Alsbach-Hähnlein

In der Ministadt Klein-Hähnbach gab‘s immer viel zu tun. Foto: soe
02. Oktober 2014 

Toller Urlaub in Klein-Hähnbach, aber ohne „All inclusive“

Kinder erprobten bei den Alsbach-Hähnleiner Ferienspielen die Bürgerrechte und -pflichten wie im richtigen Leben als „Gesellschafts-Spiel“

ALSBACH-HÄHNLEIN, Oktober 2014 (pem), Wo jeder dem lästigen Alltag schnell entfliehen will, stürzten sich achtzig Kinder mit Wonne hinein. Die Ferienspiele führten sie nach „Klein-Hähnbach“ – ein toller Urlaubsort, obwohl wahrlich kein „All Inclusive-Verwöhn-Angebot“. Nein, in der allerkleinsten Gemeinde Südhessens liegt der Reiz gerade darin, dass es zugeht wie im richtigen Leben. „Ohne Moos nix los“ ist auch der Leitsatz der Hähnbach-Thaler Währung. Also flugs zum „Arbeitsamt“, um sich einen Job vermitteln zu lassen. Ein wenig Aufräumen und Kehren, in der Kreativwerkstatt originell produktiv werden oder an der Mini-Uni studieren bei einem der Experimente wie „Geist aus der Flasche“, „Cola Explosion“ oder „Mehlluftballon.“ Jede gearbeitete Stunde wird mit 5 „Häta“ entlohnt. Die kann man natürlich für die angenehmen Dinge in Klein-Hähnbachs Stadtleben ausgeben. Bistro oder Kinobesuch locken, wer Lust verspürt kann es in der Spielhölle verzocken, vielleicht auch die Show des Tanzensembles genießen? Spart man ein wenig, kann man via „Reisebüro“ eine Event-Einheit buchen: die Vereine steuerten Spaß-Sport-und Bewegungsangebote bei. Radsport, Tennis, Reiten standen hoch im Kurs. Ebenso wussten Feuerwehr und Museumsverein die Jungbürger zu begeistern.

Wie in der grauen Realität kennt allerdings auch die Modellgemeinde 30%-ige Arbeitslosigkeit. Der Unterschied besteht darin, dass die Arbeitslosigkeit sich hier leichter ertragen lässt. Man konnte z.B. die Zeit zum Kräfte sammeln nutzen in der „Chill-Area“ des Schwimmbades. Seit dem ersten Tag, der mit einer „Bürgerversammlung“ und der Verteilung des Startkapitals begann, wies ein Passbilddokument jeden Teilnehmer als Klein-Hähnbacher aus. Weil Kinder nichts so ernst nehmen wie Spielen, gelingt es leicht, damit verbundenes Reglement als verbindlich zu akzeptieren. Früh übt sich, wer ein umsichtiges Mitglied eines Gemeinwesens werden will.

Natürlich soll die Freude bei den verschiedensten Aktivitäten im Vordergrund stehen, das ist Jugendpfleger Herbert Reeg ein wichtiges Anliegen. „Es ist es ein tolles Konzept, das aus der politischen Bildung stammt. In München inszeniert man solche Planspiele mit fast 2000 Kindern. Dabei werden die Ideen noch weiter ausgesponnen und es entstehen differenziertere Strukturen. Das hat mich enorm beeindruckt!“, gibt der Klein-Hähnbach-Organisator Reeg zu. Mehr als zufrieden stimmt ihn die Zahl der Ferienspielanmeldungen. Entsprechend groß war der Andrang, als Klein-Hähnbach zum Abschluss der Öffentlichkeit in Form von Eltern und Freunden seine Tore öffnete. Auch sie durften nun erfahren, wie „sauer“ man sich alles verdienen muss. Zur Erleichterung genehmigte man 50% Lohnerhöhung.

Das lehrreiche Vergnügen begeisterte die „Großen“ genauso – könnte Klein-Hähnbach nicht Vorbote einer lebenswerteren Gesellschaft sein für die Großgemeinden? Vielleicht war ja unter den Kids schon der künftige Bürgermeister, der sich in seiner Amtszeit gerne an diese frühe Prägung der Ferien zurück erinnert und in seine Regierungsphilosophie aufnimmt.