05. Januar 2015 

Kurzweiliges von Langfingern für den Gabentisch

Auf Einladung der Kunstfreunde Bergstraße las der ehemalige Kriminalbeamte Bodo Doering aus seinen zu Geschichten umgestalteten Diensterinnerungen

ALSBACH-HÄHNLEIN, Dezember 2014 (pem), So sieht also ein echter Kriminaler aus, kein TV-Kommissar, sondern ein erfahrener Mann der Praxis – mochte sich das Publikum denken, während es den Gast des Abends beäugte. „Ich bin 39“, stellte sich Bodo Doering bei seiner Lesung in Alsbach vor. Auf das allgemeine Schmunzeln reagierte er: „Naja, ´39 geboren.“ Mit dem Auftritt gab er bereits vor der Lesung einen kleinen Einblick in sein Autorenwesen. Selbst bei der ernsten Materie gehört die Prise Humor immer dazu.

Nach über dreißig Jahren Berufstätigkeit wechselte er die Seiten, von der Ermittlerspürnase zur Schreibtischtäterschaft. Da er weder seiner Frau „zur Last zu fallen“, noch in Nostalgie versinken wollte, strebte er eine „geordnete Ruhestandsbeschäftigung“ an. Alle den Erinnerungen, Erlebnissen und Gedanken der letzten dreißig Jahre Form und Raum zu geben, reizte ihn.

Seltsames, Merkwürdiges, Skurriles, Prekäres und manches Gefährliche förderte der Geist zu Tage. Bodo Doering ließ es in die Finger fließen, wie es kam. Es zeichnet ihn und seinen Stil als Autor aus, schlicht zu erzählen, wie im Bekanntenkreis. Am Anfang standen die „Schmunzelgeschichten“, die heitere Episoden aus allen Lebensreichen vereinigen.

Ab dem zweiten Buch nimmt der Leser die Biographiespurensuche auf: „Die uniformierten Jahre des Ulf Hornung“ zeichnet Doerings eigenen Werdegang vom Anwärter bis zum Kommissar nach. Mit Selbstironie bereitet er die eigene Vergangenheit lesegerecht auf. Das hat etwas vom Charme alter Schwarz-Weiß-Filme. Mit leichter Hand führt er den Leser an die Ab- und Hintergründe der Bergstraßen-Beschaulichkeit. Das Böse ist immer und überall. Damit hatte der schreibende Ex-Kommissar sein Erfolgsrezept gefunden. Es folgten „Der Mäusegittermann“ und „Zwischen vorgestern und morgen“.

„Alles nicht so einfach“ kehrt wieder zum Anfang zurück und liefert „noch mehr bunt gemischte“ amüsante Seiten des richtigen Lebens. Mit wohl ausgewählten Kostproben verwöhnte er die Hörerschaft. Der zweite Fall stellte einen Handwerker mit eigener Masche vor. Innerhalb von zwei Jahren gingen 400 Einbrüche auf das Konto des Serientäters mit dem Beuteschema. „Was schmückt, entzückt und nur Bares ist Wahres.“ Um sich den Weg zu bahnen, drang er durch Kellerfenster ein, nachdem die Vergitterung entfernt war. Die Methode sollte dem Kommissar bei einer Privatpanne dienen. Die Familie hatte sich selber ausgesperrt, doch beim Versuch nach Langfingerart ins Eigenheim zu gelangen, scheiterte er an der Leibesfülle und steckte fest. Bodo Doerings Lesungen sind kurzweilig in ihrem angenehm unterhaltsamen Plauderton. Das Doering-Publikum wartet auf mehr, also: Alles klar Herr Kommissar?