Bauen und Wohnen, Zwingenberg und Rodau

Ulrike Fried-Heufel (re.), und Ingrid Krimmelbein eröfneten die Ausstellung „100 Jahre Bauhaus“ im Zwingenberger Museum. Foto: soe
23. September 2019 

Bauhaus in Zwingenberg

Spurensuche in der Stadt – Fotoausstellung im Heimatmuseum

ZWINGENBERG, September 2019 (erh), Vor 100 Jahren wurde das Staatliche Bauhaus in Weimar gegründet. Der Architekt Walter Gropius, Gründer der Kunstschule, führte mit seinem Ansatz Kunst und Handwerk zusammen. Künstler und Handwerker entwarfen und gestalteten gemeinsam Dinge des Alltags, von Lampen über Möbel bis hin zu Häusern, die praktisch waren und einfache Formen aufwiesen.

Von Weimar zog das Bauhaus 1925 nach Dessau, von dort siedelte die Einrichtung 1932 nach Berlin um. 1933 wurde die Kunstschule von den Nazis geschlossen. Der Einfluss von Bauhaus in Kunst, Architektur und Design hat sich bis in die Gegenwart fortgesetzt. Die funktionale Bauhaus-Architektur ist in vielen Neubaugebieten anzutreffen. Die Tischleuchte von Wilhelm Wagenfeld, 1924 entworfen, oder die Stahlrohr-Stühle von Marcel Breuer stammen aus der Bauhaus-Schule und genießen Kultstatus.

Der Geschichtsverein Zwingenberg und der Förderkreis Kunst und Kultur nahmen das Bauhaus-Jubiläum zum Anlass, zu einer fotografischen Bauhaus Spurensuche in Zwingenberg aufzurufen. Zehn Fotografen im Alter zwischen 16 und 81 Jahren folgten dem Appell und hielten ihre Funde mit der Kamera fest. Präsentiert wurden die Fotos in einer Ausstellung im Heimatmuseum in der Scheuergasse. Zur Vernissage Anfang September begrüßte Ingrid Krimmelbein rund 40 Besucher im Museum. Für die Vorsitzende des Geschichtsvereins bot die Vorbereitung der Schau, die Gelegenheit sich intensiver mit dem Bauhaus zu beschäftigen. „Für mich war Bauhaus immer quadratisch, praktisch, gut. Aber es steckt viel mehr dahinter“, sagte Krimmelbein schmunzelnd in ihrer Begrüßungsansprache.

Dass die Fotografien, befestigt auf großen und kleinen Holztafeln, in alten Gemäuern umgeben von historischen Zeugnissen aus der Zwingenberger Geschichte gezeigt wurden, beschrieb Ulrike Fried-Heufel in ihrer Einführung als ebenso spannende wie erhellende Gegenüberstellung. Das Heimatmuseum sei kein typischer, neutraler Ort für eine Bilder-Ausstellung mit sachlichen Inhalten, sagte die Vorsitzende des Förderkreis Kunst- und Kultur Zwingenberg. Gerade der Kontrast zwischen den Aufnahmen der Architektur- und Formsprache des Bauhaus auf der einen Seite sowie der individuellen Architektur des Museumgebäudes und der vielen Exponate aus der Heimatgeschichte auf der anderen würden dem Betrachter den Rationalismus der Bauhaus-Ästhetik besonders eindrucksvoll vermitteln.

Die Hobby-Fotografen machten sich im Stadtgebiet, aber auch in den eigenen vier Wänden auf die Suche nach Bauhaus-Motiven. Prominentestes Objekt ist das Fissan-Betriebsgebäude (heute Sitz der Brain AG), das 1934 im Bauhaus-Stil errichtet worden war. Das Fissan-Gebäude war Gegenstand zahlreicher Fotos im Museum, zu sehen waren ebenfalls Bilder der Wagenfels-Lampe oder der Stahlrohrstühle.

Tobias Faulhaber, Student aus Zwingenberg und eigentlich Hobby-Natur- und Landschaftsfotograf, steuerte zwei Aufnahmen bei. Der 20-Jährige blieb auf seinem Streifzug am Glasanbau des „Bunten Löwen“ hängen. „Ich wollte bewusst ein weniger bekanntes und fotografiertes Motiv einbringen“, erklärte er seine Auswahl.

Susanne Reimund, Schatzmeisterin des Geschichtsvereins, fand ihr Foto-Thema zu Hause. Beim Blick vom Balkon auf ein Neubaugebiet in Zwingenberg, waren ihr Häuser im Bauhaus-Stil ins Auge gestochen, erzählte sie. „Ich habe den Fotoapparat geholt und geknipst.“ Zwei ihrer Fassaden-Aufnahmen wurden in der Ausstellung gezeigt, die am 22. September endete.