21. Dezember 2022 

Vorbereitungen für 2024 angelaufen: Zwingenberg feiert 750 Jahre Stadtrechte

Bürgerversammlung in der Melibokushalle

ZWINGENBERG, Dezember 2022 (tt), Zwingenberg bereitet sich langsam, aber zielgerichtet auf das Jahr 2024 vor: dann will das älteste Bergstraßenstädtchen 750 Jahre Stadtrechte feiern. Nicht mit einem einzigen Festakt, sondern mit mehreren Aktionen über das ganze Jahr hinweg. „Es soll ein Jubiläumsjahr für alle Bürger werden“, sagte Bürgermeister Dr. Holger Habich bei der jüngsten Bürgerversammlung Mitte November in der Melibokushalle. Für Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar war es die erste Veranstaltung dieser Art in seiner Amtszeit, die im April 2021 begonnen hatte. Auf der Tagesordnung standen diverse aktuelle Stadtentwicklungsthemen und Zwingenbergs Mitgliedschaft bei Cittaslow, dem weltweiten Netzwerk lebenswerter Städte. Darüber hinaus hatten Bürger vorab die Möglichkeit, Fragen an die Kommunalpolitik und die Stadtverwaltung zu stellen. Aber auch vor Ort hatten Gäste die Chance, sich mit der Stadtspitze auszutauschen.

Vor rund 40 Zuhörern skizzierte der Rathauschef die ersten Planungen für den runden Geburtstag. An Projektideen mangelt es nicht. Unter anderem soll es eine Stadtwein-Cuvée in Zusammenarbeit mit lokalen Winzern abgefüllt werden. Das Rodauer Scheuertheater bereitet eine historisch gefärbte Inszenierung vor, und auch das Theater Mobile will mit einer speziellen Eigenproduktion die Biografie Zwingenbergs auf die Bühne bringen. Die Stadt selbst will unter anderem 750 Bäume an Zwingenberger Bürger verteilen – jede Wurzel für ein Jahr Stadtgeschichte seit der Verleihung der Markt- und Stadtrechte im Jahr 1274. Bereits 2012 wurden „1000 Jahre locus Getwinc“ gefeiert, was sich auf die erste – bislang bekannte – urkundliche Erwähnung des Ortes bezog.

Konzerte, Vorträge und Exkursionen flankieren das Programm für 2024. Als prominentes Projekt ist die Fortführung der alten Stadtchronik geplant. Die Aufarbeitung der Zwingenberger Stadtgeschichte soll als Dokumentation in Texten und Bildern an die bereits vergriffene Chronik aus dem Jahr 1974 anknüpfen. Diese war damals aus Anlass des 700. Stadtrechtsjubiläums erschienen. Die jüngere Geschichte der vergangenen fünf Jahrzehnte ist bis dato noch nicht dokumentiert. Für die Inhalte der Chronik-Fortschreibung sind die Historikerinnen Berenike Neumeister, ehemalige Vorsitzende des Geschichtsvereins, und Claudia Stehle verantwortlich. Die ersten Texte und Bilder liegen bereits vor. Anfang 2024 soll der Band in den Verkauf gehen.
Bis Ende 2023 soll auch die Projektwebseite zum Jubiläum online gehen und das konkrete Programm vorgestellt werden. Bürger können und sollen sich mit eigenen Ideen und Vorschlägen beteiligen. Anregungen kann man per mail an die Adresse kontakt@zwingenberg.de schicken. Der Magistrat hat ein siebenköpfiges Organisationsteam formiert, das sich um die Dramaturgie und Inhalte des Jubiläums kümmern wird.

Zu den wichtigsten städtebaulichen Projekten, die bei der Bürgerversammlung angerissen wurden, gehören der Umbau der Melibokusschule (bis Mitte 2027 ist ein Neubau geplant) sowie ein neuer Standort für den Wertstoffhof und die Sanierung und Folgenutzung von historischen Gebäuden am nördlichen Güterbahnhof. Noch unklar ist, wie es mit der alten Jugendherberge weitergehen soll. Ein Bebauungsplan ist in Arbeit. Die Stadt genießt ein Vorkaufsrecht bei der großen Immobilie, die aktuell auch als sozialer Wohnraum gehandelt wird. Auch eine übergangsweise Nutzung als Unterkunft für geflüchtete Menschen aus den Kriegsgebieten in der Ukraine sei denkbar. Die Entscheidungsgewalt liegt hier beim Kreis Bergstraße.
Im Kontext von Cittaslow – die internationale Spitze der Bewegung war kürzlich in Zwingenberg zu Gast – wird derzeit die Einführung eines sogenannten Bürgerbusses für Fahrten in die nahe Umgebung diskutiert. Dazu wurde eine Umfrage in Zwingenberg und Rodau durchgeführt, und auch der Arbeitskreis Cittaslow befasst sich intensiv mit dem Thema. Ein entsprechender Förderantrag beim Land Hessen ist eingereicht. Über eine Befragung Rodauer Haushalte soll der Bedarf weiter konkretisiert werden. Auch an einem Cittaslow-Kochbuch will sich die Stadt beteiligen. Der Titel lautet „Rezepte für ein gutes Leben“.

Das Thema Stadtentwicklung wird in Zwingenberg auch aus der Perspektive der jungen Generation diskutiert. Mit dem Projekt „Jugend denkt Stadt“, eine Kooperation mit der TU Kaiserslautern, geht die Kommune neue Wege. Gefragt sind hier die Ideen und Vorstellungen der jungen Generation. Vier Studenten der Raumplanung haben in einem Workshop mit jungen Leuten aus dem Ort Vorschläge erarbeitet. Die Impulse wurden in planerische Handlungsempfehlungen übersetzt und öffentlich diskutiert. Das Projekt wurde im Sommer im Zuge der Teilnahme Zwingenbergs an der Landesinitiative „Großer Frankfurter Bogen“ in die Tat umgesetzt. Über eine Umsetzung der einzelnen Vorschläge soll im nächsten Jahr entschieden werden. Themen sind unter anderen ein Standort für eine Skateranlage am ehemaligen Güterbahnhofgelände, ein Jugendtreff und Perspektiven für neue Wohnkonzepte.