Granitstein mit Informationen bringt die Sternenkinder näher
Zwingenberger Handwerker unterstützen das interkommunale Projekt in den Weinbergen – Holzbank lädt zum Verweilen ein
ZWINGENBERG/ALSBACH-HÄHNLEIN, September 2013 (dec), Einen ganz besonderen Ort der Erinnerung gibt es seit April in den Weinbergen oberhalb Zwingenbergs: Zwischen Rebstöcken und Wildkräutern finden die „Sternenkinder“ eine Heimat. Familien können hier für Kinder, die sehr früh verstorben sind oder gar nicht erst ins Leben geboren wurden, einen Baum pflanzen. Und auch den Kindern, die gar nicht erst empfangen wurden, kann hier ein lebendiges Zeichen der Erinnerung gesetzt werden. Die Inspiration dazu lieferte die Hebammenpraxis am Markt in Zwingenberg. Realisiert wurde die Idee in sehr sensibler Weise gemeinsam von den Kommunen Zwingenberg und Alsbach-Hähnlein. Seit Mitte August weist jetzt auch ein wunderschöner Granitstein mit integrierter Infotafel auf die Sternenkinder hin.
Der Steinmetzbetrieb Philipp Thaler aus Zwingenberg spendete den etwa 1000 Kilogramm schweren Odenwälder Granit. Gleichzeitig schuf der ortsansässige Holzbaubetrieb Wilch eine massive Holzbank, die zum Verweilen einlädt.
Zwingenbergs Bürgermeister Dr. Holger Habich dankte den beiden Betrieben für ihr außergewöhnliches Engagement. Er sieht den Ort der Erinnerung auch als gesellschaftliches Zeichen: „Die Sternenkinder bringen für mich zum Ausdruck, dass wir das ungeborene Leben wertschätzen und es wendet sich gegen eine Tabuisierung des Themas.“
Georg Rausch, Bürgermeister der Gemeinde Alsbach-Hähnlein kann ihm dabei nur zustimmen. Für ihn ist das ganze Projekt einfach stimmig: „Der Ort inmitten der Natur, direkt am Blütenweg, schenkt Ruhe und Hoffnung. Wir hoffen sehr, dass wir den Familien bei der Trauerbewältigung helfen können.“ Seit der Vorstellung der Aktion „Sternenkinder“ und der Pflanzung der ersten Bäume, gingen schon mehr als zwei Dutzend Anfragen bei der Stadt Zwingenberg ein. Gerade vor kurzem pflanzte eine Familie einen jungen Apfelbaum. Die bürokratischen Hürden dafür liegen bewusst sehr niedrig, erläutert Manfred Rossi.
Er betreut das Projekt von Seite der Stadt Zwingenberg und erläutert: „Wer bei uns einen Baum pflanzen möchte, muss keinen Nachweis erbringen und keine Gemeinschaftstermine nutzen. Das Angebot steht allen Familien aus den Kreisen Bergstraße und Darmstadt-Dieburg zur Verfügung.“ Die Paare können selbst einen Baum auswählen und mitbringen. Bei der Anmeldung stellt ihnen Manfred Rossi dazu eine Liste standortgerechter Sorten zur Verfügung. Die Verwaltungsgebühr in Höhe von 80 Euro beinhaltet auch, dass das Pflanzloch für den Baum zum vereinbarten Termin vorbereitet wird. Danach zeichnen sich die Familien selbst für die Pflege ihres Baumes verantwortlich. Sie können die Früchte ernten und jederzeit den Baum besuchen.
Der Hang, den die Kommunen für die Sternenkinder ausgewählt haben, wurde im Zuge der Flurbereinigung als Ausgleichsfläche ausgewiesen. Einzig der Nabu mäht hier zweimal im Jahr, ansonsten bleiben die Sternenkinder ungestört. Katja Welker betont, wie wichtig ein ruhiger Ort der Erinnerung für die Familien ist: „In unseren Beratungsgesprächen spürten wir, dass viele Paare nicht nur in Gedanken und Gesprächen ihre Trauer bewältigen können. Den Baum zu pflanzen, kann ihnen helfen gemeinsam über den Verlust hinwegzukommen.“ Weitere Informationen erhalten interessierte Familien bei der Stadt Zwingenberg, der Gemeinde Alsbach-Hähnlein oder der Hebammenpraxis am Markt in Zwingenberg.

