Alsbach-Hähnlein

Margarete Reichow, hier mit ihrem eigenen Kunstwerk „Melibokus“, sorgte dafür, dass die 83 Aquarellbilder an den Wänden des Ausstellungsraumes gut zur Geltung kommen.
19. Dezember 2016 

Bilderblicke für das Bergstraßen-Jahr

Die malenden Mitglieder der „Kunstfreunde Bergstraße“ zeigten mit der Ausstellung im Hofgut Hechler ihre kreative Auseinandersetzung mit der Natur im Jahreslauf

ALSBACH-HÄHNLEIN, Dezember 2016 (pem), Ob Natur oder Kunst die wahre Schönheit hervorbringen, mag als philosophisch viel debattierte Frage in der Theorie ungeklärt bleiben. Bildende Künstler entziehen sich elegant der Problematik: Mit Künstlerblick lösen sie die schönsten Momente und Elemente aus der Umwelt und machen sie zum Gegenstand ihrer eigenen Bemühungen, das Schöne zu schaffen.

Harald Böhm stellte seine Arbeit mit den malenden Mitgliedern des Vereins „Kunstfreunde Bergstraße“ unter das Thema „Natur im Jahresverlauf“. Freilufteindrücke oder Stilllebenarrangements im Atelier dienten den „Schülern“ als Inspirationsquelle. Nach der Natur zu arbeiten, bedeutet nicht zwingend ihr Erscheinungsbild zu kopieren. Entscheidend ist die Umsetzung von Wahrnehmung. Jeder filtert mit seinem Blick aus einem Objekt das für ihn Bedeutsame heraus.

Die Kunst besteht darin, das Gefundene und als eigene „Wahrheit“ Empfundene in adäquater Weise zu Papier zu bringen. Das „Künstlerische“ an der Kunst, das Emotionale und Kreative kann man nicht lernen, wohl aber die nötige Ausdrucksfähigkeit, also die technische Handhabung. Bei Harald Böhm steht das Aquarellieren im Mittelpunkt. Seine eigentliche Aufgabe als Lehrer sieht er darin, jedes Talent individuell zu fördern, die persönliche künstlerische Handschrift zu erkennen und zum Stil zu profilieren. Dass das bestens gelingt, beweisen die Werke der einzelnen Künstler, die in ihrem Duktus immer unverwechselbarer und markanter wurden.

Da der Kern der Gruppe schon einige Jahre in Folge den Aquarellkurs besucht, vermittelt sich dem Betrachter der Jahresausstellung auch ein Gesamteindruck der Gruppe. Nach der Phase des Entdeckens und experimentierenden Aneignens der Technik, ist man bedeutend souveräner und selbstbewusster geworden. Augenfällig ist der Mut zur Farbigkeit. Mit bewährter Kompetenz und ihrem eigenen unermüdlichen Engagement hat Maggie Reichow einmal mehr dafür gesorgt, dass 83 Exponate einen guten Platz an den Mauern des Hofguts Hechler bekommen. Die reizvollste Zusammenstellung findet sich an der Themenwand. Alle Künstlerblicke richten sich auf dasselbe Objekt und der Betrachter bestaunt die Vielfalt der Resultate. Der Melibokus erscheint mal in geradezu bukolischer Lieblichkeit, bald löst er sich auf in Farbflächen auf oder expressive Striche in pastösen Dunkelfarbnuancen deuten ihn nur mehr an. Mit einem Rundgang durch die Ausstellung unternimmt der Besucher einen anregenden Bummel durch die Farbwelt der Jahreszeiten und Vielgestalt der Bergstraßenlandschaft.