Darmstadt

Ausstellung helmut Ohl- swingAbgespeckte Sitzmöbel - die besonderen Sitzskelette von Herbert Ohl.
19. April 2013 

Ausstellung „Herbert Ohl“ im INTEF

Klare, optimistische Haltung in die Zukunft gerichtet

DARMSTADT (meli), Das Institut für Neue Technische Form zeigt bis Sonntag, den 5. Mai 2013, die Ausstellung „Herbert Ohl – system bauen, system design, system transport“.

Mit dieser Präsentation würdigt das INTEF die Arbeit eines seiner langjährigen Vorstandsmitglieder, und drückt seinen Dank für die anregende Zusammenarbeit und für viele wichtige Impulse aus. Unter dem programmatischen Begriff „Technische Form“, der auf sein Lebenswerk gleichsam zugeschnitten war, gab es für ihn ein sich permanent fortentwickelndes Anliegen, berechenbar-konstruierte Funktion mit Emotion und Ästhetik bei Umweltgestaltung, Architektur und Design zu verbinden.

Mit seiner ungewöhnlichen Kreativität prägte er auch die Geschichte der Ulmer Hochschule für Gestaltung, dessen letzter Rektor er war, des Rats für Formgebung, den er zwischen 1974 und 1984 leitete, und die Ausbildung vieler Studenten in der ganzen Welt. Parallel lehrte er an mehreren Hochschulen in den USA, in Südamerika und Indien, und arbeitete am Institut für Industrial Design, Bauen und Umweltgestaltung in Mailand. Als einer der ersten deutschen Designer hatte er bereits in den Sechzigerjahren ein festes Standbein in Italien. Seine Hauptgebiete waren Bausysteme, Möbel und Transportsysteme. Ohne über das Thema knapper werdender Ressourcen zu sprechen, kreierte er Sitzmöbel, die tatsächlich abgespeckt bis aufs Gerippe ohne jede überflüssige Materialschau sind.

Diese genialen Sitzskelette mit ihrer Eigenschaft des Schwingens sind bequeme und gesunde, entspannende Mobile. Mit diesen markanten Einzelmöbeln sowie Möbelsystemen, die auch als signifikante Objekte gesehen werden können, hat er den Beweis erbracht, dass sich Sparsamkeit und Bequemlichkeit nicht ausschließen müssen.

Herbert Ohl hat ganze Städte exakt durchgeplant, die trotzdem menschenfreundlich sind. Sein Umgang mit Ordnungsprinzipien wie Maß und Modul, Stapel, Reihungen oder Strukturen war immer auch Ausdruck von spielerischer Freude. Seine oft sehr verdichteten Stadt- und Wohnraumplanungen kommen aber nicht monoton als „Platte“ daher, sondern sind wohltuend rhythmisierend. Mit seinen Vorstellungen vom industrialisierten Bauen nimmt er die berechtigten Ängste und Vorurteile, die bisher damit verbunden waren.

Er öffnet eher den Blick dafür, wie komfortabler Wohnraum zu erschwinglichen Preisen und mit abwechslungsreicher Gestaltung möglich gemacht werden kann. Zum Thema Verkehr hat er weltweit patentierte, aufeinander abgestimmte Systeme erforscht und produktionsreif entwickelt, die für Fußgänger, Rad-, Auto-, Transport-Fahrten bis hin zum Parken alles mit einbezieht. Leidenschaftlich hat er an kompatiblen Fahrzeugsystemen im Team mit der Automobilindustrie und mit seinen Studenten gearbeitet und Wege aufgezeigt, wie ohne Verzicht auf Komfort, eine individuelle und perfekte Mobilität erreicht werden kann.

Herbert Ohl war ein Generalist, der über bestes handwerkliches Können verfügte, Interesse an neuesten Techniken, Materialien und Verfahren hatte und dessen Tun durch Verantwortung der Gesellschaft gegenüber geprägt war. Er gehört zu jenen Designern der Kriegskindergeneration, denen dafür zu danken ist, dass die zweite Moderne in der jungen prosperierenden Bundesrepublik Fuß fasste.

INTEF, Friedensplatz 10, 64283 Darmstadt, 06151/48008, info@intef.de, Internet: www.intef.de