Björn Satorius ist Hessenmeister im Rallyesport!
Mit dem Titel des Hessenmeisters sind für den jungen Bergsträßer die Chancen gestiegen, in dieser Saison in den Genuss einer erweiterten Förderung zu kommen
OBER-BEERBACH (schoe), Der Winter ist hierzulande im Rallyesport die Zeit der Meisterehrungen. Während auf WM-Ebene in Monte Carlo und Schweden schon wieder um Punkte gefahren wurde, waren die erfolgreichsten Motorsportler aus Hessen-Thüringen anlässlich der ADAC-Motorsport-Show nach Wetzlar zur Meisterehrung eingeladen.
In der Sparte Rundstrecke konnte sich mit dem ehemaligen BMW-DTM-Werksfahrer Markus Oestreich (Fulda) ein in Motorsportkreisen allseits bekannter Routinier durchsetzen. Ganz im Gegensatz dazu stand im Rallyesport ein sehr junger Mann auf dem obersten Treppchen. Der 22-jährige Ober-Beerbacher Björn Satorius erreichte 2012 nach den acht Rallyes der bundesweit ausgetragenen Rallye-Masters-Serie einen vielbeachteten siebten Platz. Im darin integrierten Rallye-Junior-Cup lag er über viele Monate in Führung, um schlussendlich die Saison knapp geschlagen auf Rang drei zu beenden. Mit den dort erreichten Wertungspunkten und dem überlegenen Divisionssieg zum Saisonabschluss beim DRS-Stehr-Rallyesprint ist es ihm gegen alle Erwartungen gelungen, den Hessenmeister-Titel zu erringen und den in der Deutschen Rallyemeisterschaft aktiven Björn Mohr (Heringen) hinter sich zu lassen.
Dritter wurde der Feldataler Benjamin Krusch. Für den ebenso wie Satorius aus der ADAC-Talentsichtung hervorgegangenen letztjährigen Teamkollegen David Richter (Wiesbaden) reichte es nicht zu einem Podestplatz. Mit dem Titel des Hessenmeisters sind für den jungen Bergsträßer die Chancen gestiegen, in dieser Saison in den Genuss einer erweiterten Förderung zu kommen.
Das ursprüngliche Ziel für das Jahr 2013 war, mit seinem selbst aufgebauten Toyota Yaris einen erneuten Angriff auf eine vordere Platzierung in der Masters-Serie und auf den Titel im Rallye-Junior-Cup zu starten. Doch von Seiten des veranstaltenden ADAC wurde für diese Saison eine Umstrukturierung des Nachwuchskonzepts vorgenommen. Der Rallye-Junior-Cup in gewohntem Modus wird nicht mehr ausgeschrieben. Stattdessen hatte der ADAC Ende letzten Jahres gemeinsam mit der Adam Opel AG das Konzept eines Markenpokals mit identischen Fahrzeugen des Typs Opel Adam vorgestellt. Im Hause Opel knüpft man damit an das erfolgreiche Konzept des Kadett-Cups aus den Achtziger Jahren an, als der spannende Wettbewerb auf identischen Fahrzeugen eine Vielzahl von erfolgreichen Fahrern hervorgebracht hatte.
Für Björn Satorius wurde damit die Planung der neuen Saison zu einer schwierigen Entscheidung. Zum einen ist der Kfz-Mechatroniker durch das elterliche Autohaus in Bickenbach eng mit der Marke Toyota verbunden. Aber auf der anderen Seite lockten das gesteigerte öffentliche Interesse und die Aussicht auf einen Werksvertrag, die der lukrative Markenpokal bietet. Nach Abwägung aller Rahmenbedingungen entschied sich Satorius dafür, seine Bewerbung zum ADAC-Opel-Rallye-Cup abzugeben. Dass seine Bewerbung angenommen wurde, war keine Selbstverständlichkeit.
Denn fast 70 weitere Interessenten hatten sich bundesweit ebenfalls um einen der 24 Startplätze beworben. Ein Gremium des Rüsselsheimer Herstellers und des ADAC hatte dann die schwere Entscheidung zu treffen, welche Fahrer die Startberechtigung erhalten sollten.
Die 24 Opel-Adam-Rallyefahrzeuge wurden von der Augsburger Spezialfirma Holzer in Einzelfertigung neu aufgebaut. Serienmäßig ist lediglich der 145 PS starke Motor. Die anderen Komponenten wie die gewichtsoptimierte Rohkarosserie mit eingeschweißtem Überrollkäfig, das sequentielle Sadev-Getriebe, die Bremsanlage sowie das Reiger-Rennfahrwerk sind speziell angefertigte Bauteile, die aus dem Kleinwagen ein reinrassiges Rallyefahrzeug machen.
Die ausgewählten Teilnehmer fieberten alle dem 22. März entgegen, an dem die Fahrzeuge im Opel-Werk Eisenach offiziell übergeben wurden. Richtig ernst wird es im April, wenn es zum Auftakt des ADAC-Opel-Rallye-Cup bei der Rallye Erzgebirge erstmalig um Punkte und Preisgeld geht. Der Melibokus-Rundblick wird Sie über die Resultate in den nächsten Ausgaben auf dem Laufenden halten.
Weitere sieben Rallyes von der Ostsee-Rallye im hohen Norden bis zur traditionsreichen Drei-Städte-Rallye in Südbayern sind im Laufe der Saison zu bestreiten. Unbestrittener Höhepunkt wird die Teilnahme am deutschen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft, der ADAC-Rallye Deutschland mit Start am Kölner Dom und Ziel in Trier. Im letzten Jahr war Björn Satorius bei diesem WM-Lauf als Junior-Cup-Führender noch Ehrengast des Veranstalters und wurde der internationalen Fachpresse als aussichtsreiches Talent vorgestellt. In diesem Jahr wird er sich mit den WM-Stars um Sebastien Ogier und Mikko Hirvonen messen dürfen.
Aber so ganz wird sich Björn Satorius nicht von dem im letzten Jahr in vielen abendlichen Stunden sorgfältig aufgebauten Rallye-Toyota Yaris trennen. Obwohl schon einige Kaufinteressenten an ihn heran getreten sind, wollte er ein Auto, in dem so viel Arbeit und Herzblut steckt, nicht verkaufen. Denn neben den Läufen zum Opel-Rallye-Cup ist geplant, auch noch bei weiteren Rallyes an den Start zu gehen. Und hier kann er seine Verbundenheit mit dem Hause Toyota dann doch noch unter Beweis stellen.
Den ersten Einsatz hatte Björn Satorius mit seinem Yaris bei der Rallye „Südliche Weinstraße“ hinter sich gebracht. Auf tief verschneiten Wertungsprüfungstrecken im Pfälzer Wald konnte der Bergsträßer viele Konkurrenten mit wesentlich leistungstärkeren Fahrzeugen hinter sich lassen.
Auch der Toyota Yaris kommt 2013 wieder zum Einsatz, wie hier auf der tief verschneiten Wertungsprüfung „Totenkopfstraße“ bei der Rallye Südliche Weinstraße im Pfälzer Wald.


