsamer Zauber scheint einen zu synästhetischem Empfinden zu führen: Bilder leuchten laut, die Farben lachen! Und schwebt man nicht mit den Fantasiewesen eben gerade im kühlblauen Hauch eines unendlichen Himmels? Der „normale“ Betrachter spürt hier besonders die Freiheit der Normlosigkeit. Häufig sind Bilder von Variationen einer Farbe geprägt, doch selbst in den buntesten Kompositionen haben die Werke keinen kindlich naiven Charakter von Farbfreudigkeit. Auf den Leinwänden entstehen Welten eigener Dimensionen, ein heiteres Darüberstehen. Es ist, als könne man in der Kunst zwischen zwei Möglichkeiten immer den dritten Weg gehen. „Ich habe einfach gemalt“, beschreibt Nadja Bender stellvertretend für alle Ausstellenden ihr Schaffen.

Der innere Ausdruck wird für den Betrachter zum starken Eindruck und intensiven Erlebnis. Mit über 300 Exponaten hat die Jubiläumsausstellung ein zuvor nie erreichtes Volumen. Rekordverdächtig ist ebenfalls die Zahl der roten Punkte, die bereits verkaufte Bilder kennzeichnen. Schon am Abend der Vernissage fanden zahlreiche Werke ihre Liebhaber. Bislang haben im Laufe der Jahre nur Jürgen Klaban und Robert Wilhelm ihr Kunstschaffen zum Vollerwerb erheben können, doch vielleicht werden bei der Fülle entdeckenswerten Künstler weitere Einrichtungsbewohner folgen. Die Ausstellung ist noch bis 23. 12. 2016 in der Behindertenhilfe Bergstrasse in Auerbach, Darmstädter Str. 150 (Zufahrt Weserstr. 15) zu sehen.

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