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Sebastian Clever ist der Neue auf dem Chefsessel im Zwingenberger Rathaus. Foto: Thomas Zelinger
31. August 2025 

Angekommen auf neuem Terrain

Zwingenbergs neuer Bürgermeister Sebastian Clever startet ohne Eingewöhnungszeit ins Amt und fühlt sich sichtlich wohl | Ein anonymes Schreiben gibt es auch schon

ZWINGENBERG, August 2025 (tom), An der Einrichtung im Chefzimmer hat sich nicht viel geändert. Einzig, an der Decke hängt eine neue Lampe. Anderes Licht sollte es sein, das war Sebastian Clevers bislang einziges Anliegen beim Thema Bürointerieur. Eine weitere Neuerung ist allerdings absehbar. Der Schreibtisch klassischer Art wird einem höhenverstellbaren Tisch weichen. Hin und wieder Büroarbeit im Stehen, das tue seinem Rücken gut, so Clever.

Seit Anfang April ist Sebastian Clever Bürgermeister im Zwingenberger Rathaus; den Chefsessel dort hat er von Holger Habich übernommen. Mit dem steht er noch immer in regelmäßigem Kontakt. Bei Fragen, so Clever, komme vom Amtsvorgänger wenn gewünscht inhaltliche Hilfestellung. Alles, so räumt der neue Bürgermeister ein, könne er ja nun auch noch nicht wissen und Habich kennt die Verwaltung und die politischen Vorgänge nun mal bestens.
Jetzt, da die politische Sommerpause zu Ende geht, bietet es sich an, eine erste Bilanz des Auftakts von seinem neuen Lebensabschnitt zu ziehen.

Zwei große Sitzungsrunden hat er als hauptamtlicher Bürgermeister, der zuvor ehrenamtlich als Stadtverordneter für die CDU im Zwingenberger Stadtparlament saß, schon absolviert. Und wenn von anschließender Sommerpause die Rede ist, dann gilt das für die Gremien, nicht aber für die Verwaltung und deren Chef. Clever hat in den Sommerferien gearbeitet. Wenn er nun auf die ersten Monate seiner Amtszeit blickt, ist er durchaus zufrieden. Der Mann, der bis dahin als Patentanwalt tätig war, als Partner in einer Kanzlei seinen Schreibtisch hatte, ist im Rathaus angekommen. Die Entscheidung, sich beruflich auf neues Terrain zu wagen, bereut er nicht. Seine Ambitionen hierzu hatten im Vorfeld der Wahl seine Familie und sein Partner in der Kanzlei gestärkt: Du kannst das, du bist gut, du bist der Richtige für den Job, wenn es das ist, was du willst, mache es – so könnte sich wohl der Zuspruch zusammenfassen lassen, den Sebastian Clever erfahren hat.

Also zog es ihn in den Wahlkampf, wobei er einräumt, dass er grundsätzlich Freude an Wahlkämpfen hat. Er gewann die Wahl und ist nunmehr direkt gewählter Bürgermeister der ältesten Stadt an der Bergstraße. Im Amt angekommen ist er sehr schnell. Die Herausforderungen, die sich ihm stellen, sind für ihn zu meistern. Kein Problem. Keine unerfreulichen Überraschungen. Auch wenn mit den beiden Sitzungsrunden die Schonfrist der ersten hundert Tage, die Amtsträgern gerne eingeräumt werden, passé war.

Fakt ist: Der bisherige Patentanwalt kann auch Verwaltung, und die Zwingenberger Kommunalpolitik als solches ist ihm dank seiner Zeit in der Stadtverordnetenversammlung ja bestens vertraut. Hinzu kommt an dieser Stelle, dass er auch noch Vorsitzender der CDU Zwingenberg ist, ein Amt, dass er allerdings in Kürze abgeben wird.Was Clever aber doch beeindruckt, ist die, wie er sagt, die „unendliche Vielfalt“ an Themen, mit denen ein Bürgermeister in einer Stadt von der Größe Zwingenbergs zu tun hat. Und das auch, weil die Verwaltung mit 22 Mitarbeitern nun mal nicht groß und die Verwaltungsspitze mit einem Hauptamtlichen, hier eben er, der Bürgermeister, recht schlank ist. Wo in größeren Städten weitere hauptamtliche Dezernent arbeiten, ist der Bürgermeister in Zwingenberg der Mann für alle Themen.

„Sie sind überall präsent“, so Clever. Und damit meint er Politisches wie oft auch Privates von Mitbürgern. „Meine Tür steht immer offen“, sagt er. Gespräche im Rathaus gehören ebenso dazu, wie das Gespräch beim Bäcker, wenn er dort zum Einkauf an der Theke steht. Auch hat er schonmal einen Spaziergang mit einer Zwingenbergerin durch die Stadt gemacht, direkt an Ort und Stelle konnte so über das gesprochen werden, was die Frau anzumerken hatte.

Die Vielfalt der Themen scheut Clever nicht, im Gegenteil, er hat Spaß daran. Das notwendige Handwerkszeug, bildlich, hat er dabei, „ich bin als Patentanwalt geschult, die richtigen Fragen zu stellen“, resümiert er. Und so lässt sich auch neue Materie an der neuen Wirkungsstätte erschließen. Und manchmal wird’s dabei auch ganz praktisch im Tun z.B.: Erster Mai, die Bergsträßer Weinlagenwanderung plus weitere Ausflügler, auf Zwingenbergs Straße ist mächtig was los. Clever sieht an diesem Tag, dass der Stadtpolizist allein im Einsatz ist, also zieht der Rathauschef persönlich eine Warnweste an und hilft, den Verkehr zu regeln. Kein Problem. Gut gelaunt erzählt er davon.

Alle Herausforderungen lassen sich allerdings nicht so einfach und schnell lösen. Dafür steht auch die Frage, was absehbar wohl das größte Problem Zwingenbergs und damit für ihn als Bürgermeister ist. Die Antwort kommt rasch: „Finanzen“. Steigende Ausgaben sind hier wie andernorts der Knackpunkt. Und noch ein Thema, das im Gespräch mit Sebastian Clever immer mal wieder aufploppt. Parkplätze, die sind, gleichfalls wie in vielen Städten, in der Anzahl knapp bemessen in Zwingenberg, vor allem in der Altstadt, und so mancher Anlieger klagt über den Mangel. „Da habe ich volles Verständnis“, sagt Sebastian Clever.

Dann ist da etwas, was der neue Bürgermeister auch noch zu erzählen hat: „Ich habe einen anonymen Brief bekommen.“ Er holt das Schreiben. Bedrohlich sieht es nicht aus. Es ist bunt. Herrlich bunt. In dicken Buchstaben ist vermerkt: „Die drei, die was zu sagen haben.“ Elf Forderungen, besser: Wünsche, sind notiert. Und die reichen von Wasserspender im Stadtpark, über Erste-Hilfe-Kästen auf Spielplätzen bis zu Brunnen auf Spielplätzen. Die Ansinnen kann Clever allesamt nachvollziehen. Einzig verwirklichen, gar auf die Schnelle, lassen sich die wenigsten davon. Aber die Erste-Hilfe-Kästen, die wird es geben. Rasch. Ganz unkompliziert, das Zwingenberger Rote Kreuz hat diese zur Verfügung gestellt. Jetzt müssen sie nur noch an Ort und Stelle angebracht werden. Hinter besagtem Schreiben vermutet der Bürgermeister Kinder. Und er findet die Art und Weise ihres Vorgehens durchaus charmant.

Sebastian Clever, das zeigt das Gespräch, fühlt sich in seinem neuen Amt und damit in seiner neuen Rolle sichtlich wohl. Er verantwortet die Rathausarbeit in einer Stadt, in der Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur funktionieren. Zugleich ist es zweifelsohne ein Plus, dass es in der Zwingenberger Politik ein gutes Miteinander gibt, sowohl in der Stadtverordnetenversammlung wie auch im Magistrat.

Und im gleichen Zusammenhang spricht Clever von der Unterstützung, die er durch die Rathausmitarbeiter erlebt. Er ist rundum zufrieden. Zumal er sich auch im Kreis seiner Amtskollegen aus den umliegenden Kommunen gut aufgenommen weiß. Die Anfangsbilanz könnte somit kaum positiver sein. Zudem gibt es auch ein bisschen Zeit fürs Hobby, das Motorradfahren.

„Alles richtig gemacht“, so das Gefühl von Sebastian Clever nach den ersten Monaten im Amt. Und die Familie, das deutet der Bürgermeister im Gespräch an, teilt diese Einschätzung.