Alle sind anders und jeder ist richtig!
Mit kreativen Aktivitäten gestalteten die Bickenbacher Grundschüler den „Tag der Kinderrechte“ quick-lebendig
BICKENBACH (pem), „Kinderrechte sind wunderbar, doch was drin steht – ist Euch das klar?“ Diese Gewissensfrage stellten die Kinder der Jahrgangsstufe drei in einem selbstverfassten Rap-Song. Die wenigsten Erwachsenen könnten wohl ehrlichen Herzens mit „Ja natürlich!“ darauf antworten.
Die Kids sind spätestens nach diesem bunten Projekttag schlauer und bestens im Bilde. „Glücklicherweise ist der größte Teil der Kinder materiell gut abgesichert und trotzdem leben viele gewissermaßen verarmt“, gibt Schulleiterin Beate Hunfeld zu bedenken.
„Wir möchten sie darin unterstützen, zu erkennen, woran es ihnen zum Glücklich sein fehlt und das auch einzufordern.“ Sie denkt dabei an Grundlegendes wie Meinungsfreiheit, das Recht auf Spielen oder besonders auf Würde und wohlwollendes Entgegenkommen. Was so selbstverständlich klingt entspricht trotzdem eher dem Idealzustand, als der alltäglichen Lebenswirklichkeit zahlreicher Kinder quer durch alle Gesellschaftsschichten. Sie selber arbeiten daran, es besser zu haben und als nächste Generation vieles besser zu machen: möglichst früh übt sich, wer ein verantwortungsbewusster, mündiger Bürger sein will. Wer gelernt hat, auf sich selber zu achten, wird automatisch die Anliegen und Bedürftigkeiten anderer Menschen nie aus dem Blick verlieren.
Das soziale Gewissen reift, ohne dass ein erhobener Zeigefinger Moralpredigten einbläut. Zertifizierungen aus verschiedenen Gebieten wie Familienfreundlichkeit, Bewegungs- und Gesundheitsförderung weisen die Hans-Quick-Schule aus als Institution, die nicht nur die Zeichen versteht und in einem umfassenden Bildungsauftrag umzusetzen weiß.
Die ganzheitliche Förderung von Individualität und Persönlichkeitsentfaltung, von Integration und kommunikativem Miteinander nimmt man ebenso ernst, wie die Vermittlung von Sachwissen: Grundschule schafft Lebensbasis!
Deshalb begeisterte sich das Kollegium mit Feuereifer für ein weiteres Engagement: Neben der Eberstädter Gutenberg Schule ist die Hans-Quick-Schule Südhessens Modellschule für Kinderrechte. Der bei einer Fortbildung zustande gekommene Kontakt zum mit UNICEF kooperierenden Verein „MAKISTA“ (Macht Kinder stark für Demokratie) brachte die Initiative in Gang. Fächerübergreifend setzt man sich verstärkt mit der Thematik auseinander, wichtiger noch ist aber die täglich gelebte Praxis. Auch hier baut man bereits vorhandene Strukturen weiter aus: Mediations- und Streitschlichterkultur, Schülerversammlung, eine Schülerzeitung AG, Altersstufen überspringende Klassenpatenschaften und familienähnliches „Groß und Klein“-Gemeinschaftsarbeiten waren schon etabliert. Ein Schülerparlament wird nun eingerichtet und als „Schritt nach draußen“ pflegt man eine Verbindung zu einem Mädchenhaus in Sri Lanka.
„Wir transportieren die Kinderrechte ganz bewusst in den Schulalltag“, betont Beate Hunfeld. Vor dem Hintergrund der Inklusion, d.h. Erziehung und Unterricht von Kindern mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam, nimmt das Recht auf „Anderssein“ hohen Rang ein. Dass Schüler genauso empfinden, bewiesen ihre Präsentationen. Den von UNICEF proklamierten „Tag der Kinderrechte“ nutzten die Kinder, um sich frei von „Zuordnungs- und Ausdauerzwang“, nach Lust und Laune in verschiedensten Arbeitsgruppen kreativ mit dem Thema zu befassen.
Pantomimisches Darstellen, Geschichten erfinden, Songtexte verfassen und immer wieder Malen, z.B. einen Bilderfries mit Beiträgen jeder Altersstufe „Stück für Stück setzen wir die Kinderrechte um“: In einer Vorstellungsrunde machten die Gruppen enthusiastisch das Plenum mit ihren Ideen und Zwischenergebnissen vertraut.
Gelebtes Lernen, lernen fürs Leben: hier fängt die Zukunft an und das darf uns Erwachsene das Beste für die nächsten Generationen hoffen lassen!
Besonderes solidarisches Engagement bewiesen Viertklässler mit einer Spendenakquise von 2575,83 Euro, um finanzschwächeren Mitschülern den Mittagstisch an der Schule zu ermöglichen. Unter anderem freute man sich über eine Zuwendung von Günther Jauch und über die einträgliche Versteigerung eines von der Bundeskanzlerin gespendeten Buches. Die 4b brachte die Essenz des Tages in einem Lied auf den Punkt: „Ich bin anders als Du…wir sind anders als sie..-na und? Das macht das Leben rund!“
Fotos von Stefan Oelsner.
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