Fotogalerien, Kreis Odenwald, Seeheim-Jugenheim

Auch aus dem fernöstlichen Raum kamen die Besucher. Foto: soe
12. September 2015 

Frischer Wind in der Owern-Beerwischer Kerwetradition

Das ideenreiche Engagement der Jugend und Vereine machten die Kerb zu einem Super-Ereignis

OBER-BEERBACH, September 2015 (pem), Je kleiner der Ort, desto mächtiger das Festpotenzial: In Ober-Beerbach besitzt man sogar die Gabe, sich das schlechte Wetter schön zu feiern. Die Kerb stellte es unter Beweis. Den Kerwebaumstellern erschwerte Petrus das Kräfte fordernde Ritual, doch an der echten Kerwelaune perlte alles ab! Komme da was wolle: Dieses Wochenende sollte wie immer, als das schönste des Jahres in die Dorfchronik eingehen! Dass Lokalkultur nicht nur ein Ideal bleibt und Tradition nicht museal gepflegt, sondern aktiv gelebt wird, ist Ober-Beerbachs Stärke. Das offene Geheimnis des Erfolgs liegt darin, dass die Jugend sie mit zeitgemäßen Impulsen und begeistertem Elan weiter trägt. Mit dem frischen Wind der 16- bis 20-Jährigen geht dem örtlichen Brauchtum nicht die Luft aus.

Auch die hoch vom Baum über das Fest wachende Strohpuppe, die „Christine“, setze moderne Akzente. Sie präsentierte sich für die drei Tage ihres Amtes nicht wie sonst als drall ausstaffierte Bauersfrau, sondern in leger, sportlichem Jogginglook mit Kurzhaarfrisur. Die Tradition will es, dass sie am Montagabend zum Flammenopfer wird und mit ihrer Asche den umliegenden Äckern Erntesegen bringt. Das läutet die allerletzte Feierrunde ein. Damit dehnt sich sogar der Frühschoppen als Nachklang des Festes noch einmal bis in die Nacht aus. Zu den unabdingbaren Vorbereitungen des Dorffrohsinns gehört es, dass Kerweparre und Glöckner mit aufwändigen Messungen und komplizierten Berechnungen die Kerb (eine symbolische Flasche) finden. Einfacher hatte es das Bieranstichteam. Bürgermeister Olaf Kühn spendierte das Fässchen und assistierte Pfarrerin Angelika Giesecke, bis spritzfrei der Gerstensaft zum Laufen kam.

Wie sehr Ober-Beerbachs pulsierendes Vereinswesen zur Lebensqualität des Ortes beiträgt, spiegelt sich beim Festengagement wieder. SKG und Feuerwehr bewirteten hervorragend und der sonntägliche Kerweumzug brachte es auf stolze 15 bunte Wagen. Das von verschiedenen Geschäftsleuten mitfinanzierte imposante viertelstündige Höhenfeuerwerk gab allen Bergstraßennachbarn ein weithin sichtbares Zeichen. Bedauerlich, dass zwei Feuerwehreinsätze die Reihen der Aktiven zwischenzeitlich lichtete, doch die Wehrleute konnten bald wieder zur munteren Runde zurückkehren.

Mangels sternenklarer lauer Sommernacht, kam am Samstag unter Zelten und Schirmen dank der gelösten „Jeder-kennt-jeden-Atmosphäre“ im Handumdrehen beste Stimmung auf. „Sascha & Friends“ unterstützten mit peppigen Sound. So viele „Good Vibrations“ konnten nur noch überboten werden durch das Zittern der Lachmuskeln beim von der Jugend organisierten und zum Teil auch ausgeführten Unterhaltungsprogramm. Da wurde das Zeltpodest zur Varietébühne. Der eigens choreographierte, freizügige Handtuchtanz oder die aus Berufen typischen Gesten zusammengebastelte Formationsgymnastik bildeten schon viel beklatschte Glanzlichter. Den Höhepunkt markierte der Auftritt von Helene Fischer – oder war es doch nur ihr charmantes Double Tobias Seitz in Blondperücke und Divarobe? Sicher hätten die Show-ideen noch für weitere Abende ausgereicht, aber zum Glück kommt die nächste Kerb bestimmt!

Fotos: Stefan Oelsner
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