Alsbach-Hähnlein, Fotogalerien, Garten-Natur-Tiere

Ein kurzer Blick in das selbstgebaute Lehmhaus der Kinder. Foto: DZ
13. September 2015 

Sommerschlammkur ist Ferienspaß pur

Unter dem Motto „Wer wirft denn da mit Lehm“ erlebten 90 Kinder bei den Alsbach-Hähnleiner Ferienspielen zwei Wochen voller Spieleprogramme und Aktivitäten in der Natur

ALSBACH-HÄHNLEIN, September 2015 (pem), „Schlambes un Dreck, im Joahr siebbe Pfund: des meschd die klaane Dobscher glicklich un gesund“ ist eine gängige bauernschlaue Redensart. Spaßvögel empfehlen sogar, den Kindern statt zahlreicher Schutzimpfungen lieber eine „Schmutzimpfung“ zu verabreichen, um ihrem Immunsystem aufzuhelfen und die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken. In unserer auf klinische Reinheit und penible Hygiene bedachten Gesellschaft haben wir uns den Boden unter den Händen weg gezogen. Einzig die Gartenarbeit ist ein Bereich in dem man sich buchstäblich “erden“ darf. Vielleicht genießen wir sie auch deshalb als entspannenden Ausgleich. Wir spüren die elementare Verbundenheit und scheinen uns an die menschlichen Urerfahrungen zu erinnern.

Die zivilisatorischen Kulturleistungen der Geschichte des Homo Sapiens haben vielfach im Umgang mit Erde und Lehm ihren Ausgang genommen. Ein wenig mag Jugendpfleger Herbert Reeg das im Hinterkopf gehabt haben, als er das diesjährige Ferienspielmotto der Jugendförderung kürte. Zudem war das Areal der „Gänsweide“ in Hähnlein bereits vor fünf Jahren Schauplatz für Sommerspaßaktivitäten rund um Sand, Schlamm, Erde und Lehm mit bester Resonanz der kleinen Teilnehmer.

Abwechslung ist immer oberstes Gebot: Dynamisches löst Ruhephasen ab, Bewegungsspiele, Austoben oder eine Runde Kicken kommen nicht zu kurz. Zeit zum freien Spiel mit allem, was die Natur an Materialien zu bieten hat, hat man ausreichend eingeräumt. Bastler und Tüftler kommen auf ihre Kosten, denn Grob- und Feinmotorik sollen gleichermaßen gefördert werden. Obwohl das Zusammensein in Gruppen im Vordergrund steht, wird individuellen Bedürfnissen in diesem Rahmen Rechnung getragen: Jeder kann, aber keiner muss mitmachen. Wählbar sind ebenso die Projekte. Darauf hatten sich im Vorfeld die zwölf jugendlichen, aber volljährigen Betreuer gründlichst vorbereitet. Eingearbeitet durch Literatur und Praxistage, entwickelten sie Konzepte zu Material und Zeitbedarf, um so Strukturen für einen reibungslosen Ablauf der Fereinspiele zu schaffen. Gute Organisation verhindert Stress. Die Betreuer nahmen ihren verantwortungsvollen Ferienjob sehr ernst. Dazu gehörte die tägliche gut gelaunte Präsenz von der Frühbetreuung über den Aktivtag hinweg bis 16 Uhr. Daran schloss sich noch die Auswertung des Tages, bei dem durchaus die Befindlichkeit einzelner Kinder im Blick blieb. Eltern wussten ihre Kinder hier bestens pädagogisch begleitet. Sie selber kamen beim Abschlussfest in den Genuss, sich von ihren Sprösslingen, die inzwischen zu Lehmexperten avanciert waren, in all das einweihen zu lassen, womit sich die Kinder beschäftigt hatten.

Das umfangreichste Projekt stellte der Hüttenbau dar. Ein Astgerüst mit geschlämmtem Stroh gebaut, mit feinem Lehm verkleidet und schließlich mit Sandornamenten dekoriert – darauf konnten die kleinen Baumeister stolz sein. Von hohem praktischen Wert war die Konstruktion eines Lehmofens, von dem das Kochstudio bei der mittäglichen Selbstversorgung profitierte: Nie zuvor haben Flammkuchen so köstlich geschmeckt!

Künstlerisch betätigten sich die Skulpturenbauer, in der Kreativwerkstatt machte man sich die verschiedenen Qualitäten und Farbtöne von Erde zu Nutze, um damit zu gestalten. Die Tage bereicherten noch verschiedene Lehmspiele, aber unvergesslich war für alle die Schlammrutsche. Eine Plastikplane ausgelegt auf abschüssigem Gelände, darauf eine passable Schicht feuchten Schlick – fertig ist das „Schmuddelkinderglück“, denn natürlich war hier Ganzkörperkontakt mit dem Urelement nicht zu vermeiden. Das Wetter gab ideale Bedingungen und mit der Gartenschlauchdusche wurde aus jedem Lehmwesen wieder ein vergnügter Alsbach-Hähnleiner.

Fotos: Dirk Zengel
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