Alsbach-Hähnlein

Helmut Bernhard beim entpacken des montrösen Mammutzahns.
07. Juli 2013 

Zahn der Zeit und zahlreiche Zeugen der Vergangenheit

Beim Eröffnungsfest des Museums Alsbach-Hähnlein bestaunten die Besucher besonders den kolossalen Mammutzahn

ALSBACH-HÄHNLEIN, Juli 2013 (pem), „Nur wer weiß, wo er herkommt, kann begreifen, wo er steht. Deshalb stellt ein Museum eine Stätte der Ortsidentität und des Geschichtsbewusstseins dar.“ Landrat Klaus Peter Schellhaas formulierte, worin sich alle Überbringer von Grußbotschaften anlässlich der Eröffnungsfeierlichkeiten in Hähnlein einig waren. Bürgermeister Georg Rausch hob hervor, welche wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben ein Museum erfüllt. „Im Vordergrund steht die Gemeinnützigkeit.“ Die Arbeit des Museums besteht im Sammeln, Forschen, Archivieren sowie dem Aufbereiten der Stücke und sie als Exponate der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Dem Museumsverein unter Vorsitz von Konrad Hoppe war 2009 das Gebäude der „Anstalt“ zur Nutzung übergeben worden. Trotz immenser kostensenkender Eigenleistungen der Mitglieder und einer Bezuschussung durch den Landkreis trug die Gemeinde die Hauptlast der Finanzierung der Kosten, die für Ausbau und Einrichtung anfielen. Bürgermeister Rausch sagte, dass die Summe in diesem Projekt bestens investiert sei. Mit besonderer Freude erfüllte ihn, wie auch zahlreiche Bürger die Namensgebung. Ein „Alsbach-Hähnleiner Museum“ setzt ein weiteres Zeichen lokaler Identifikation, Zugehörigkeit und Integration aller Ortsteile in ein Gemeinwesen. „Abgrenzungen sind einfach nicht mehr zeitgemäß“, bekräftigte Rausch. Wie stark und aktiv das die Gemeinschaft macht, bewies der Museumsverein mit seiner ungebrochenen enthusiastischen Einsatzfreude für die Einrichtung. Der Bürgermeister lobte die außergewöhnliche Motivation. Dem schloss sich der Landrat gerne an und verband die Bitte an die Tüchtigen, auch in Zukunft nicht müde zu werden.

Zu Unrecht werde die Bedeutung ehrenamtlicher Tätigkeit im kulturellen Bereich häufig unterschätzt. Nachdrücklich erinnerte er deshalb an die Verleihung des Anerkennungspreises der Ludwig-Metzger-Stiftung 2003, der die Vereinsarbeit des Museumsvereins würdigte. Die Ermunterung, das wertvolle Engagement fortzusetzen, unterstütze er mit einem Eröffnungspräsent im Namen der Jubiläumsstiftung der Sparkasse Darmstadt in Höhe von 10.000,- €.

Als Kenner und „Urgestein in der Museumskultur-Landschaft“ entwarf Gert Grein zunächst ein düsteres Bild bezüglich des Bestandes von Heimatmuseen. Was einst seine Wurzeln in den repräsentativen, fürstlichen Preziosen- und Wunderkammern hatte, wandelte sich um 1910 ins volkstümliche und konzentrierte sich auf die meist romantisierende Darstellung des Landlebens.

Neugründungen in der Nachkriegs-epoche und den 80er Jahren war wenig Erfolg beschieden. Selbst aktuelle Tendenzen zum „Zweitmuseum“ am selben Ort ist umstritten. Grein hielt jedoch dagegen, der wahre Wert lasse sich nicht an Besucherzahlen festmachen, sondern liege im Identifikationseffekt für alt eingesessene wie neue Bürger. Alle Generationen profitierten von der Erinnerung. Für den Landrat stellt das Alsbach-Hähnleiner Museum ein „neues Schmuckkästlein“ dar. Zu dem Bild der Schatulle passt, dass eines der attraktivsten Exponate aus kostbarstem Elfenbein ist. Der 3,60 m lange Mammutzahn kehrte nach über 50jähriger Archivierung im Landesmuseum an seinen Ausgrabungsort zurück, als Steilvorlage aus dem Holozän.

Uriges Mahnsymbol für die Bevölkerung, denn hätte das Mammut nicht seiner Zeit als Beutetier dem Faustkeil bewehrten Jägersmann Nahrung, Schutz und Kleidung verschafft, würde kein „Homo Alsbach-Haehnleiniensis“ eine Sippe begründet haben, von der die heutigen Alsbacher und Hejner abstammen.

Ein Biorama im Alsbach-Hähnleiner Museum spiegelt die aktuelle Tierwelt der Umgebung. Doch die übersichtlichen und liebevoll gestalteten Schauräume haben noch viele Einblicke in andere Epochen zu bieten. Mit Schulwesen, Handwerk- und Technikgeschichte wird man ebenso vertraut gemacht, wie mit Haushaltsführung anno dazumal. Eine Perle stellt der komplett eingerichtet Krämerladen dar.
Einen weiteren Beitrag zum pulsierenden Herzschlag der Ortsmitte bot an diesem Tag das Sonntags-Café im Dorfgemeinschaftshaus. Es gab herzhaft ländliche Erbsensuppe und Kochkäs oder Kaffee und Kuchen. Wem fiele da nicht mit einem wohligen Seufzer des Heimatgefühls Goethe ein: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein!“

Alle Fotos: Stefan Oelsner
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