Anders-als-Andere-Freundschaft
Drittklässler der Hans-Quick-Schule gestalten das Stück „Something else“ zum Thema Ausgrenzung
BICKENBACH, Juni 2012 (pem), “To be or not to be“ – das unsterbliche Zitat und der geniale Poet, der die Zeilen schrieb, kommen einem sofort in den Sinn beim Stichwort „Englisches Theater“: So hoch Shakespeare-dramatisch geht es in der AG der Jahrgangsstufe 3 der Hans-Quick-Schule noch nicht zu. Ein anspruchsvolles Projekt nahmen die Schüler und Schülerinnen bei Nicole Natus im Oktober letzten Jahres trotzdem in Angriff. Als Fachbereichsleiterin für Englisch vermag sie mit sensibler Kompetenz einzuschätzen in welchem Maß sie die Mädchen und Jungen durch Fordern fördern kann. Alle hatten den Sprachunterricht mit Schuljahresbeginn erst aufgenommen. Entsprechend enthusiastisch ist noch der Wunsch, schnell darin heimisch zu werden, Neugier und Übungseifer verstärken einander. So wird Lernen zur „Gewinnstrategie“, mit der jeder individuell seinen Wortschatz erobert, vermehrt und aus dem Erfolg persönliches Kapital schlägt.
Seit einiger Zeit macht die Hans-Quick-Schule mit den im Rahmen der Ganztagsbetreuung angebotenen AGs zu verschiedenen Themenschwerpunkten äußerst positive Erfahrungen. Interessen wecken, ausbauen und weiterverfolgen, das Betonen der kreativen und musischen Bereiche eröffnet den Schülern auch für den üblichen Unterricht einen besseren Zugang. Der Spaßfaktor kommt in den Interessengruppen natürlich nie zu kurz. Das Gemeinschaftserlebnis festigt in pädagogischer Hinsicht die sozialen Kompetenzen. So eine kleine Theaterkompanie ist ein Paradebeispiel dafür: No people like show-people! Intensiv verfolgt die Schule fächerübergreifend das Motto “Bewegte Kinder, bewegter Kopf.“ Die Kombination von Bühnenaktion und Sprachfähigkeitsentwicklung stellt einen zusätzlichen Beitrag dar.
Wie viele große Schauspieler auf Weltbühnen machen ebenso die kleinen Mimen die Erfahrung, dass im Spiel Erkenntnis liegt: Das Stück „Something else“ beschäftigt sich mit der Problematik, die sehr vielen Kindern aus der eigenen Lebenswirklichkeit vertraut ist: Anders sein als andere. Passt man selber nicht zur Mehrheit, leidet man unter dem Gefühl der Ablehnung. Anderseits hat jeder schon einmal erlebt, etwas Fremdes, Unbekanntes aus Angst abgelehnt und von sich gewiesen zu haben…
Trotz der ernsten Thematik bleiben Akteure und Publikum verschont vom erhobenen Zeigefinger, der eindringlich auf die „Moral von der Geschicht´“ weist. Wie die unterhaltsamen literarischen Lehren der Fabeln, spiegelt auch hier die Tierwelt die Gesellschaft und das Wesen des Menschen. Längst hat man sich in der Artenvielfalt arrangiert, man kennt einander, weiß Bescheid. Als nun unvermittelt in diesem Kreise „etwas“ auftaucht, das anders aussieht, anders riecht, anders frisst, als alle, die einem irgendwie vertraut sind, schafft das schnell Einigkeit: Front machen, Abwehren, Abblocken und Mauern ist angesagt, das „Something“  gilt es fern zu halten. Es wird ausgegrenzt. Wie im richtigen Leben wiederholen sich Situationen und es kommt darauf an, damit umzugehen: wird ein Handlungsmuster daraus oder hat die Erfahrung gelehrt? 
Das seltsame „Something“ bekommt Besuch von einem noch seltsameren „Something else“: schlimmer Eindringling, nie gesehen, nur nichts mit ihm zu tun haben! Aber da ertappt sich „Something“ beim Vorverurteilen, unter dem es doch selber gelitten hatte. Auf den zweiten Blick folgt die Besinnung: Du bist genauso anders wie ich – warum also nicht Freunde sein? Ein Happyend mit Appell, der auch bei denen ankam, die das Vokabular noch nicht so sicher präsent haben.
Die Akteure bereiteten den Mitschülern ein kurzweiliges und fantasievolles Theatererlebnis. Das Bühnenherzblut floss in die Rollengestaltung: “Viele haben während der Proben ihre Textpartien noch selbständig erweitert und den Figuren auch mit den Kostümen Profil gegeben,“ freut sich die Regisseurin Nicole Natus über die Initiative, denn der Begeisterungsfunke war schnell übergesprungen. Die Spieler reichten ihn weiter ins Publikum und der herzliche Applaus konnte nur für die Zukunft ermunternd bedeuten: “Show must go on!“
Dieser Artikel erschien in der Juni-Ausgabe des Melibokus-Rundblick (Nr.156).

