Es braucht die frauenspezifische Sicht zur Lösung der Probleme in Kirche und Welt
Neue Geschäftsführerin des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. bei der Jahreshauptversammlung in Darmstadt eingeführt
DARMSTADT, Mai 2013 (meli), „Die EKHN schaut auf uns, ich vertraue auf die Kraft des Widerstandes und der Erneuerung und auf die Kraft des Zusammenhaltes. Wir können Neues wagen, weil es eben diese gute Gründung im Frauenverband gibt. Bei allem, was sich verändern wird, es baut auf dem auf, was Sie und frühere Frauen geschaffen haben“, stellte Angelika Thonipara in ihrem ersten Geschäftsbericht bei der Jahreshauptversammlung fest.
Der Tag begann mit einem Festgottesdienst in der Stiftskirche in der Erbacher Straße in Darmstadt. Am 27. April wurde dort Angelika Thonipara als geschäftsführende Pfarrerin des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. von Annegret Puttkammer, Pröpstin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Nord-Nassau, im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Verbands in ihr neues Amt eingeführt. Im gleichen Gottesdienst wurden die im vergangenen Jahr neu gewählten Delegierten des Verbands eingeführt. Es war ein außergewöhnlicher Gottesdienst, mit einer guten Mischung aus traditionellen und neuen Elementen, Ruhe, Freude und Lebendigkeit, wozu u. a. auch die Organistin Sina Hermann und als Überraschungsgast der Jugendchor aus Thoniparas letzter Gemeindezeit beitrug. Die Eingangsliturgie hielten die Vorstandsfrauen Pfarrerin Monika Bertram und Pfarrerin Ulrike Hofmann, bei den Fürbitten waren die Vorsitzende Luise Böttcher, Verbandsreferentin Kristin Flach-Köhler und Irene Finger, Vertreterin des Diakonischen Werkes im Vorstand, beteiligt. Die Einführung und Verpflichtung erfolgte durch Pröpstin Annegret Puttkammer. Ihr assistierten Ulrike Decker-Horz, Pfarrerin in Wiesbaden-Nordenstadt und Renate Weigel, Pfarrerin in Roßdorf-Gundernhausen, als langjährige Weggefährtinnen von Angelika Thonipara.
Pröpstin Puttkammer betonte in ihrer Ansprache ihre große Freude, Angelika Thonipara in dieses Amt einzuführen. Angelika Thonipara habe sie kennengelernt als jemanden, die sich die Dinge gründlich anschaue und dann auch beherzt darauf zugehe. Sie selbst habe in ihren ersten Amtsjahren in einem Frauenwerk der Baden-Württembergischen Kirche gearbeitet. Diese Zeit habe sie ganz tief geprägt. Pfarrerin Angelika Thonipara griff in ihrer Predigt das Gleichnis von der Speisung der 5.000 mit fünf Broten und zwei Fischen aus Lukas 9, 10-17 auf, in dem Jesus für das, was da ist, dankt. Der Wechsel in der Geschäftsführung in diesen Zeiten sei mit großen Erwartungen verbunden, sagte Thonipara. Der Mangel sei überall spürbar. Dennoch möchte sie auf das schauen, was da ist. Dies Gott in Dankbarkeit hinzuhalten, verändere Menschen und Situationen, bringe Menschen neu in Bewegung, eröffne neue Spielräume und setze neue Kraft frei. Wieder zu erleben, wie viele tolle Frauen und auch Männer dem Verband und der Kirche hoch verbunden sind, erfülle sie mit Dankbarkeit. Sie ließ auch keinen Zweifel daran, dass der Frauenverband heute noch wichtig sei. „In den großen gesellschaftlichen und weltweiten Problemen, von denen niemand richtig weiß, wie sie in Griff zu bekommen sind, braucht es die frauenspezifische Sicht. Frauen sind elementar Betroffene in den weltweiten ungelösten Problemen wie Migration, Kriege, Hunger in der Welt, Menschenrechte.“ Im zweiten Teil des Gottesdienstes führte Angelika Thonipara zusammen mit Kristin Flach-Köhler die neuen Delegierten in ihr Amt ein.
Viel kreative Bewegung im Frauenverband wurde in der sich anschließenden Jahreshauptversammlung sichtbar. Luise Böttcher, Vorsitzende des Vorstands, berichtete von den Weichenstellungen in der Verbandsarbeit im Berichtjahr 2012. Der Vorstand hatte schwere Entscheidungen zu treffen, um dauerhaft die Verbandsarbeit zu sichern. Das Ergebnis dieses Jahresabschlusses zeige, dass es in die richtige Richtung gehe, die Maßnahmen jedoch erst in 1-2 Jahren greifen würden. Im vergangenen Jahr musste wegen der Kürzung der Finanzzuweisung für die Verbands- und Frauenarbeit aus EKHN-Mitteln in Höhe von 30% drastisch in die Struktur der Verbandsarbeit eingegriffen werden.
Zeitgleich mit einschneidenden Personalreduzierungsmaßnahmen wurde ein neues Konzept in der Frauenarbeit mit „Angebotspaketen“ für Frauengruppen, Gemeinden und Dekanate entwickelt. Die Referentinnen der Abteilung Frauen Bildung Spiritualität arbeiten nun von der Geschäftsstelle in Darmstadt aus und kommen gerne auf Anfragen in die Region. Der Auftrag des Verbands, die Frauenarbeit in der Landeskirche zu entwickeln, wird ernst genommen. Auch im Hinblick auf die Dekanatsneustruktur gibt es Ideen, in der Frauenarbeit in den Regionen neue Impulse zu setzen und die Dekanate und Kirchengemeinden in ihrem Auftrag zu unterstützen.
Zu dem positiven Gesamtergebnis der Verbandsarbeit trugen wesentlich die vier Familien-Bildungsstätten des Verbands in Gießen, Offenbach, der Wetterau und Wiesbaden bei. Die Angebote der Familien-Bildungsstätten sind in ihren Regionen bei Menschen aller Altersgruppen sehr gefragt. Gleichzeitig ist es den Einrichtungen gelungen, als kompetente Kooperationspartnerinnen verschiedene Projekte, z.B. mit dem Arbeitsamt im Bereich 50+ oder den Kommunen im Bereich Jugendhilfe zu verlängern oder gar auszubauen. Die Familien-Bildungsstätten erfüllen eine wichtige Aufgabe im Verband. Hier werden moderne Formen von Diakonie praktiziert. Über die Familien-Bildungsstätten wirkt der Verband direkt in die Gesellschaft hinein und erreicht junge Frauen, Familien und Kirchenferne.
Die Delegierten des Verbands entlasteten den Vorstand nach den Berichten ohne Gegenstimmen. Anschließend standen mehrere Satzungsänderungen auf der Tagesordnung. Anlass für die Satzungsänderungen war die Neuberufung der Geschäftsführerin, die bisher in der Satzung nicht geregelt war. Hinzu kamen redaktionelle Änderungen und Anpassungen an neue gesetzliche Formulierungen. Alle Satzungsänderungen wurden bis auf wenige Ausnahmen einstimmig unter Beachtung der nötigen Zweidrittelmehrheit entschieden.
Zu den aktuellen Informationen aus der Verbandsarbeit gehörte das Vorstellen des neuen Internetauftritts www.EvangelischeFrauen.de, der seit Anfang März online ist. Die neuen Internetseiten wurden von den Delegierten sehr gelobt. Hier sei es gelungen, die facettenreiche Frauenarbeit des Verbands modern, offen, freundlich, übersichtlich und sehr informativ darzustellen. Kristin Flach-Köhler, Verbandsreferentin, rief alle Teilnehmerinnen dazu auf, sich an Neues zu wagen und beispielsweise ihren neuen Blog zu kommentieren. Ebenso freue sie sich über neue Freundinnen bei Facebook. „Mit Facebook können wir viele Nachrichten im Schneeballsystem verbreiten. Sie kennen das ja vom Weltgebetstag, das hat Erfolg! Facebook ist eben ein neues Medium, trauen Sie sich, lassen Sie sich das einfach von einer Freundin, der Tochter oder auch der Enkelin erklären!“, so Flach-Köhler.
Die gut besuchte Jahreshauptversammlung des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V. wurde mit einem Segen von Karin Böhmer, Pfarrerin und Abteilungsleiterin Frauen Bildung Spiritualität, beendet. Sie gab allen anwesenden Frauen einen erfrischend duftenden Stängel Minze mit auf den Weg. „Nach diesem erfüllten Frauentag kehre ich beschwingt zurück in meine Region und freue mich schon, den Frauen dort zu berichten“, versicherte freudenstrahlend zum Abschied eine Delegierte, für die es die erste Jahreshauptversammlung war.

Gemeinsam gestalteten sie den Einführungsgottesdienst der neuen geschäftsführenden Pfarrerin des Landesverbands Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e.V.: Monika Bertram, Renate Weigel, Angelika Thonipara, Pröpstin Annegret Puttkammer, Ulrike Becker-Horz, Ulrike Hofmann (von links). Foto: Rosel Tews

