Garten-Natur-Tiere, Seeheim-Jugenheim

Über 300 interessierte Besucher kamen zum Apfelfest. Foto: soe
09. März 2025 

Äpfel wie auf Omas Wiese

Stiftung Heiligenberg lud Ende Oktober zum Apfelfest ein | Erfolgreiche Pflanzaktionen | Über dreißig verschiedene historische Apfelsorten wachsen mittlerweile auf den Hängen rund um Schloss Heiligenberg

SEEHEIM-JUGENHEIM, März 2025 (ewi/holly), Am 27. Oktober hätte das Wetter nicht besser sein können. Der Goldene Oktober und das erste Apfelfest, zu dem Vorstand und Mitglieder der Stiftung Heiligenberg eingeladen hatten, lockten viele Besucher auf Schloss Heiligenberg. Beim Thementag drehte sich alles um über 60 alte Apfelsorten. Ca. 30 davon wurden mittlerweile an den Hängen rund um die Gärtnervilla angepflanzt.

Die Pflanzaktion, wesentlich durch Dr. Veronika Schlüter von der Stiftung Schloss Heiligenberg 2019 angestoßen, ist nicht nur ein Bekenntnis zum „guten Alten“, sondern setzt auch einen Kontrapunkt zu den vollhygienisch im Zellophan auf Papptellern verpackten, irgendwie immer gleich aussehenden Supermarkt-Züchtungen.

Ein wenig wirkt das zudem wie eine ironische Anmerkung der Rheinischen Schafsnase zum Tun hinter den Mauern des Schlosses, wo der Schönheit mit Skalpell und Botox-Spritzen nachgeholfen wird.Dann doch lieber Tradition, Wohlgeschmack und ökologische Vielfalt hinter einer vielleicht manchmal etwas fleckigen, schrumpeligen Schale – und in diesem Fall auch noch nach historischem Vorbild: Als der Stiftungsverein vor Jahren im alten Jugenheimer Rathaus aufräumte, hat man unter anderem eine handgeschriebene, Ende des 19. Jahrhunderts verfasste Liste des damaligen Hofgärtners Johannes Gernet gefunden, in der nicht weniger als 46 alte Apfelsorten verzeichnet sind. Viele dieser Apfel-sorten standen einst auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe der Gärtnervilla auf dem Heiligenberg.

Im Verein wuchs die Idee, auf der Grundlage der historischen Liste den alten Bestand durch Neupflanzungen wenigstens teilweise zu reproduzieren. 2019 Jahren begann dann die praktische Umsetzung. Dafür mussten erst einmal die inzwischen wild gewachsenen Ahornbäume auf der Wiese weichen. Das ließ sich nicht mal eben so mit der Kettensäge erledigen, sondern diverse Ämter hatten da oft mehr als nur ein Wort mitzureden – zum Beispiel auf einem Ortstermin mit Hessen Forst und dem Denkmalschutz.

Beharrlich verfolgten Schlüter und ihre Mitstreiter die Idee weiter. Fachlichen Bio-Rat gaben die Pomologen (Apfelkundler) Petra und Hans-Joachim Vogler, geschichtliche Zusammenhänge knüpfte der Pädagoge und Historiker Rainer Tiefenthaler. Rolf Heiligenthal organisierte die handgreifliche Seite der Sache, indem er für den Holzfäller sorgte, der dem Ahorn-Gewucher den Garaus machte.

Dann hieß es: Alle Neune. Anfang 2019 rief der Verein zur Pflanzaktion auf, und mit 15 Helfern war es ein Leichtes, den neuen Apfelbäumen einen sicheren Stand im Schlossgarten zu verschaffen. Bis heute wurden 30 neue Apfelbäume gepflanzt. Ein jeder Baum hat einen Paten, der für den Kaufpreis aufgekommen ist. Anfang diesen Jahres kamen wieder neue Bäumchen dazu.

Am Apfelfest Ende Oktober gab es in dem extra dafür hergerichteten Ausstellungsraum im Schloss alles Wissenswertes rund um das Thema Apfel zu erfahren. Neben der Präsentation von achtundsiebzig verschiedener Apfelsorten, darunter sieben Wild- und Zieräpfel, Schautafeln mit einer Übersicht verschiedener Apfelsorten – auch speziell der vielfältigen Apfelsorten in Hessen, konnten die Besucher die Äpfel auch verkosten.

Bei Fragen zu Namen, Herkunft, Verbreitungsgebiet, Geschichte und Genussreife und vieles mehr gab hauptsächlich Pomologin Petra Vogler den Besuchern fachkundig Auskunft. Sie hatte auch die Sammlung und Beschriftung der Apfelsorten vorgenommen.

Für besonders interessierte Besucher bot die erfahrene Pomologin zudem auch die Gelegenheit, mitgebrachte Äpfel bestimmen zu lassen. Flankiert wurde die Ausstellung von informativen Führungen rund um die Apfelbaumwiesen und die Gärtnervilla, zu denen Garten- und Landschaftsarchitekt Wolfgang Kindinger einlud.

Bei so viel Wissenwertem rund um den Apfel, darf der Genuss nicht zu kurz kommen – der gedeckte Apfelkuchen im Ausstellungsraum stieß auf großes Interesse.