Garten-Natur-Tiere, Seeheim-Jugenheim

Die NABU Naturschutzgruppe „Die Wühlmäuse“ weihten ihre Baumschule mit selten gewordenen Baum- und Straucharten ein. Foto: soe
16. April 2018 

„Wühlmäuse“ kämpfen gegen das Insektensterben

Junge Naturschützer aus Seeheim-Jugenheim gründen Baumschule und planen Biotop für Insekten

SEEHEIM-JUGENHEIM/MALCHEN, April 2018 (erh), Die Situation ist dramatisch: Nach Zahlen des Bundesumweltministerium aus dem Vorjahr hat der Bestand an Insektenarten in Deutschland im Vergleich zu 1982 um bis zu 80 Prozent abgenommen – und das Sterben der Insekten wird wohl weiter gehen. Als Gründe für den Verlust der Artenvielfalt innerhalb dieser Tierklasse gelten der Klimawandel, eine intensive Landwirtschaft, der Anbau von Monokulturen in Agrar- und Forstwirtschaft, der verbreitete Einsatz von Pestiziden, die Zersiedlung der Landschaft und der damit allgemein einhergehende Wegfall von Hecken und Blühsträuchern, den natürlichen Lebensräumen vieler Insektenarten.

Die „Wühlmäuse“ unternehmen etwas gegen das Insektensterben. Die Kinder- und Jugendgruppe aus Malchen betreibt seit vielen Jahren aktiven NABU Naturschutz. „Es ist an der Zeit, dass wir handeln“, Eckhard Woite sahr angesichts der erschreckenden Daten dringenden Handlungsbedarf auf diesem Sektor. Mit seinem Team hat der Wühlmäuse-Chef nun ein mehrstufiges Projekt gestartet, um Insekten das Überleben zu ermöglichen. In Malchen weihte die Gruppe nach der Winterverbrennung nun offiziell ihre Baumschule ein. Elsbeeren, Eiben, Wilde Stachelbeeren, Kornellkirschen wurden von den Mitgliedern der Gruppe bereits ausgesät auf dem Areal.

Die Pflanzen wurden von einem Waldstück, das Wühlmäuse und NaBu Seeheim-Jugenheim gemeinsam gepachtet haben, in die neue Baumschule umgesiedelt. Umgeben ist das kleine Territorium von einem Zweipfostenzaun, einer stabilen Einfriedung aus Reisig. Die Begrenzung soll die jungen einheimischen Sträucher und Bäume vor Wildbiss schützen.

Die in der Baumschule aufgezogenen Gewächse sollen dann in einem nächsten Schritt auf einem Waldgelände am Langenberg eingesetzt werden. In der Nähe der Galgenbuche haben die Fußballer der SG Malchen vor 25 Jahren Bäume und Sträucher gepflanzt, seitdem wird die Fläche von den Wühlmäusen gepflegt. Das Gebiet, das circa einen halben Hektar groß ist, hat sich inzwischen zu einem artenreichen Naturwald gewandelt. „Das hat sich alles sehr gut entwickelt“, unterstreicht Eckhard Woite. Der Artenreichtum soll zukünftig mit weiteren Neupflanzungen aus der Baumschule erweitert werden. Dadurch könnte am Langenberg ein Biotop für Insekten entstehen.

Ob sich dieser Plan der Wühlmäuse umsetzen lässt, hängt derzeit noch von der Entscheidung der Gemeindevertretung Seeheim-Jugenheim ab. Der besagte Grund und Boden am Langenberg ist im Eigentum der Kommune. Die Naturschützer aus Malchen wollen das Waldstück von der Gemeinde pachten. Kostenlos, wie Woite betont. „Wir würden die ganze Arbeit ja auch kostenfrei leisten.“
Aktuell hängt das Thema in den kommunalen Gremien in der Warteschleife. Grüne und FDP haben bereits ihre Zustimmung zu dem Projekt signalisiert, berichtet Eckhard Woite. „Ich gehe davon aus, dass die anderen Parteien ebenfalls einverstanden sind.“