24. Oktober 2014 

„Kunst und Literatur“

Dagmar Wuttge liest aus ihrer Familiengeschichte „Die Pferdekämpers – Ein Spiegelbild deutscher Geschichte“

ALSBACH-HÄHNLEIN, Oktober 2014 (meli), Die Kunstfreunde Bergstraße laden für Donnerstag, 30. Oktober, zu einer weiteren Lesung in ihrer Reihe „Kunst und Kultur“ ein. Veranstaltungsort ist ab 19.30 Uhr der Eduard-Schmidt-Saal im Bürgerhaus Sonne in Alsbach. Dagmar Wuttge liest aus ihrer Familiengeschichte „Die Pferdekämpers – Ein Spiegelbild deutscher Geschichte“. Dagmar Wuttge, 1942 in Gera geboren, lebt nach der Flucht der Eltern aus der DDR in Oberfranken, seit 1964 in Hessen und seit 1985 in Seeheim-Jugenheim.

Neben historischen Veröffentlichungen „1812 – Der leidvolle Marsch nach Russland“, „1805 – 1814 Ganz in der Nähe erweckte uns Kanonenfeuer“, dem die Tagebuch-Aufzeichnungen ihres Ururgroßvaters zu Grunde liegen, hat Dagmar Wuttge ihre Familiengeschichte „Die Pferdekämpers – Ein Spiegelbild deutscher Geschichte“ geschrieben. Die Familiensaga erzählt die letzten 140 Jahre einer deutschen Fabrikanten-Familie über drei Generationen, sie beginnt um 1860 in Württemberg und endet im Jahr 2000 in Oberfranken. Vieles hat sich in den 140 Jahren privat, sowohl wirtschaftlich als auch politisch ereignet. Diese spannenden Ereignisse werden auch im Hinblick auf die deutsche Geschichte und insbesondere auf die Geschehnisse 1945, die die Familie unter der Besatzungsmacht und dann unter der DDR zu ertragen hatte, beleuchtet. Zwei Kriege, das Dritte Reich, die Enteignung, die Flucht aller Familienmitglieder aus der DDR fallen in diese Zeit.

Neben den wunderbaren Briefen des fünfundzwanzigjährigen Urgroßvaters, der 1860/61 für eine Karlsruher Firma Lokomotiven in St. Petersburg in Dienst zu stellen hatte musste die Familie neben interessanten auch tragische Ereignisse verkraften. Der Großvater, ein erfolgreicher Jungunternehmer wurde Stadtrat in Weida (Thüringen), wo er eine Jutespinnerei und Weberei gegründet hatte. Er wurde nicht nur Geheimer Kommerzienrat, sondern auch Landtagsabgeordneter in Weimar. Die Universität Jena verlieh ihm den Ehrendoktortitel. Geschäftlich ist das Unternehmen den Turbulenzen des 1. und 2. Weltkrieges und den Rezensionen jener Zeit ausgesetzt.

Dem Geheimrat und seiner Gattin werden neun Kinder geboren, zwei sterben kurz nach der Geburt. 1928 heiratet die älteste Tochter einen Juden. Sie wird vom Vater enterbt und emigriert 1938 mit ihrer Familie nach Holland. 1939 stirbt Ewald Dietrich Pferdekämper. 1944 fällt der jüngste Sohn im 2. Weltkrieg in Russland. Seine Briefe zeugen von den unmenschlichen Bedingungen in diesem Krieg.

Die Witwe Mathilde muss nach dem Zusammenbruch 1945 in der sowjetisch besetzten Zone die Wohnung verlassen. Sie stirbt 1953; die Beerdigung fand am 17. Juni 1953 statt. Alle Familienmitglieder, die Kinder, Schwiegersöhne und Schwiegertöchter werden mit ihrem Firmen- und Privatvermögen enteignet. Sie alle flüchten in den Westen. Der Sohn Rudolf, Direktor der 1928 übernommenen Geraer Jutespinnerei in Triebes, wird von der sowjetischen Besatzungsmacht in das KZ Buchenwald verbracht. 1950 kommt er frei. Rudolf flüchtet mit seiner Familie nach Oberfranken und versucht eine neue Existenz aufzubauen. Der passionierte Reiter stirbt im Alter von 96 Jahren im Jahr 2000 in dem kleinen Ort Küps-Nagel.

Weitere Bücher von Dagmar Wuttge: „Adolf Groß – Ein Manger im 1900 Jahrhundert“, „Eigentlich Alltäglichkeiten“ Kurzgeschichten, „Es begab sich zu der Zeit …“ Weihnachtserzählungen (Nov. 2014)