Vom Bauchtanz in der Bütt bis zum akrobatischen Brandeinsatz
Der Balkhaüser Karnevalsclub (BCC) begeisterte mit einem närrischen Ideenfeuerwerk in vier Sitzungen
BALKHAUSEN, Februar 2017 (pem), Wenn im Bergdorf die Pointen krachen, biegen sich die Balken unterm Narrenlachen! In der Höhenluft hält sich der Jeckenhumor bunt und frisch, die gute Pflege durch den BCC tut ein Übriges. Hier feiern die Menschen mit urig beseelter Lust am Jux – nicht nur, weil Fasnacht auf dem Kalender steht! In die Reihen der über viele Kampagnen bewährten Humorgaranten drängen auch neue Jokusjünger nach, Tradition bleibt lebendig ohne Staub und Altersschwäche.
Den erfrischend charmanten Einstand gaben die „Elements“ mit klassischem Gardetanz zu poppiger Musik. In einer reizenden Showchoreographie erzählten sie im zweiten Auftritt schwungvoll mit rasanten Kostümwechseln die Geschichte der Familiengründung vom verliebten Heiratsantrag über Schwangerschaft bis zum stolz Babysittenden Familienvater. Die Feuerwehrjungs traten in tänzerische Konkurrenz. Das akrobatische Brandeinsatzballett krönte der halsbrecherische Surf auf einer Welle aus Wehrmännern. An originellen Ideen mangelte es ebenfalls den Rednern nicht. Zehn Vereinsmitglieder und Gäste ergriffen mit dem Sprung in die Bütt das Narrenwort, um dem Nonsens zu huldigen und dem Humor eine Lanze zu brechen.
Weil dem BCC das Wohl seines Publikums am Herzen liegt, steht dem Programm eine „Belehrung“ voran. Nach der „Brandschutzunterweisung“ letztes Jahr war nun die Hygiene Thema des Referenten „Dr. Wichtig“. Er belehrte den Saal über die Notwendigkeit der geruchlichen Frischeprüfung des Verzehrangebots und über die korrekte Ausführung der Wiederbelebung einer kollabierten Person nach „Polonaise-überlastung“.
Schlüpfte der 1. Vorsitzende Waldemar Arndt in die Rolle des mahnenden Ministerialbeauftragten, so übernahm der 2.Vorsitzende Berthold Pra das Protokoll. Sein Jahresrückblick erinnerte an etliche Anlässe, bei denen die wahre Narrer-ei der Welt aufblitzte: vom türkisch-deutschen Schmähkritikskandal über den Brexit bis zu Amerikas Präsidentenwahl. Seine humorigen Kommentare galten ebenso den Höhen und Tiefen des Sportes sowie den kleinen Ortsdebakeln.
Dass man selbst als vhs-Hausmeister unter den Verdacht der Staatssicherheitsgefährdung geraten kann, zeigte Gerhard Hechler, der seinen Vortrag noch mit buntem Witzekonfetti dekorierte. Die Bickenbacherin Tanja Suttheimer bringt als Mitglied der Laienspielgruppe reiche Rampenlichterfahrung mit. Auf den Balkhäuser Narrenbrettern präsentierte sie das Drama einer Abmagerungskur. Ist es die Gesundheit wert, dass einem vor Magenknurren die Nachtruhe geraubt wird und in der Familie sämtliche Nerven blank liegen? Die Buffeteinladung machte schwach und wurde deshalb zur plündernden Bevorratung genutzt. Mit herzhaftem Applaus bekundete das Publikum Solidarität.
Orientalisch variiert umkreiste die seit 21 Jahren aktive Nadine Rühl die Bauchfrage. „Willst du mit dem Bauch gut tanzen, brauchst du einen festen Ranzen!“ Sie pries den Wert dieses Sportes vor allem für den Mann in Hinblick auf das Geschmeidigkeitstraining der unteren Wirbelsäule. Sie selbst ging voran als imposantes Beispiel in dieser Kultur der Mitte zwischen Ästhetik und Erotik zum Jubel des Publikums.
Wo man sich über Büttendebuts freuen will, kann man nicht umhin gelegentlich auch mit Wehmut einer Finissage ins Auge zu sehen. Auf nahezu allen Fastnachtsveranstaltungen der Region hinterlassen sie eine Lücke, eine große und eine kleine. Franz Kern und Karl-Heinz Heist gehen als Urgestein und langjähriges Spaßduo „Der Große und der Kleine“ mit dieser Kampagne in die Abschiedsrunde. Frech gefrozzelt, Stich um Stich einander an der Ehre kitzelnd – so hat man sie immer gerne gesehen. Noch einmal genoss man den Schlagabtausch zwischen bröseltrockenem Humor und Komödiantentum.
Mit Heinz Ritsert erklomm ein mehrfachaktiver das Rednerpult. Der Gast aus Auerbach entfaltet in der Balkhäuser Fastnacht sein musikalisches Talent als Leitung der gemischten Gesangsgruppe „Ratzegass Trällerers“. Sein Narrenbericht plauderte aus der haarsträubenden Praxis eines Automechanikers. Seltsame Kunden, technische Genialität und manchmal ist die harte Diagnose unvermeidlich: Drastisch lässt er den Besitzer wissen: „Wär Ihr Auto en Gaul, ich müsst en erschießen!“ Hoffnungslose Fälle kennt auch Nadja Opper als Betreiberin einer Schönheisfarm für Männer. Erfahrungsbilanz: Männer über 50 sind Sperrmüllreif: „Meine Kunschd is umsunschd, en Mann der is un bleibt verhunzt!“
Die Auswirkungen des gnadenlosen Männerbildes wusste der „Arme Teufel“ aus der Hölle des Ehelebens zu schildern. Damit war Heinz Herold der närrische Mitleid sicher.
Den Jeckensound gestaltete der „Familienbetrieb“ Dehus mit dem 10-jährigen Leo als „Volksrocker“ in Andreas Gaballier Parodie, Dieter Wolf mit einem Mitsingohrwurm und die Kanisterpercussion der „Trommelweiber“. Die „Ratzegass Trällerers“ fingen die famose Atmosphäre im Saal mit einem Potpourri beliebter Stimmungssongs als Klangfinale auf. Die letzten Töne vereinten die gesamte Narrenschar, gerne stimmte jeder ins BCC Lied ein. „Beim BCC da is es schee!“
Fotos: Stefan Oelsner
[nggallery id=460]