In der Ruhe liegt die Ausdruckskraft
„Kunstfreunde Bergstraße“ würdigten das bildnerische Werk von Rudolf Schmidt mit einer Ausstellung
ALSBACH, 14. Oktober 2012 (pem), Aufrecht, selbstbewusst, ohne Überheblichkeit stolz blickt er aus der Leinwand seines Selbstbildnisses. Ein Mann, dem seine Kollegen bestätigen er habe „sein Gravitationszentrum gefunden“, so dass ihn nichts aus der Ruhe bringe: Rudolf Schmidt. In dieser Ruhe äußert sich die Künstlerpersönlichkeit, die etwas wagt: Unmodern zu sein. Rudolf Schmidt jagt keinen marktorientierten Trends nach, liebäugelte nie mit avantgardistischen Extravaganzen und hielt an klassischen Bildgenres fest. Die Authentizität und bruchlose Selbsttreue nährt ihren Mann: der 1930 in Dieburg geborene Künstler lebt seit 1959 mit Erfolg als freier Maler. Für sein Renommee sprechen zahlreiche internationale Ausstellungen in Westeuropa und Asien.
“En vogue“ zu sein bedeutete, sich der Vergänglichkeit der Zeit zu unterwerfen. Rudolf Schmidt hat sich von dieser Dimension emanzipiert.
Er muss nichts Flüchtiges einfangen und in seinen Bildern bannen. Es herrscht die Kunst der Entschleunigung. Er taucht ein in seine Motive, ob Landschaften, Menschen oder Dinge. Aus deren Tiefe schöpft er die profunde, konzentrierte Gestaltung auf der Leinwand. Um zum Wesentlichen zu gelangen, muss man es vom Überflüssigem und dekorativem Beiwerk befreien. Die Reduktion wird zum Mittel der gestalterischen Umsetzung. Von den Inspirationsquellen eines Bildes bleibt so viel erkennbar, wie nötig ist, um eine harmonische Komposition zu kreieren.
„Die Sensation ist das Unsensationelle“, so Dr. Roland Held. Das Spektakuläre ersetzt er durch das Essentielle. Als „verstehende Vereinfachung“ bezeichnete Dr. Roland Held in seiner Einführung die Methode Schmidts. Mit seiner Malphilosophie lenkt er das Auge des Betrachters zum Bedeutungsvollen: vom Schauen zum Durch-blicken. Rudolf Schmidt selber erkennt das „Maßhalten als Grundregel der Komposition.“ Entsprechend ist die Farbpalette ausgerichtet. Gebrochene Töne, erdig-herbstliches Spektrum dominiert, durch Mischen intensiv gesättigte Farben entwickeln eine volle Leuchtkraft, so dass dem dunklen Grundton die Düsterkeit fehlt. Eine fast meditative Expressivität geht davon aus. Dr. Benno Wölfel, erster Vorsitzender des Vereins „Kunstfreunde Bergstraße“, schätzt Rudolf Schmidt als „ einen der bedeutendsten Maler“. Die besondere Qualität liegt für Wölfel in der „Magie der Ruhe“ und der klaren Gestaltung.
Die intensive farbmodulierte Flächigkeit in seinen Landschaftsbildern, den Reiseimpressionen wie den lokalen Motiven, mag an Cezanne erinnern. Doch Schmidts Kunst wurzelt in der Besinnung auf den Kern seiner Persönlichkeit. Die Portraits drücken dieses Moment, ganz bei sich zu sein und zu bleiben, zeitlos aus. Seine Druckgraphiken atmen dieselbe Expressivität. Die Kohlezeichnungen – meist Aktstudien- weisen mehr Dynamik auf, wohl als Vorstufen zu den geglätteten Öl-Ausführungen. Als „Maler der Stille“ hat man Schmidt schon apostrophiert: In der Ruhe liegt die Ausdruckskraft!

